2. November 2003

Dioe

Schlafwandlerisch hefeteigiger Nachtrag zu Dioe, Hamburger Festival für Kunst und Musik, im September 03, Ergänzung zu Spex 11/3 („Im Technolouvre“)

 

 

 

 

 

Musik ist nur für Musiker, Kunst ist nur für Künstler. Nein. Genauer. Modern Lovers Platten sind nur für modern Lovers, Malerei ist nur für Maler, Zeichnungen sind nur für Zeichner. Nein. Auch für Liebhaber. Ja. Und so kommt man vielleicht näher dran: Was ich liebe, ist mir nah. So sehr, dass nichts weiter dazwischen passen soll. Und wenn man nicht hart an seiner eigenen Abschaffung arbeitet, wird man großen Kummer haben mit Dioe. Und wenn man manchmal glaubt, dass Leute eine durchsichtige Kreatur bei sich führen, eine unabgeschlossene Arbeit, die nicht alleine im Dunklen bleiben kann. Und wenn man glaubt, es würde einem etwas vorenthalten, ein Geheimnis, eine Zumutung, eine Aufmerksamkeit. Und wenn man beim Betrachten der Bilder noch lieber die Hersteller sehen würde. Und wenn man sich zurückgewiesen vorkommt. Und wenn man an sich ein Exempel statuiert, sieht, was einem nicht gehört. Und wenn man sich klug vorkommt, weil man eine Anspielung versteht, wenn man anfängt zu überlegen, wer hier wem zu Füßen liegt, wer sich vor wem aufbaut und wer sich auf einer Wand ausbreitet, bis dass andere Knitterfalten vor Enge bekommen. Und wenn man wieder nicht versteht und die Musik nicht kennt, nicht wieder erkennt, nicht zum Strauß binden kann, was als Blume in einen Abend ragt. Und wenn einen diese typisch hamburgische Erregung, nämlich so eine Art körniges Schurren, eine sehr körperliche Probe aber wirklich nur eine Probe, auf ein Gefühl durch eine Bewegung, ganz krank macht. Dann ist man längst involviert. Es läuft alles hinaus auf eine verschissene Liebe. Zwei sind das meist, dazwischen die Kunst, und man glaubt die Arbeiten seien eine Pforte oder wenigsten der Abstellraum einer Person. Unsinn. Wenn man eine Arbeit liebt, ist alles ganz einfach. Wenn zwischen die Personen noch die Arbeit passt, ist irgendetwas schlimm und mysteriös, man weiß nicht mehr so recht, was man will. Und verwirrt sich und verlangt nach einem neuen Medikament, was alles in sinnige, gute, schöne, wahre Zusammenhänge brächte. Das ist der ernst zu nehmende Effekt solcher Ausstellungen. Eine irritierende Gier nach Sinn, der sich partout nicht einstellt. Damit kommt man sonst besser zurecht.

Ein Exponat war besonders geliebt wegen seiner Andersartigkeit, es erschien wie ein neuer Weg oder so etwas Ähnliches, später war klar, dass es sich um einen fest installierten Gegenstand des Raumes handelt. Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe ....