Bärbel Lücke

Bärbel Lücke

Aischylos, Aufklärung und Asylproteste in Österreich (und anderswo). Zu Elfriede Jelineks Stück Die Schutzbefohlenen[1]

1. Tagespolitische Initialzündung

Elfriede Jelineks vielschichtige postavantgardistische Kunst entzündet sich oft am sogenannten Tagespolitischen. Dafür gibt es im umfangreichen Oeuvre der Nobelpreisträgerin zahlreiche Beispiele, ich greife nur drei heraus: Stecken, Stab und Stang. Eine Handarbeit (1996) zu Morden an vier Roma im Burgenland; Das Lebewohl (Les Adieux) (2000), ihr Anti-Haider-Stück ; Bambiland/Babel (2004)zum Irakkrieg des George W. Bush.[2] Die Flamme, die dann in den Texten auflodert, ohne sie zu verbrennen, ist aber keineswegs eine tagespolitische Stichflamme, obwohl mancher sich das wünschen mag, dem politische, dekonstruktivistische, parodistische Kunst, wie jetzt der Entlarvung von Menschenrechtsverletzungen in den Schutzbefohlenen, nicht geheuer ist, weil alles, was z.B. in Wien rund um die Votivkirche geschehen ist, doch letzten Endes legal sei, jedenfalls von Seiten der Regierenden und Behörden. Jelineks Stück streut immer wieder Hintergrundwissen zu dem „Fall“ ein, auch Namen (Jelzin, Sberbank etc.), rollt es aber nicht systematisch auf, so dass ein informatives Puzzle entsteht. Das will ich hier zunächst zusammenzusetzen versuchen. Texte als Collagen sind ein künstlerisches „Markenzeichen“ Jelineks, aber es ist weniger die Collage, die formal interessant ist, als die Tatsache, dass alle Informationen, alle Zusammenhänge, alle thematischen Verflechtungen und Vernetzungen den Text als Gewebe ausmachen, bei dem das aus der Sprache Herausmodellierte zum Modell selbst, zu einem Paradigma für alltägliche Menschenrechtsverletzungen in Europa wird: Die Sprache selbst sprengt die nationalen Grenzen und stellt nicht allein Österreich, sondern das neoliberale Europa an den Pranger. Dafür sorgt auch der Mythos von Europa aus Ovids Metamorphosen[3], jener Nymphe, die sich vom Göttervater Zeus – in Gestalt eines Stieres – bestricken, verführen ließ, schließlich auf seinen Rücken schwang und entführt wurde. Jelinek pfropft immer wieder alte Mythen, antike Dramen, Wissenschaftsdiskurse und auch Triviales (z.B. die Ikea-Werbung, auf die Asylsuchenden bzw. die Blitzeingebürgerten Reichen bezogen: „Wohnen Sie schon, oder leben Sie noch nicht?“, 25) ihren Texten auf, flicht präexistierende Texte in ihre hinein, variiert und verwandelt sie. Immer werden dabei die Texte dekonstruiert, die fremden wie die affizierten eigenen. Hier ist es der Mythos von Europa, der qua Kontexteinschreibung und Überschreibung dekonstruiert wird: Denn auf welchen Gott als unwiderstehliches mächtiges Reit- und Zugtier ist Europa, der politische Kontinent, jetzt aufgesprungen? Wohin hat es sich entführen lassen von seinen Finanzgöttern, zum Beispiel? Wozu hat es sich verführen lassen? Verschmolzen mit dem Mythos der Nymphe Io, die von Zeus in eine weiße Kuh verwandelt wurde, ist Europa („Europa, nein io, Ich, der südliche Mensch […], von einem Gott geschwängert“, 27) selbst die Kuh, und die Götter sind die mächtigen Konzernherren, die, die geschwängerte Kuh weidend („Demokratie, ihre Hufe, die hinweggleiten über uns“, 19), das Weideland Demokratie zertreten. Das Modellhaft-Paradigmatische der Jelinekschen Kunst erhebt den Inhalt der Texte, weil es durch die Sprach-Form die alltägliche Sprach-Norm überschreitet, zu etwas Allgemein-Gültigem (nicht gemeint ist damit allerdings das Zeitlos-Gültige im humanistisch-metaphysischem Sinne), weil es qua Intertextualität[4] verbindet und vernetzt, verflicht und verwebt: Im Falle der Schutzbefohlenen werden die Asylproteste in Wien mit der ältesten uns erhaltenen Tragödie überhaupt, mit Aischylos’ Drama Die Schutzflehenden (bei dekonstruktiver Sinnverschiebung bleibt die Verflechtung hörbar, lesbar, spürbar), verschränkt, und in beiden Fällen geht es tatsächlich um Asylsuchende, 500 v.Chr. wie im Jahr 2012/13 n.Chr..

Aber zuerst zur Tagespolitik. „Asyl: Lieber unbeheizte Kirche als altes Kloster“ lautet die Überschrift eines online-Artikels vom SRF, und es folgt: „Nicht nur in der Schweiz, auch in Österreich geben Auffangzentren für Asylsuchende zu reden.“[5] Die Situation: In der Votivkirche mitten in Wien sind etwa sechzig junge Männer aus Pakistan, Nordafrika, Afghanistan in der eiskalten Kirche im Hungerstreik. Die geschwächten Menschen protestieren gegen das österreichische Asylrecht, das ihnen die Arbeitssuche und die Mobilität verbietet, sie stattdessen, wie in vielen reichen Staaten Europas üblich, in überbelegte, menschenunwürdige Unterkünfte wie Tiere einpfercht, wo sie auf ihre bürokratisch oft lang hinausgezögerten Verfahren warten. Trotz ihrer Einspruchmöglichkeiten haben sie wenig Aussicht auf schnellere Verfahren, da die Asylbehörden chronisch unterbesetzt sind und die Chancen auf Asylgewährung gering (besonders bei Pakistanern, da Pakistan als „sicheres“ Land gilt, so dass Rückführungen eher möglich sind. Ein östereichischer Fall, aber kein besonderer Skandal, da sich die Fälle überall in Europa wiederholen und einander gleichen, denn es gibt Frontex[6], das vielen Staaten vieles „erleichtert“. Und Asylproteste gibt es auch in Deutschland.[7] Die Asylsuchenden in der Votivkirche haben die Unterbringung in einem nahen Kloster abgelehnt, weil sie sich in der Stadt mehr Aufmerksamkeit erhoffen, denn ihr Lager vor der Kirche mit den wenigen Habseligkeiten hat man bereits geräumt. Aber die österreichische Innenministerin sieht keine Chance auf Änderung des Asylrechts.[8] Die Globalisierung macht zwar weltweite Wetten auf Rohstoffe und Lebensmittel möglich, aber die Verlierer der Zockerei sind nirgendwo erwünscht – siehe Frontex. Neoliberalismus und Neokolonialismus bescheren einer Minderheit von Zockern, Bankern und global agierenden Konzernen unermesslichen Reichtum: Die „Überflüssigen“[9] sind eher ein Ärgernis, ein „Collateralschaden“ der globalen Finanz- und Ausbeutergesellschaften (die „Geschäftsmodelle“ von Steueroasen, Steuerhinterziehungen, Scheinfirmen, Zinsmanipulationen sind gut dokumentiert, ohne das bislang viel geschähe). Und „der“ Staat? Williger Gehilfe der Finanzvollstrecker? Angela Merkels „marktkonforme Demokratie“[10] spricht für sich. Wie die Beispiele von Griechenland, Spanien, Portugal zeigen, sind die Staaten derzeit nicht einmal Notversorger der Gestrandeten. Stattdessen: „Schöne neue Welt“ der Reichen und Superreichen neben den Lohnsklaven in den Schlachthöfen bei uns, in Bangaldesch in den Textilfabriken, zum Beispiel. Baden die Völker Europas vielleicht im Heideggerschen man, im mainstream des öffentlichen Geredes und spielen carpe diem (Heidegger erwähne ich hier deshalb, weil Jelinek sich in ihrem Stück maßgeblich auf ihn bezieht)? Jelineks vielstimmiger Text berührt alle diese Fragen sowohl direkt als auch als Leerstelle. Die Stimmen, die in ihrem Textnetz zur Sprache kommen, sind (fast so) vielstimmig wie das digitale Netz. So kommentiert ein Schweizer Bürger den srf-Text im Netz so: „Noch schlimmer“ als die Lage der Asylsuchenden sei „diese Ohnmacht“ der Bürger, und er plädiert für eine „konsequente Haltung gegenüber solchen Asylanten“, die „Entwicklung abgelegener Zentren“ und eine „sofortige, begleitete Rückschaffung.“[11] Die neoliberale Markteuphorie, die Abschottung vor den Fremden als deren hässliche Kehrseite verstellen den Blick für das Versagen der Politik, dem Markt wieder Rahmenbedingungen gerade deshalb zu setzen, weil nicht Rationalität, sondern irrationale Entscheidungen das Marktgeschehen bestimmen. Jelinek aber lässt die Asylsuchenden in der Wiener Votivkirche sprechen und gibt ihnen damit ihre menschlichen Stimmen zurück. Diese Stimmen sind zugleich überlagert von anderen Stimmen und Diskursen, und sie gehen zudem in die Stimmen der Gegner, der Finanzmächtigen, der Empörten aus allen Lagern über. Jelinek verwischt die Stimmen, verzerrt sie. Aber sie bringt in den Kunststimmen, den künstlichen Stimmen die Wahrheit zur Sprache, die Wahrheit über diese Gesellschaft, für die sich „die“ Gesellschaft selbst blind und taub macht. Heideggerianisch ausgedrückt, strahlt aus den vielen Stimmen aletheia, die Wahrheit, der „wahre Sachverhalt“, als Unverborgenheit. Es gibt aber eine führende, mächtige Stimme, als Ich- oder Kollektivstimme, und das ist die Menge der Flehenden, der Schutzflehenden und Bittenden, die zugleich jene aletheia aus der Sprache, aus den Sachverhalten selbst, herausarbeitet. Die sich häufig endlosschleifenhaft wiederholenden Klagen, Bitten und Anrufungen erinnern auch an eine Litanei, vielleicht mehr im redensartlich gebrauchten Sinn von Litanei (eine altbekannte Sache ständig wiederholen, das oft Gesagte immer wieder herunterbeten), aber vielleicht lohnt es sich, der Litanei im engeren Sinn auf den Grund zu gehen.

2. Eingebettete parodierte Litanei

Litaneien, wie etwa die Lauretanische Litanei aus dem 16. Jahrhundert, sind Gebete mit wiederholenden Formen der Anrufung. Diese Anrufung wird vom Vorbeter vorgetragen, die Antwortbitte wird in Variationen von der Gruppe der Beter wiederholt.[12] ‚Litanei’ selbst kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Bitte, Flehen“.

Erfüllen Jelineks mindestens doppelgesichtige gesichtslose Stimmen (sie könnten auch einen antiken griechischen Chor bilden, die Anspielung an Aischylos deutet darauf hin, vgl. Kap. 3) einige dieser für die Litanei angeführten Kriterien, wenn auch in angedeuteter und zudem pervertierter Form? Immer wieder, durch das ganze Stück hindurch, gibt es Bitten, gebetsförmiges Flehen, Anrufe: „ihr Engel plus du, lieber Himmelvater: Was sollen wir machen gegen euch?“ (2) – ich zitiere die parodierte Form zuerst, denn hier hat sich leicht erkennbar die demütig-gläubige Bitte der Litanei zu spottgetränkter, resignativer Ohnmacht verschoben. Die Unterkunft in einer christlichen Kirche lässt die Andersgläubigen fragen (und es kann sich auch jede LeserIn angesprochen fühlen): „Können Sie uns bitte sagen, wer, welcher Gott hier wohnt und zuständig ist?“ (2) Die gleichförmigen Bitten und Anrufe der Litanei werden hier formal subvertiert: Es ist also eher der Bitt- und Anrufcharakter selbst – in pervertierter Form –, der den Charakter der Litanei evoziert: „wer auch immer du bist, du, du, Jesus, Messias, Messie, egal […], aufgenommen hast du uns nicht, wir sind ja auch von selber gekommen […], als schutzflehender Zug“ (2). Die lautlich-semantische Verschiebung von „Messias“ zu „Messie“ führt parodistisch das Dogma des einen Gottes, das jede Religion für ihren Gott reklamiert, ad absurdum, macht aus dem Dogma des Einen a sort of mess, eine Unordnung in der vermeintlichen Ordnung des Urprinzips des Unum Deum. Das Bittgebet bzw. die flehende Anrufung der Litanei wird aber auch dadurch pervertiert, dass die Absenz oder Supplementierung einer transzendenten Macht vor allem dadurch deutlich wird, dass „Gott“, der Herrgott, zum „Herrn Gott“ (3) und dem Repräsentanten weltlich-monetärer Macht zugeschrieben wird, in der Hauptsache dem österreichischen Unternehmer, Mäzen, Parteiengründer (all diese Funktionen werden im Text erwähnt, z.B. auf den Seiten 20 und 28) und Multimillionär Frank Stronach[13]. Je weiter der Text fortschreitet, desto mehr verdichtet sich die Fixierung quasi-religiöser Anrufe auf ihn: „Du Herr, du Herr in der Schweiz, in Kanada, im Ösenland, du Herr der Ersatzteile“ (17) – ironischerweise ist der Herr der Auto-Ersatzteile, des Magna-Konzerns in Kanada, mit Scheinwohnsitz in der Steueroase Zug in der Schweiz (16), seinerseits Ersatz, Stellvertreter des himmlischen Gottes, der seine Macht auf Erden allerdings allein in der Gestalt mächtiger Konzernherren auszuüben scheint („der Herr Gott hat das veranlaßt, denn in Allmacht herrscht er“, 30), und genau so nehmen ihn die Asylsuchenden wahr, den Gott der Fremde: als Gott des Geldes, als parteiischen Gott der Ökonomie und als Gott der Reichen („wir zählen wenig und zahlen auch wenig“, 22). Immer dichter werden die Anrufungen an den Herrn des Geldes, der es möglich machte, zwei reichen und berühmten Russinnen (mit Anspielung an Aischylos: „diese Töchter müssen nichts vorweisen“, 14) zur Blitzeinbürgerung zu verhelfen. Muss ein so mächtiger Gott den vielen Unbedeutenden, die sich nicht selbst helfen können, nicht erst recht helfen? Also flehen sie: „du Herr des schiefgegangenen Autokaufs“ (17), „o Herr […], verrate uns Flüchtlinge nicht […], bitte blechen Sie auch für uns […], nicht nur für Blech [von Opel, B.L.]“ (19), und immer so weiter, gebetsmülenartig. An dem „Herrn“ aber prallen alle Bitten ab, sofern er sie überhaupt hört. Und so intonieren die Flehenden vorsichtshalber: „jetzt sind wir in dieser Kirche […], dank dem Herrn Gott, dank dem Herrn Präsidenten“ (3). Aus all dem Flehen folgt aber nur die Erkenntnis: „Der Horizont wird zum Nichts“ (3), „Wir sind gekommen, doch wir sind gar nicht da“ (32) und die parodierte Frage des „Vorbeters“: „Gibt es den Herrn, den allumfassenden?“ (4) Die „Gläubigen“ antworten: „Nein, es gibt ihn nicht“ (4). Der allmächtige, aber nicht allgerechte („Allgerecht bitte du auch sein, du Staat sein“, 18) Gott, dessen Name nicht fällt, der, wie jeder weiß, Frank Stronach heißt, „umfasst“ nur die Geldgläubigen, Kapitalkräftigen und Berühmten: die Jelzin-Tochter, den schönen Opernstar Anna Netrebko, deren Name auch nicht fällt; denn Geld, Ruhm, Macht und Einfluss sind diesem Gott alles. Jelinek spielt dekonstruktiv immer wieder mit Supplementarität, indem sie die Flehenden und Angerufenen jeweils zu „Stellvertretern von Stellvertretern von Stellvertretern“ (6) macht: So bezeichnen sich auch einmal die Schutzflehenden, die die Stellvertreter anderer Flüchtlinge, Ausgebeuteter, Notleidender sind – eine infinite Schachtelung, die aus der Sicht der Götter gerade verhindert, dass man ihnen gibt, was ihnen zusteht. Aber was steht ihnen zu? Der „allaufnehmende“ (4) Stellvertreter-Gott Stronach, „Stellvertreter der Herren in diesem Land“ (5), nimmt nur die Reichen auf, die Geld bezahlen können für ihre Blitzeinbürgerungen, nur die, mit denen Tauschgeschäfte möglich sind: Er ist ein Gott des Potlatsch, der Gabe und Gegengabe, ein Gott des Profits, der „Herr Gott“ aus Kanada, der dort den Zulieferkonzern für Automobile Magna besitzt und mit der russuischen Sberbank (20) gerne die Opelwerke in Bochum gerettet (19), wenn nicht der Mutterkonzern General Motors genau das verhindert hätte (18). Der Kornzern-Gott ist mächtig, aber vielleicht doch nicht allmächtig. Diese „Hintergrundgeschichten“ sind nicht mehr Teil der Litanei-Parodie, sie gehören zur Struktur des kommentierenden integrierten Chores. Zur Litanei ein kleiner Nachtrag: Parodistisch entstellt werden nicht nur die Ehrenbezeugungen und Anrufungen an den „Gott“ und die sich wiederholenden Bitten um Decken, Essen, Arbeit, Gehör, Teilhabe. Zur Parodie gehört wohl auch, dass die Stimme des „Vorbeters“, der die Antwortbitten anführt, und Mitbetern, die sie wiederholen, verwischt sind. Es bleiben flüchtige Strukturelemente, die von denen des antiken Chors überlagert werden.

3. Eingebetteter antiker Chor: Aischylos’ Die Schutzflehenden und Ovids Metamorphosen

Hat der antike Chor die klar erkennbare Struktur von Parados (Einzugslied), Stasima (Standliedern), Wechsel von Sprechpartien und Chorgesang etc., so liegt bei Jelinek eher eine zitathafte Spurenfolge dieser Struktur mit dekonstruktiven Verschiebungen durch Aufpfropfung neuer Texte und Kontexte vor[14]. Wie Ulrike Haß herausstellt, „entspricht die vielstimmige, plurale Figuration des Chorischen, wie sie in der antiken Tragödie in der Funktion des Schon-da vorliegt“, den „[f]luiden, wechselhaft gegeneinander und ineinander übergehenden Sprecherinstanzen“[15] bei Jelinek. Das erste Standlied, etwa bei Antigone, assoziert man vage, wenn die Asylsuchenden, ihre Situation reflektierend, zu Beginn sagen: „Das Wißbare aus unserem Leben ist vergangen […]. Es ist nicht nötig, etwas in Begriff zu nehmen. Wir versuchen, fremde Gesetze zu lesen“ (2). Es gibt andere Koinzidenzen, inverse Parallelen. Wenn eingangs gesagt wurde, dass Jelineks Kunst sich am Tagespolitischen entzündet, so gilt für die antike Tragödie, dass es von der Staatsgewalt abhing, „ob ein Stück überhaupt aufgeführt werden […] konnte; das Drama war dem politischen Kräftespiel des Tages unterworfen.“[16] Von den Schutzflehenden (bei Jelinek heißt es: „Wir sind die Unangekündigten. Wir sind die Schutzflehenden“, 32) weiß man, dass da, neben dem Chor, bereits zwei Schauspieler auf der Bühne waren (A, 27): Jelinek spielt mit Einzel-und Chorstimmen. Das Stück des Aischylos ist zudem Teil einer Tetralogie (mit dem Satyrspiel). Die eigentliche Trilogie besteht bekanntlich aus drei Tragödien aus dem griechischen Sagenkreis, so dass sich „ein großes Schicksal in drei Fortsetzungen […] vor dem Zuschauer abrollt“ (A, 28). Auch Jelinek rückt das Schicksal der Asylsuchenden in der Kirche, die dem Volkszorn und der Abwiegelung der Politik preisgegeben sind[17], ironisch in die Nähe des Tragischen (denn „(Konzern-)Götter“ haben ja ihr Schicksal verhängt), das wiederum mit Heideggerscher Begrifflichkeit verschmilzt: „Schauen Sie“, klagen die Flehenden („ich flehe zu Ihnen“, 3; „wir flehen, wir flehen“, 4 – ad infinitum), „da werden zwei unserer Verwandten geköpft“, und sie hadern mit diesem „schwer zu enträtselnde[n] Geschick“ (3). Wie die antiken Helden schwanken sie zwischen dem Gefühl von Schuldlosigkeit und Schuld: „unsre schuldlose Flucht, die Sie ja als Flucht vor Schulden darstellen“ (5) und: „wir stehen ja selbst in der Schuld unsres Gottes“ (5): Ein zugleich Schuldlos-schuldig sein. Schuldig sind die Helden in der antiken Tragödie aufgrund der aristotelischen Harmatia, denn ohne diese schuldhafte Verfehlung (ohne diesen kleinen Fehler) würden die Götter keinen Schuldspruch verhängen (dem dann aber maßloses Unglück folgt). Auch die Schutzsuchenden bei Jelinek sagen: „Von alter Blutschuld, die grauenhaft der Erde Schoß entwich […], kann niemand befreit werden“ (7). Lévinas deutet das modern und zugleich in Anbindung an das Archaische, als „Blockierung durch sich selbst und das Leiden daran […], eine „Verschuldung“ vor jeder Kreditaufname, eine nicht übernommene, nicht abgetragene, archaische Verschuldung“[18]: Hier werden das Monetäre und das Religiöse (wie bei Jelinek im semantischen Spiel von Schuld und Schulden) im Begriff des Kredits in Eins gesetzt. Im Stück stehen die Schutzbefohlenen, die zugleich die nicht gehörten Schutzflehenden sind, demütig um Erbarmen bittend: „Denn kecke Rede ziemt den Unglücklichen nie“ (5), aber sie wissen auch, dass das Monetäre die zentrale Rolle spielt: „es muß immer gezahlt werden, um die Einzigartigkeit eines Menschen zu respektieren“ (12). Die archaisierend-hohe Sprache gleitet immer wieder ins Ironische ab: „Erbarmt euch, bevor Gefahr uns erdrückt, bittebittebitte“ (5) – infantilisiert werden aber mehr die korrupt-gierigen Götter (der „Gott“ Stronach) und die subalternen Götter, die „Schwerstrafenden in den Behörden“ (2) als die Schutzflehenden selbst.

Das Fremdsein im ungastlichen Land ist das Thema der Tragödie von Aischylos – ein Schicksal, das die Asylsuchenden im reichen Europa des 21. Jahrhunderts ebenso trifft: „Da liegt einer“ (in der eiskalten Kirche, im Zeltlager vor der Kirche), „erfüllt vom Namen des ewigen Verhängnisses, fremd zu sein“ (6); denn: „Vor uns, dem Barbarenschwarm, weichen sie alle zurück“ (7) – die Barbaren, das waren den Griechen ja alle Fremden, unabhängig von ihrer Zivilisation, allein auf Grund ihrer Sprache. Barbaren sind uns heute die Fremden wohl immer noch, „Wilde“ (7). Und Xenophobie reagiert mit „Willkür“ (7). Aber das Menschenrecht wird den Asylsuchenden verweigert, das Recht auf Aufnahme und Schutz. Denn weil es die Menschenrechte (vgl. Kap. 4) gibt, sind sie die Schutzbefohlenen, nicht nur die Schutzflehenden. Antikes und zeitgenössisches Drama verlaufen aber invers: Die Schutzflehenden bei Aischylos bekommen Bleiberecht und Schutz, den Schutzbefohlenen bei Jelinek wird das Bleiberecht vorenthalten, sie bleiben die Flehenden, die Unerwünschten, ja, Verfolgten und Verfluchten: „statt dessen nennt ihr uns fluchempörte Brut, Brut, Brut! Wie Tiere! Ausländerbrut!“ (7) Ist in der antiken Tragödie der Fluch durch die Götter verhängt, wird hier die Diskriminierung der Fremden, seine Heimatlosigkeit selbst zum Fluch. Heidegger, dessen Fundamentalontologie Sein und Zeit (1926) im Stück eine prominente Rolle spielt (vgl. Kap. 5), hat das im Brief Über den Humanismus (1949) rückblickend prognostiziert: „Die Heimatlosigkeit wird ein Weltschicksal. […] Die Gefahr, in die das bisherige Europa immer deutlicher gedrängt wird, besteht vermutlich darin, daß allem zuvor sein Denken – einst seine Größe – im Wesensgang des anbrechenden Weltgeschicks zurückfällt […].“[19] Das Denken Europas ist begründet im Wesen der Werte, die heute als Menschenrechte weltweit postuliert werden, und neben Heidegger ist der Menschenrechts“diskurs“ in Jelineks Stück strukturbestimmend: Das Zurückfallen im „Denken“ Europas ist genau der Verrat an den Menschenrechten, der an den Asylsuchenden wie im Brennglas deutlich wird, wobei Brennglas sowohl die Lupe meint als auch den Kollektor der Sonnenstrahlen, der auch ein Feuer entzünden kann – die Metapher vom Sich-Entzünden am Tagespolitischen kehrt hier wieder in der Heimatlosigkeit und Schutzlosigkeit der Asylsuchenden als politischem und sozialem Brennpunkt. Um diese Brennpunkte aufblitzen zu lassen, vermischt Jelinek ironisch christliche Symbolik und griechische Tragödie, z.B. die Blutschuld des antiken Dramas mit dem biblischen Begriff der Sünde: „So nennt ihr uns und wendet sühnende Mittel des Landes an, wo gar keine Sünde geschehen und das Land gar keine Mittel mehr hat“ (7). So wie die Worte sinn-verkehrt werden, wird auch der Blutschuldgedanke sinn-verkehrt (das Jelineksche Verfahren der Inversion, um den „Sinn“ des Gedankens zunichte zu machen, dass alles Verhängnis und Schuld der Opfer sei): So haben nicht diejenigen Blutschuld auf sich geladen, die die Angehörigen der Asylsuchenden geköpft haben, sondern die Schutzflehenden selbst, die so gleichsam in einer Reihe mit den vom Verhängnis Heimgesuchten im griechischen Drama stehen: „Von alter Blutschuld, die grauenhaft der Erde Schoß entwich […], kann niemand befreit werden“ (17). So werden auch die Schutzbefohlenen noch in anderem Sinn zu den „Stellvertretern von Stellvertretern von Stellvertretern“, der so oft im Text verwendeten seriellen „Formel“: Sie werden zum antik-zeitgenössischen platonischen Sündenbock (Pharmakon[20]) in Derridas dekonstruktiver Weiterentwicklung, sie werden zum christlichen Sündenbock Jesus, der stellvertretend für die Sünde, die Schuld aller büßt. Die Asylsuchenden selbst aber klagen, die Fallhöhe von Gott zu Mensch jäh wieder über die Sprache bewusstmachend: „Wir haben keine Vertretung, wir werden getreten“ (11). Auf den Appell, den die Verknüpfung von Aischylos und Asylbewerber-Drama heute darstellt, wurde schon hingewiesen. Denn den „[m]it der Waffe der Flehenden“ (A, 56) Kämpfenden bei Aischylos wird ja Asyl, Aufnahme und Schutz gewährt: Die „Waffe der Flehenden“ sind dort die „mit Wolle umwundenen Zweige“ (A, 63), die Jelinek mit der Sintflut-Geschichte der hebräischen Bibel amalgamiert, mit dem Ölzweig, den die Taube im Schnabel trägt, um das rettende Land anzukündigen. Im Stück heißt es, die serielle Stellvertreter-Formel[21] wiederum aufmehmend: „Die Taube eine Stellvertreterin einer Stellvertreterin einer Stellvertreterin […], zu der ruf ich betend“ (6). Aber die Gegenstimme im Agon von Flehenden und Abweisenden des postmodernen Chores bei Jelinek antwortet: „Sie ewig Umnachteter, gehen Sie zurück mit Ihrem blöden Zweig zu Ihrem Gott“ (9). Und auch hier verkehrt sich das Symbol des Ölzweigs der hebräischen Bibel, wenn die Asylsuchenden schließlich nur noch fragen: „ oje, wo kriegen wir jetzt Reisig her, Ölzweige […], um uns wieder flottzumachen, unsre Flotte wieder in Gang zu kriegen?“(23). Ausweisung statt Aufnahme und sicheres Ufer. Den Schutzflehenden sitzt die „Bremse“ im Nacken, die schon bei Ovid Io, die Nymphe, peinvoll in die Flucht trieb und die auch bei Aischylos eine wichtige Rolle spielt: Im Stück werden die Asylsuchenden und die Gegner mit den antiken Mythen überblendet bzw. palimpsetisch überschrieben, und zwar so, dass die Geschichte von Jupiter und Io dem „Gott“ Stronach-Jupiter („Die vom Blitz Eingebürgerten“, 24) und der Nymphe Jelzin-Tochter-Io („Einbürgerin dieser Tochter einer Kuh, nein, eines Stiers“, diesmal namens Jelzin, „diese Nymphe“, 16) aufgepfropft wird: Zeitgeschichtliche Korruptionsgeschichte und Mythos werden überlagert und dadurch auch inhaltlich-strukturell einander angenähert; denn die Mythen unserer Zeit werden vom Walten der mächtigen Willkür-Götter der Ökonomie bestimmt. Im formal wie thematisch Uralten das Heutige anzusiedeln, bedeutet, im Zeitgenössischen das uralte Menschheitsdrama von Flucht und Abweisung, Ausweisung aufscheinen zu lassen. Die Handlungen (denn Mythos bei Aristoteles heißt Handlung) assoziativ zu verknüpfen, ist zugleich eine Absage an allen Sinn in der Geschichte als linear verlaufender Heilsgeschichte, an Geschichte als humanistischer Fortschrittsgeschichte der „Menschheit“; es ist die Vernichtung des Sinns, den alle Ideologien stiften wollen. Die assoziative Sinnvernichtungsmaschine der Jelinekschen Texte als Texturen beschwört die Nietzschesche Wiederkehr des Gleichen, aber wohl ohne die dionysische Bejahung, wie im Internetroman Neid.Privatroman[22] verhandelt wird. Es ist eine Gespensterhaftigkeit der Geschichte, die die Umkehrung der Metaphysik ist; bei Nietzsche noch mit metaphysischer Einfärbung der Immanenz, die den Willen transzendiert: „Die Vergangenheit zu erlösen und alles „Es war“ umzuschaffen in ein „So wollte ich es!“ – das hieße mir erst Erlösung.“[23] Die Erlösung bestünde aber vielleicht jenseits des christlichen „Jargons“ in der Übernahme der Verantwortung („So wollte ich es!“) der Menschen bzw. Staaten für die Geschichte – ohne die Stellvertreter-Ideologien der Entlastung. Die Kornzern-Götter von heute jedenfalls versprechen keine Erlösung, sarkastischerweise auch nicht die vom Gottsein selbst: „der Konzern, der endlos ewigen Zeiten Herrscher über uns alle, erlöste ihn nicht, erlöst Gott, unseren Herrn nicht von seinem göttlichen Atem“ (28). Die Vernichtung ideologischen Sinns in der assoziativen Verflechtung der Mythen – wie also sieht sie aus?

Die Geschichte von Jupiter und Io begründet in den Schutzflehenden des Aischylos das Götterrecht der Danaidentöchter, das Land ihrer Ahnmutter Io, Argos, zu betreten und auf ein Bleiberecht zu hoffen. Bei Jelinek wird es nur den beiden (Danaiden-)„Töchtern“ aus Russland, der Jelzin-Tochter und dem Opernstar, gewährt. Aus dem Götterrecht der Antike ist das (hier willkürlich missbrauchte) Menschenrecht der Neuzeit geworden. Wenn die Danaidentöchter bei Aischylos den Mythos von Io dem König von Argos in Erinnerung bringen, beschwören sie die Macht des Göttervaters Zeus: „Von Hoffnung, turmeshoch/ Die Menschen stürzt er, sie sind un-/tergangsgeweiht“ (A, 58), und Jelinek verknüpft noch Aischylos ironisch, um keine neuen Sinnstrukturen zu initiieren, mit Hölderlins Gedicht Hyperions Schicksalslied („wie Wasser, geworfen von Klippe zu Klippe, aber nein, von Staustufe zu Staustufe“, 11), ebenso mit dem Schicksal des Hirten Argus, der die in eine weiße Kuh verwandelte Io mit seinen hundert Augen bewachte und der bei Ovid von Merkur, dem Sohn Jupiters, getötet wird: Dem Schlafenden schlägt er das Haupt ab, „stößt den Blutenden vom Felsen hinab und befleckt die steil abfallenden Klippen mit Blut“[24] – die Assoziationen zu Hölderlin werden hier noch einmal deutlich, und ebenso ist die Verbindung zu den enthaupteten Cousins der Asylsuchenden evident. Aber Io wird schon bald neues Leiden geschickt: „[Saturnia] senkte einen verborgenen Stachel in ihre Brust und scheuchte die Flüchtige um die ganze Welt“[25]. Bei Aischylos wird daraus die Bremse: „Pelasgos. Welch andres Leiden schuf sie dann der armen Kuh? Chor. Die Bremse, die die Kuh in wilde Flucht verjagt.“[26] Hat im antiken Drama jede wetteifernde Partei eine Chorführerin, so bilden eben bei Jelinek diverse Stimmen das Gegeneinander dieser Parteien: Der immanente Agon wird deutlich von Ich-Stimme wie kollektivem „wir aber“, „wir aber“ und immer wieder „wir aber“ gegen die Widersacher der Asyl Begehrenden: „wir aber, wir aber, ein sprechender Zug ins Nichts […], wir aber, hängend der seufzenden Kuh im schneeigen Nacken“ (14) – für die Widersacher sind sie nichts als eine Last. Immer wieder werden Aischylos und Ovid mt dem Schicksal der Menschen in der Votivkirche verbunden, aber so, dass eine Umdeutung der Figuren, ihre Umkehrung erkennbar wird: „wenn die Enkelin dieser hochbeglückten Kuh […] hinweg, auf entlegene, wenn auch fette, Weiden geschleppt“ – die Jelzin-Tochter Io als göttlich und priveligiert; dagegen: „wir aber, uns schaut man an […], weil wir diesen Rasen vor der Kirche plattgemacht haben“ (14) – die fetten Weiden sind nur für die den Göttern Nahen, für die von den Göttern Ausgewählten. Gott Stronach, der Gott der Korruption: „Sein eigener Konzern, der Zulieferer […], der genügt ihm nicht mehr […], der hat sie geholt und bezahlt, denn üppiger nirgends das Gras, und den Hirten erfreut jeder Schatten“ (22). Die Geschichte von der „Bruchbude […] im Burgenland“ (13), die die Blitzeingebürgerte, die Jelzin-Danaiden-Tochter, angeblich als Nachweis ihres Wohnsitzes vorweisen musste, wird immer wieder als Zwecklüge entlarvt. Die Geschichte vom Gott Stronach und Io-Jelzin-Tochter, die kein Stachel, keine Bremse jemals in die Flucht getrieben hat, wird immer wieder zum sprachlichen Weideland der sarkastisch abzugrasenden Wahrheit, die Autorinstanz zum Hirten Argus mit den hundert Augen: „Jupiter […] und Io sind das mindeste, was mir dazu einfallen sollte, und eine Bremse, welche ausgesandt wurde wie wir nicht, wir kamen freiwillig“ (23), und als dieses Weideland der Wahrheit schon fast abgegrast ist, sagt der so modeste wie aufrührerisch-utopisch gestimmte, sonst so resignative auktoriale Erzähler-als-Chor mit Rosa Luxemburg: „Die Freiheit endet dort, wo Ihre beginnt, jawohl, aber Ihre beginnt nicht, dafür werde ich schon sorgen, und meine endet nicht“ (10). Auch durch die Sprachbrüche wird das Gehör der Verhärteten, der Finanzgötter, der wahren Regierenden, offenbar nicht aufgebrochen: „sie [Io, die Gotterwählte, B.L.] ist durch Zahlung eingebürgert, die andre durch Singung [Netrebko, B.L.]. Nicht so wie wir, wir haben Gründe, aber es sind keine Rechtsgründe. Wo das Recht aufhört, hört der Grund auf […], das ist die Rechtsgrundstücksgrenze“ (16). Und so wird die Sprache selbst in ihren gebrochenen, aus Scherben neu gefügten Wörtern zum Spiegel gebrochener, mit Füßen getretener, pervertierter Menschenrechte.

4. Der „Diskurs“ der Menschenrechte

Es mag als seltsame Koinzidenz anmuten: Fast zeitgleich dazu, dass Elfriede Jelinek ihr Stück auf ihre Homepage stellt, widmet DIE ZEIT anlässlich einer Äußerung des deutschen Altbundeskanzlers Helmut Schmidt einen ganzseitigen Artikel den Menschenrechten. Man kann Schmidts Diktum, er sei dagegen, „dass die westliche Kultur sich zum Fürsprecher macht […] für die ganze Menschheit und in Wirklichkeit noch nicht einmal im Auftrag von einem Bruchteil der Menschheit redet“[27], durchaus als gefährliche Relativierung, als numerisches und geographisches, als politisches und kulturelles Kalkül, das die Universalität der Menschenrechte zur Disposition stellt, ansehen, auch wenn der Autor des Artikels das in Hinsicht auf Schmidt so nicht sagt. Winkler zeigt an der Geschichte der Menschenrechte selbst auf, dass sie zwar eine Errungenschaft des Westens sind, ihre postulierte Universalisierung aber ebenso unveräußerlich zu den Menschenrechtsdeklarationen gehört, wie sie selbst unveräußerlich sind und nur in ihrer philosophischen Begründung und staatsrechtlichen Verankerung sinnvoll. Winkler verweist auf „die von der UN einberufene, von 171 Staaten beschickte Weltkonferenz in Wien im Juni 1993“ – „eine Erklärung und ein Aktionsprogramm zur Durchsetzung der Menschenrechte, des Selbstbestimmungsrechts der Völker und der Demokratie.“[28] Jelineks Chor der Schutzbefohlenen intoniert nicht nur das Klagen und litaneihafte Flehen, er beruft sich sachkundig (eine überlagerte Autorinstanz-Stimme ist da zu hören) auf die Menschenrechte, deren Wurzeln durchaus ebenso in der Antike zu verorten sind wie das Problem von Flucht und Asyl.[29] Jelineks Chor der Asylsuchenden klagt alle die Menschenrechte (Recht auf Leben, Schutz vor Folter oder entwürdigender Behandlung, Recht auf Arbeit und Freizügigkeit) ein, die von den großen politischen Philosophen der Aufklärung wie Hobbes, Locke, Rousseau und Kant entwickelt wurden: die Rechte von Menschenwürde, Freiheit und Gleichheit. In der zerbrochen-ironischen Kunstsprache Jelineks wird auch hier dies zerbrechliche Gut, die immer wieder gebrochenen, nur noch in Reden beschworenen, zerbrochenen Menschenrechte reflektiert, wenn sie die Ärmsten der Armen sagen lässt: „liebe Gastgeber, werte Autofahrer […]. Gleich an Würde, sie ist die Basis des Handelns […]. Sie sagen, wir wollen die Würde nicht, wir wollen immer nur herkommen […], nie gehen“ (8). Der immanente Agon von Rede und Gegenrede, von projizierter Rede und wiederholter Rede, den Fremden in den Mund gelegter Rede macht den Verrat am Menschenrechtsgedanken in den westlichen Gesellschaften deutlich, ob es sich um Österreich oder Deutschland[30] oder anderswo handelt: „Und wenn sie erst mal da sind, liegen sie uns auf der Tasche“ (8), diese Asylbewerber, „das werden wir verhindern“(8). Im Chor sind alle Stimmen da, neben Hölderlin die xenophobische von Gierbürgern und sogar eine vom Heideggervokabular überformte, deformierte, wenn die Verfallenheit so klingt: „sie […] sind […] total unabhängig unterwegs zu uns, Aussehen und Herkunft egal, Zukunft zwecklos, Vergangenheit verfallen“ (8). Hier wird auch deutlich: Im deformierten, scheinheiligen Menschenrechtsdiskurs sind Herkunft und Aussehen eben weder egal noch zwecklos, „verfallen“ im Heideggerschen Sinne ist das Gerede über die Menschenrechte selbst, die öffentliche „doxa“, wonach uns die Vergangenheit der Flüchtlinge nichts angeht. Die Jelineksche Sprache bewirkt das im Heideggerschen Sinne Eigentliche: Sie macht in den Variationen der Prätext-Zitate, den Umdrehungen und Wieder-Umdrehungen sprachlicher Verdrehungen die zu bloß papierner Wahrheit in den Köpfen der Bürger (auch der Politiker als Bürger) verkommene Schutzpflicht des Staates sichtbar, die der Staat gerade denen gegenüber hat, denen die Verwirklichung der Menschenrecht schon in ihren Heimatländern vorenthalten bleibt: Die Schutzbefohlenen finden auch in den Ländern keinen Schutz, die die Menschenrechte immerzu anderswo einklagen, weil sie ja bei ihnen angeblich verwirklicht sind. Wie so oft rückt Jelinek die unterlassene, die verweigerte Hilfe, die Diskriminierung und den Rassismus, der sie bedingt, in die Nähe zum Faschismus: „bei uns haben Aussehen, Diskriminierung und Rassismus keinen Platz […], der Rassismus hat auch keinen Platz bei uns gefunden und muß jetzt stehen […], wenn man steht, gehn mehr Leute in den Waggon hinein“ (8). Die Menschenwürde ist zu einem Schnappschussmotiv mit der Handycam verkommen: „und damit machen Sie jetzt auch noch ein Foto, Achtung, die Menschenwürde […], halten Sie Ihr Gerät bereit, die Würde, ja, die hier, gleich ein Foto machen!“ (9) Das erinnert an an anderes Stück von Jelinek, wo die Folterfotos von Abu Ghraib, die um die Welt gingen, zum Leit-Motiv der Leid-Sprechenden geworden sind: „And they took pictures of everything.“[31] Im Sonderheft der ZEIT zu dem Menschenrechten geht Hans Joas der Frage nach, die auch in Jelineks Stück sarkastisch kommentiert werden wird: „Ist die Menschenwürde noch unser oberster Wert?“ – und Joas macht diskursiv, wie Jelinek dichterisch, auf die Verdrehungen des Begriffs heute aufmerksam, wenn z.B. ein amerikanischer Gast in Deutschland, auf Guantánamo angesprochen, sagt: „In Guantánamo verteidigen wir die Menschenrchte unserer Bürger“; und er zeigt die Aushöhlung des Begriffs, die Leerformel, zu der er geworden ist.[32] Dennoch kommt Joas zu dem Fazit, dass im Diskurs über die Menschenwürde ein „phrophetisches Potenzial“ stecke, „das über das bestehende Recht immer noch hinausweist.“[33] Fast katalogartig, karikierend und gerade so das „prophetische Potenzial“ auch in dem Sinne betonend, dass die Verwirklichung immer noch aussteht („Hier herrscht ja Niederlassungsfreiheit, aber nicht für uns“, 6), handelt Jelinek den Kanon der Menschenrechte ab, bis er in eine allgemeine „Diskussion“ der Werte mündet („Diskurs“ wie „Diskussion“ sind durch chorisches Sprechen im Stück transformiert).

Nach der Menschenwürde ist es die Freiheit, in den Köpfen der saturierten Mitteleuropäer verdorben wie ein zu lange gelagertes oder aufgebrauchtes Lebensmittel[34]: „die Freiheit brauchen wir für die Freizeit […], wir brauchen sie, oje, nichts mehr übrig, ich wollte Ihnen noch was aufheben, aber es ist einfach nichts mehr da“ (9). Sarkastisch spricht der Chor die Abweisenden an: „Sie können ertrinken, ersticken, erfrieren, verhungern, erschlagen werden, alles schöne Freiheiten, wenn auch nicht Ihre“ (9). Und wozu brauchen die ihre Freiheit? Eine Stimme im Chor sagt es: „und zwar brauche ich sie, damit ich die Freiheit andrer ächten, äh, achten kann, andre Menschen aber nicht“ (9) – Jelineks Sprache ist so frei, die Wunde der geschundenen Freiheit aufzudecken. Und noch ein anderes „Lebensmittel“ kommt ins böse (Sprach-)Spiel: „achten und respektieren die Freiheit, die sich auch als Meinungsfreiheit ausdrücken kann wie eine Zitrone“ (9). Wenn die Grechtigkeit und Gleichheit vor dem Gesetz ins Spiel kommen, und zwar, „um Gerechtigkeit im Großen, nicht nur im Kleinen, zu ermöglichen“ (12), dann dreht sich alles um die Blitzeingebürgerten, um die vom Blitz des Zeus-Stronach nach Österreich geschleuderte Jelzin-Tochter und den Opernstar, um die Großen eben. Die Kleinen haben kein Geld und keinen Einfluss, um ihre Einbürgerung per Korruption zu erkaufen, da wird die Gerechtigkeit bessser gleich im Großen ermöglicht: „Alle Menschen sind gleich vor dem Gesetz, aber Ihnen ist das Gesetz ganz gleich, vor dem Sie gleich sind“ (11). Die Kleinen haben nur ihre Existenz, aber für die anderen ist sie kein Existenzial im Heideggerschen Sinn, aus dem ein Bleibe-, ein Wohnrecht folgen würde: Bei Heidegger ist das In-der-Welt-sein als Seinsverfassung des Daseins ein In-sein, das ein „wohnen, habitare, sich aufhalten“ meint; und das wiederum bedeutet: „ich wohne, halte mich auf bei… der Welt, als dem so und so Vertrauten.“[35] Im menschlichen Tauschhandel des Korruptions-Potlatsch’ aber gilt: „Unsere Existenz ist unser Zahlungsmittel, ein anderes haben wir nicht“ (12). Die großen Werte der Aufklärung sind zur Währung geworden: „es muß immer gezahlt werden, um die Einzigartigkeit eines Menschen zu respektieren“ (12). Und so wissen die Schutzsuchenden, dass weder Menschenwürde noch Freiheit noch Gerechtigkeit für sie gelten: „uns bürgert keiner ein, wir haben niemand hinter uns, der einen Konzern hat“ (16): Wo im Neokapitalismus das Recht des Einzelnen, des Schutzsuchenden, keinen „Rechtsgrund“ (13) mehr hat, wird die Frage nach der Gerechtigkeit des Staates laut (und verstummt gleich wieder). Martha Nussbaum, sich auf Rawls Theorie der Gerechtigkeit beziehend (und wie steht es mit der Diskursethik eines Jürgen Habermas oder Karl-Otto Apel in Zeiten des Gobalisierung?), verweist darauf, dass der Staatsgedanke, der sich im 18. Jahrhundert herausbildete und auf der Vorstellung beruht, „der Staat müsse all seinen Bürgern zu einem Grundstock an Voraussetzungen und Chancen verhelfen“[36], sich heute erweitert habe, und zwar dahingehend, dass er die einst „als optimal“ angesehene Verteilung materieller Mittel heute als zentral begreifen müsse. Sie zitiert John Rawls: „Jeder Mensch besitzt eine aus der Gerechtigkeit entspringende Unverletzlichkeit, die auch im Namen des Wohles der ganzen Gesellschaft nicht aufgehoben werden kann.“ Sie kann sehr wohl, schreit es gleichsam anklagend aus Jelineks Stück, aber wir müssen an dieser Idealität festhalten, denn wenn wir sie aufgeben, geben wir uns selbst als Menschen auf. Betrifft das alles auch das Problem globaler Gerechtigkeit? Nussbaum verweist auf auf Rawls späteres Buch Politischer Liberalismus, wo uns Argumente dafür an die Hand gegeben würden; als unverzichtbar aber erachtet sie den Beitrag internationaler Organisationen und Institutionen, damit erarbeitet werde, wie man die ungeheure Macht multinationaler Konzerne eindämmen könne – Götter wie Zeus-Stronach werden auch dagegen ihre Blitze zu schleudern wissen. Die Jelinekschen Schutzbefohlenen klagen auch den Staat an: „Doch der Staat schützt die Rechte, alle, allerdings nicht unsere“ (22); denn: „Wir aber, wir aber, wir gehören nicht dazu […], wir dürfen keine Beiträge leisten“ (22). Gerade das aber würden sie wollen, und das würden sie auch können. Bei Jelinek nimmt es eine sarkastische Färbung an, wenn sie die Asylsuchenden gerade die Nützlichkeit ihrer Hilfe bei Überschwemmungen anbieten lässt – werden sie doch selbst nur als „Menschenflut“ betrachtet, die eingedämmt werden muss (21). Die einzige Solidarität, die aus der litaneihaft-ewigen Wertediskussion resultiert, ist für die Schutzsuchenden die „solidarische Zusammenarbeit gegen uns“ (21). Und so greifen die Asylbewerber ironisch appellierend und dozierend den Wertediskurs selbst auf: „Wir, die Toten, Angehörige von Toten […], wir wollen jetzt Ihre Werte mit Leben erfüllen […], wir wollen die Wertebasis, die auf Vielfalt beruht, mit Leben füllen“ (12) – aber was zählt die Vielfalt, was die Wertebasis in einer „marktkonformen Demokratie“?[37] Wenn es in Babel („Peter sagt“), an die Adresse von George W. Bush gerichtet, heißt: „Wenn man die Demokratie erst mal schützen muß, ist sie schon keine mehr“[38], so wenden sich die Asylsuchenden hier direkt an die Regierenden: „Retten Sie sich vor uns! […] Nur so wird aus einer Gesellschaft, in der die Rechte der Menschen gerächt, zusammengerecht, auf einen Haufen geschmissen […], ich meine: wo die Rechte geachtet werde, erst eine!“ (28)

5. Heideggers Fundamentalontologie Sein und Zeit als Fundament der Menschenrechte

Obwohl, worauf Christa Gürtler zu Recht hinweist, „die wichtigsten Spuren Martin Heideggers in Jelineks Werken […], die von Totenauberg bis zur Nobelpreisrede Im Abseits zu finden sind“[39], erforscht sind, bleibt dies dennoch als systematisches Forschungsfeld noch zu erarbeiten. Zu Beginn des Stückes verweist Jelinek mit einer der Ich-Stimmen im Chor der Schutzbefohlenen auf Heideggers Dasein, wenn diese Stimme sagt: „ich bin jetzt da […]. Ich bin da, und was machen Sie jetzt mit mir? Der Horizont wird zum Nichts“ (3). Dasein ist Heideggers Stellvertreter-Begriff für den humanistischen des Menschen. „Das Wesen des Daseins“ bestimmt Heidegger als seine „Existenz“, so dass gilt: „Das Ansprechen von Dasein muß gemäß dem Charakter von Jemeinigkeit dieses Seienden stets das Personalpronomen mitsagen: „ich bin“, „du bist“.“[40] Wenn also die Ich-Stimme bei Jelinek sagt: „Ich bin jetzt da“ (3), so ist das quasi ein verstärkter Hinweis auf das Dasein, dessen Existenzial (das, was unmittelbar zur Existenz gehört) auch die Verfallenheit ist, die Uneigentlichkeit, in ihren Ausformungen von Gerede, Neugier, Geschäftigkeit des Lebens als Flucht vor dem Sinn, den das Dasein suchen muss, um zur Eigentlichkeit, zur Sinnhaftigkeit seines Lebens zu gelangen. Denn in Heideggers Philosophie geht ja keine Essenz (im Sinne immer schon vorgegebenen Sinns als Wesenhaftigkeit) der Existenz mehr voraus: Das Dasein ist ein Geworfenes, deshalb gehört die Angst zur Grundbefindlichkeit des Daseins, die Angst vor dem „Nichts der Welt“[41], was Jelinek im „Horizont“, der zum „Nichts“ wird, aufnimmt. Es gibt eine lange Passage, in der die Asylsuchenden von ihrer Angst sprechen: „Angst überall, Angst […], daß ich wieder zurück muß […], aber noch mehr Angst, daß ich bleiben muß, daß ich nicht bleiben darf“ (3). Die „Barbarensprache“ (3) der Asylsuchenden wird aber dadurch, dass sie mit der Heideggers verschmilzt, gerade als die Sprache ausgewiesen, die Heidegger „das Haus des Seins“ [42] genannt hat. Dass die Schutzflehenden sich jeweils als Dasein verstehen, dem die Existenzgrundlage entzogen ist – wobei Jelinek häufig zwischen der humanistischen oder der Alltags-Terminologie (Existenz im allgemeinen Verständnis) und der Heideggerschen Sprache wechselt, z. B. wenn es heißt: „die Menschenwürde […] ergibt sich durch unsere Existenz als Menschen, und wenn wir keine Menschen sind, haben wir auch keine Würde“ (12) – , ist daraus ersichtlich, dass sie (heideggerianisch) fordern: „Wir wollen sein“ (12).[43] Denn es werden ihnen alle „Seinsmöglichkeiten des Miteinanderseins“ (30) verweigert, ebenso „die weite Mannigfaltigkeit vertretbarer Weisen des In-der-Welt-Seins“ (30). Von dem wollen sie, ganz im Sinne des Heideggerschen Existenzials der Eigentlichkeit, also Sinnhaftigkeit des Daseins, dass es sich „nicht nur [erstreckt] auf die abgeschliffenen Möglichkeiten des öffentlichen Miteinanders“ (30), also auf das Verfallen, sondern das gilt: „Zum existierenden Dasein gehört die Jemeinigkeit als Bedingung von Eigentlichkeit und Uneigentlichkeit.“[44] Den Asylsuchenden bei Jelinek wird aber die Möglichkeit zur Eigentlichkeit verweigert – das ist ein Menschenrecht, gefasst in der Sprache Heideggers. Das „Wir wollen sein“ ist ein Anspruch auf die Zukunft und ein Anspruch auf ein sinnhaftes Dasein, eben den Modus der Eigentlichkeit. Denn, sagt Heidegger: „Das Dasein ist die Möglichkeit des Freiseins für das eigenste Seinskönnen“[45] – hier fließen das Menschenrecht auf Freiheit und das der Menschenwürde zusammen. Bei Heidegger ist Sinn ein Existenzial, nämlich das „Woraufhin des Entwurfs“[46], aus dem das Dasein als Geworfenes seine Möglichkeiten erst be- und ergreifen kann. Die Schutzflehenden bei Jelinek formulieren das mit Anspielung auf das Heideggersche Vorlaufen zum Tode: „und jetzt zu Ihnen: Mit Ihrem eigenen Tod können Sie gar nichts machen […]. Niemals könnten Sie dort oben, auf Ihrer Klippe […] unsere Gefährdung verstehen […], aber das wäre die Voraussetzung, eine Seinsmöglichkeit des Miteinander mit uns herzustellen, und das bedeutet, daß ein Dasein das andere vertreten können müßte […]. Wir haben keine Vertretung“ (11) – hier findet sich der Gedanke der Stellvertretung wieder, aber in dekonstruktiver Sinnverschiebung. Von Heidegger scheint nämlich hier wiederum eine Spur zu Lévinas zu weisen, bei dem der Gedanke der Stellvertretung eine wichtige Rolle spielt: „Die Stellvertretung befreit das Subjekt von Langeweile und Überdruß, das heißt von der Ankettung an sich selbst, in der das Ich, aufgrund der tautologischen Art der Identität, in sich erstickt und unablässig die Zerstreuung durch Speil und Schlaf sucht“[47] – sowohl Heideggers Mitsein als auch seine Verfallenheit sind nicht weit.

Nicht nur Jelinek führt mit ihrem Rekurs auf die griechische Tragödie den Schicksalsbegriff der Griechen mit Heidegger zusammen, Heidegger tut das selbst, z.B. wenn er über Hölderlins Gedicht Sokrates und Alcibiades das Geschick an die Schönheit und die Wahrheit (aletheia) bindet: „Die Schönheit ist ein Geschick des Wesens der Wahrheit, wobei Wahrheit besagt: die Entbergung des Sichverbergenden. Schön ist nicht das, was gefällt, sondern was unter jenes Geschick der Wahrheit fällt.“[48] Wenn die Schutzflehenden über ihr „hartes Los“ (2) klagen, über den Mord an ihren Verwandten, den Verlust der Heimat, das Nicht-Geduldetsein in der Fremde, so klagen sie über „dieses schwer zu enträtselnde Geschick“ (3), das genau deshalb ein „rätselhaftes“ (also gleichsam griechisches, nämlich von der unergründlichen Schicksalsgöttin verhängtes) ist, weil ihr „schicksalhafte[s] Dasein als In-der-Welt-sein“ gerade nicht „im Mitsein mit Anderen existiert“; denn nur dieses ist bei Heidegger bestimmt als „Geschick“, womit ein „Geschehen der Gemeinschaft des Volkes“[49] gemeint ist. Man kann diese Passage aus Sein und Zeit, nebenbei gesagt, im Lichte des Heideggerschen Angezogenseins vom Nationalsozialismus lesen, aber diese Lesart verwende ich hier nicht; der Faschismusverdacht im Stück betrifft nicht die Schutzsuchenden, die Heidegger ihrer Sprache einverleiben oder besser, denen die Autorin ein Heideggersches Wohnrecht in ihrer Sprache verleiht, sondern die Konzerngötter.

Alle Zitate als dekonstruktive Zitatverschiebungen gipfeln in Jelineks Aufnahme von Heideggers Fundamentalanalyse der Zeitlichkeit in der Zusammenführung von Zeitlichkeit und Dasein. Gehört zur Erschlossenheit des Daseins (als „das existentielle Sein des faktischen Seinkönnens“[50]) die Zeitlichkeit des Verstehens, der Befindlichkeit, des Verfallens und der Rede, so ordnet Heidegger diesen Existenzialen die Ekstasen der Zeitlichkeit zu, die nichts mit den, sich aus dem vulgären Zeitbegriff herleitenden, Bedeutungen von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft gemein haben. Jelinek lässt eine Ich-Stimme aus dem Chor das alles reflektieren und kommentieren, weshalb das lange Zitat als wichtig erscheint:

„Denn wenn die Zeit das dreifach-einige, das dreieinige, wenn sie auch uns mit einschließt, nein, nicht Gott, nicht Dreifaltigkeit[51], die sind sich nie einig, ich rede von der dreifach-einigen Zeit, die noch nie etwas geeinigt hat, die nun vereinigt hat, als Gruppe, zusammengewürfelt aus Niemanden und Nichtsen, sicher aus Habenichtsen, wenn aber die Zeit, so sagte ich eben, ich kann es gar nicht sagen, wenn aber die Zeit das dreifach-einige Ganze von Gegenwart, Gewesenheit und Zukunft ist, der Denker, ich kenne ihn nicht, doch er denkt, der Denker aber den beiden jetzt als zeitbildend nachgewiesenen Modi der Synthese einen dritten Modus anfügt, welchen, welchen?, daß wir bleiben und damit außerhalb der Zeit sind, daß wir aus dieser Zeit wieder herauskommen können?, welchen?, einen Modus also, einen dritten Modus anfügt, wieso, es sind ja schon drei, Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft, egal, egal, wenn das so ist […], wenn dieses Denken, Ihr Denken, also der Zeit unterworfen sein soll, dann muß dieser dritte Modus der Synthese die Zukunft ausbilden […], keine Zukunft für Ungebildete […], die Zeit muß die Zukunft also herstellen wie ein Kleid“ (4/5).

Die schutzflehenden Schutzbefohlenen wissen vielleicht, dass die Zeit das alles, was sie hier sagen, nicht für sie bewerkstelligen wird, denn die Zukunft ist kein Modeartikel (in den Augen der „Fürsten dieses Landes“ (5) freilich nichts anderes), ist kein „Kleid“ für sie. Das „Kleid“ ist aber auch ambivalent in seiner Bedeutung, es kann etwas Schützendes, Umhüllendes, Bergendes sein, und in diese Lesart würde der Text aus dem Munde der Schutzflehenden zu einer großen „realen“ Utopie. Die Einheit der Heideggerschen Zeitlichkeit „ermöglicht die Einheit von Existenz, Faktizität und Verfallen“ – von Jelinek vom christlichen Gottesbegriffs der Dreifaltigkei abgesetzt –, und damit „konstituiert“ die Zeitlichkeit „die Ganzheit der Sorgestruktur.“[52] Nun ist die Sorge bei Heidegger als Sein des Daseins so grundlegend, dass zumal aus einem Aspekt ihrer Struktur, der Geworfenheit, erst das Vorlaufen zum Tode ermöglicht und damit dem Dasein sein Möglichkeitscharakter erschlossen wird. Das Dasein ist bei Heidegger auch der Rufer, und zwar durch das Gewissen, das sich, im Unterschied zum christlichen, allein um sein Sein-Können ängstigt und so zum Eigentlichsein erst kommen kann. Die Sorge ist dabei wahrhaft fundamental, denn: „Das Gewissen offenbart sich als Ruf der Sorge.“[53] Die Heideggerschen Ekstasen der Zeitlichkeit sind auch noch in anderer Weise „drei in eins“, wie Jelinek sagt, denn: „Die Übernahme der Geworfenheit ist […] nur so möglich, daß das zukünftge Dasein sein eigenstes „wie es je schon war“, das heißt sein „Gewesen“ sein kann“: Die erste und zweite Synthese, auf die Jelinek anspielt, bedeutet dann, dass „die Gewesenheit“ „in gewisser Weise der Zukunft [entspringt].“[54] Der „dritte Modus der Synthese“ ist vielleicht die „gewesend-gegenwärtigende Zukunft“ (326), in der die drei Ekstasen sich vereinigen und zur vorlaufenden Entschlossenheit gelangen können als dem eigentlichen Sein, und so enthüllt sich „Zeitlichkeit als der Sinn der eigentlichen Sorge“ (326). Wenn vom Schuldbegriff, wie er bei Jelinek in Zusammenhang mit der antiken Tragödie eingeführt wurde, ein Weg zu Lévinas führt, so gibt es einen solchen Weg auch direkt zu Heidegger, der den Jelinekschen Text ja maßgeblich prägt und was die Verwoben- und Verflochtenheit der Jelinekschen Intertextualität noch einmal illustriert. Denn Heidegger kennt, nach Abtrennung aller alltagssprachlichen Schuldbegriffe, ein „ursprüngliches“ Schuldigsein, das mit dem Begriff der Nichtigkeit, der wiederum mit dem des Geworfenseins, nicht mit dem des Mangels, zusammenhängt: „Die vorlaufende Entschlossenheit versteht das Dasein in seinem wesenhaften Schuldigsein. Dieses Verstehn besagt, das Schuldigsein existierend übernehmen, als geworfener Grund der Nichtigkeit sein.“[55] Was aber, nach all den Synthesen der Zeitlichkeit, was aber, wenn in der „vulgären Zeit“ keine Zukunft im Heideggerschen Sinn da ist, sondern nur eine, die die schlechte Vergangenheit und die schlechte Gegenwart in eine Hegelsche schlechte Unendlichkeit transportiert, aber nicht in Eigentlichkeit als Existenzial des Daseins transformiert? Klingt es aus der Sicht der Schutzbefohlenen zynisch, wenn Heidegger (und indirekt Jelinek) sie auf das Vorlaufen verweist? Das Vorlaufen „zeigt an, daß das Dasein, eigentlich existierend, sich als eigenstes Seinkönnen auf sich zukommen läßt, daß sich die Zukunft erst selbst gewinnen muß, nicht aus einer Gegenwart, sondern aus der uneigentlichen Zukunft.“[56] Ist das die eigentliche „dritte Modus der Synthese“? Und werden die Asylsuchenden in der Faktizität ihres Daseins nicht genau das nicht erleben, dass sich die eigentliche Zukunft aus der uneigentlichen „selbst gewinnen“ wird? Zwar sind die Asylsuchenden nicht mehr, nach Heidegger, im Modus des uneigentlichen Verstehens, denn wer dürfte sagen, sie hätten sich „auf das Besorgen, Tunliche, Dingliche […] der Geschäfte der alltäglichen Beschäftigung“[57] hin entworfen? Jelinek spricht von den „zugeschnittenen Möglichkeiten des Besorgens“ (30) – es sind auch abgeschnitte Möglichkeiten, denn selbst dieser Modus der Uneigentlichkeit, des Verfallens, ist ihnen verwehrt worden. Sie haben sich wahrhaft mit ihrer Existenz, mit ihrem Vorlaufen und ihrer Entschlossenheit zum eigentlichen Sein auf das Verstehen als eigentlicher Zukunft hin entworfen, die „gleichursprünglich durch Gewesenheit und Gegenwart bestimmt ist“ (337). Aber der „dritte Modus der Synthese“, den Jelinek einfordert, den die Asylsuchenden einklagen, dieser dritte Modus lautet ja: „daß wir bleiben und damit außerhalb der Zeit sind, daß wir aus dieser Zeit wieder herauskommen können“ (5), der Zeit der Bedrängnis, der Zeit des Leidens, der Recht- und Gerechtigkeitslosigkeit. Diesen dritten Modus scheint es bei Heidegger nicht in der vulgären Zeit zu geben: „Das eigentliche Auf-sich-zukommen der vorlaufenden Entschlossenheit ist zumal ein Zurückkommen auf das eigenste, in seine Vereinzelung geworfene Selbst.“[58] Assoziationen an Nietzsche werden geweckt, wenn Heidegger sagt: „Im Vorlaufen holt sich das Dasein wieder in das eigenste Seinkönnen vor. Das eigentliche Gewesen-sein nennen wir die Wiederholung.“[59] Ist aber tatsächlich mit Wiederholung die ewige Wiederkehr des Gleichen gemeint? Oder doch eher die Wiederholung, wie Deleuze sie versteht? Deleuze nämlich, nicht Heidegger, arbeitet mit den Begriffen der Synthese von Zeit. Und die „dritte Sythese“ der Zeit bei ihm ist „leere Form der Zeit“: „Der Prinz aus dem Norden sagt: „Die Zeit ist aus den Angeln gehoben“. Sagt der Philosoph des Nordens möglicherweise dasselbe […]? […] Die aus den Angeln gehobene Zeit meint dagegen die verrückte Zeit, die aus der Krümmung geraten ist […], befreit vom Zwang der Ereignisse, die ihren Inhalt ausmachten […], leere und reine Form“; zugleich ist diese Form „statisch, da die Zeit nicht mehr der Bewegung untergeordnet ist“ – Jelineks „außerhalb der Zeit“? – und als solche „Form radikalster Veränderung.“ [60] Hier schließt sich vielleicht der Kreis zur Utopie? Die liegt wohl auch in Heideggers drittem Modus. Deleuzes dritte Synthese betrifft die Annäherung an den Denker des Nordens, Nietzsche. Wenn Jelineks Chor mit der Zukunft endet, werden „dritter Modus“ und „dritte Synthese“ wieder ambivalent: „die Zukunft sehen wir auch bereits, ja, die, dort drüben, im noch geheimeren Dunkel“ (32), und auf Jelineks Homepage endet der Text mit einem Bild: Die Schutzbefohlenen in einem kleinen Boot, ausgesetzt dem weiten Meer; aber noch ist das Tau sichtbar, das sie an der Küste festhält: Ankunft? Aussetzung? Heideggers Schlussbemerkung zu Nietzsche, im Gegensatz zu der Analyse Deleuzes, erscheint da fast als traurige Ironie: „An Nietzsches Versuch, das Sein des Seienden zu denken, wird uns Heutigen in einer fast aufdringlichen Weise deutlich, daß alles Denken, d.h. der Bezug zum Sein, schwierig bleibt.“[61]



[1] Jelinek, Elfriede: Die Schutzbefohlenen, Rowohlt Theater Verlag, Reinbek bei Hamburg 2013. Aus: http://www.elfriedejelinek.com oder http://204.200.212.100/wessely/fsschutzbefohlenen.htm . Die Seitenangaben in Klammern beziehen sich auf diesen Text.

[2] Jelinek, Elfriede: Stecken, Stab und Stangl. Raststätte. Wolken.Heim. Neue Theaterstücke, Reinbek bei Hamburg 2004; Jelinek, Elfriede: Das Lebewohl, 3 kl. Dramen, Berlin 2000; Jelinek, Elfriede: Bambiland. Babel. Zwei Theatertexte. Mit einem Vorwort von Christoph Schlingensief uns einem Essay von Bärbel Lücke, Reinbek bei Hamburg 2004.

[3] Ovid: Iuppiter und Europa. In: Ovid: Metamorphosen, München 1988, Zweites Buch, Verse 833-875.

[4] Vogel, Juliane: Intertextualität. In: Janke, Pia (Hrsg.): Jelinek Handbuch, Stuttgart: J.P. Metzler 2013, S. 47-55.

[5] Aus: http://www.srf.ch/news/international/ asyl-lieber-unbeheizte-Kirche-als-altes-Koster vom 5.Februar 2013, 12:51 Uhr. Zuletzt aufgerufen am 14.06.2013.

[8] Unbek. Verf.: Asyl: Flüchtlinge bleiben in Votivkirche. Aus: http://wien.orf.at/news/stories/2565487, 02.01.2013. Zuletzt aufgerufen am 2. Juli 2013.

[9] Vgl. Baumann, Zygmunt: Verworfenes Leben. Die Ausgegrenzten der Moderne, Hamburg: Hamburger Edition 2005, S. 20, 21, 51,58,85 etc.

[10] Demuth: Merkels „Unwort des Jahres“: Die marktkonforme Demokratie der Knzlerin. Aus: http://www.spd.de/profil/4173/blog/merkels-unwort-des-jahres-die-marktkonforme-demokratie-der-kanzlerin .

[12] Aus: Was ist eine Litanei? http:// www.brauchtum-seiten.de/a-z/l/litanei-zum-troste-der-armen-seelen/home.html. Zuletzt aufgerufen am 14.06.2013.

[13] Zu Frank Stronach vgl.; http://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Stronach oder auch http://www.teamstronach.at/de/frank (zur Parteiengründung) und etliche andere Internetadressen.

[14] Den Begriff der Aufpfropfung übernehme ich von Derrida, z.B. Derrida, Jacques: Signatur Ereignis Kontext. In: Derrida, J.: Randgänge der Philosophie, Wien: Passagen-Verlag 1988, S. 324.

[15] Haß, Ulrike: Theaterästhetik. In: Janke, Pia (Hrsg.): Jelinek Handbuch, Stuttgart.Weimar: Verlag J.B. Metzler 2013, S. 67.

[16] Aischylos: Sämtliche Tragödien und Fragmente, Zürich: Artemis 1952, S. 12. Im Folgenden unter Sigle A.

[17] Kahlweit, Cathrin: Asylpolitik in Österreich. Hungern für das Bleiberecht. Aus: http://www.sueddeutsche.de/politik/asylpolitik-in-oesterreich-hungern-fuer-das-bleibe.... Zuletzt aufgerufen am 14.06.2013.

[18] Lévinas, Emmanuel: Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht, Freiburg, München: Alber Studienausgabe 1998, S. 245.

[19] Heidegger, Martin: Über den Humanismus, Frankfurt am Main 1981, S. 31.

[20] Derrida, Jacques: Platons Pharmazie. In: Derrida, J.: Dissemination, Wien 1995: Passagen-Verlag, S. 123: „Dies pharmakon, diese „Arznei“, dieser Zaubertrank, Heilmittel und Gift zugleich, führt sich mit seiner ganzen Ambivalenz bereits in den Korpus der Rede ein“ (78) und: „Das pharmakon ist jenes gefährliche Supplement, das per Einbruch genau in das hinein eintritt, was auf jenes gerade nicht hatte angewiesen sein wollen und was sich zugleich eben durch die Spur […] eine Bahn anweisen, Gewalt antun, erfüllen und ersetzen, vervollständigen läßt“ (123). Jelineks Schreiben ist, dekonstruktivistisch gesehen, pharmakon.

[21] Jelinek nimmt hier implizit den Diskurs der Postmoderne über die Entdifferenzierung von Original und Kopie etwa in der Musik (beim Sound-Sampling) oder den Medien (Simulation) auf: Selbst eine Referenz auf Gertrude Steins „Rose is a rose is a rose is a rose“ mag anklingen, in der von Stein nahegelegten Bedeutung, dass es keine „metaphysische“ „reale Gegenwart“ (George Steiner) gibt, sondern nur die Bewusstmachung des immer schon immer anders Gesagten (im Sinne von Roland Barthes’ „Fragmente einer Sprache der Liebe“) oder allenfalls den Versuch ihrer Wiederherstellung.

[22]Jelinek, Elfriede: Neid.Privatroman. In: www.elfriede.jelinek.com und Lücke, Bärbel: www.todsuende.com.Lesarten zu Elfriede Jelineks „Neid“, Wien: Praesens Verlag 2009.

[23] Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra, I-IV. In: Nietzsche, Giorgio Colli und Mazzino Montinari (Hrsg.): Nietzsche, Friedrich: Kritische Studienausgabe, Bd. 4, München 1988, S. 179.

[24] Ovid: Metamorphosen, München 1988, Erstes Buch, Verse 718-750, hier: 719-720.

[25] Ovid: Metamorphosen, München 1988, Erstes Buch, Verse 726-727.

[26] Aischylos: Sämtliche Tragödien und Fragmente, Zürich 1952, S. 65.

[27] Winkler, Heinrich August: Das Beste vom Westen. Menschenrechte nur für Europäer und Amerikaner? Nein, sie gelten überall – auch wenn das nicht allen passt. In: DIE ZEIT Nr. 26, 26. Juni 2013.

[28] Winkler, Heinrich August: Das Beste vom Westen. In: DIE ZEIT Nr. 26, 26. Juni 2013.

[29] Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Menschenrechte. Zuletzt aufgerufen: 21.06.2013.

[30] Zu den zur Zeit jüngsten Protesten von fünfzig Asylbewerbern im Hungerstreik in München am Rindermarkt, die denen in Wien gleichen, siehe: http://www.ksta.de/innenstadt/asyl-protest-demonstranten-wollen-wdr-stuermen,15187556,23547692.html. Zuletzt aufgerufen: 30.06. 2013.

[31] Jelinek, Elfriede: Babel. In: Jelinek, E.: Bambiland. Babel. Zwei Theatertexte, Reinbek bei Hamburg:Rowohlt 2004, S. 201.

[32] Joas, Hans: Ist die Menschenwürde noch unser oberster Wert? In: ZEIT PHILOSOPHIE. DIE ZEIT Nr. 25/68. Jahrgang/Juni 2013, S. 10.

[33] Joas, Hans: Ist die Menschenwürde noch zu retten? In: ZEIT PHILOSOPHIE, Juni 2013, S. 11.

[34] Man schaut in diesen Tagen – nach dem arabischen Frühling – auf die Bilder vom Taksim-Platz in Istanbul, auf die Menschen in Brasilien, aber auch wieder auf die ihre Freiheit fordernden Menschen auf dem Tahrir-Platz in Kairo: Für das Menschenrecht der Freiheit sind diese Menschen bereit, mit ihrem Leben zu bezahlen.

[35] Heidegger, Martin: Sein und Zeit. Tübingen: Max Niemeyer Verlag 1993, S. 50.

[36] Nussbaum, Martha: Was ist Gerechtigkeit? In: ZEIT PHILOSOPHIE. DIE ZEIT Nr. 25/68. Jahrgang/ Juni 2013, S. 5/6. Alle folgenden Zitate beziehen sich auf diesen Beitrag.

[37] demuth: Merkels „Unwort des Jahres“: Die marktkonforme Demokratie der Kanzlerin. In: http://www.spd.de/profil/4173/blog/merkels-unwort-des-jahres-die-marktkonforme-demokratie-der-kanzlerin und ebenso: www.nachdenkseiten.de/?p=10611 .

[38] Jelinek, Elfriede: Babel. In: Bambiland. Babel. Zwei Theatertexte, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2004, S. 210.

[39] Gürtler, Christa: Forschung. In: Janke, Pia (Hrsg.): Jelinek Handbuch, Stuttgart: Verlag J.B.Metzler 2013, S. 362.

[40] Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen: Niemeyer 1993, S. 42.

[41] Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen 1993, S. 343.

[42]Heidegger, Martin: Über den Humanismus, Frankfurt am Main: Vittorio Klostermann 1981, S. 5: „Die Sprache ist das Haus des Seins. In ihrer Behausung wohnt der Mensch.“

[43] Für das „Dasein“ gilt nach Heidegger: „ [Es] versteht sich selbst immer aus seiner Existenz, einer Möglichkeit seiner selbst, es selbst oder nicht es selbst zu sein“: Heidegger, M.: Sein und Zeit, Tübingen 1993, S. 12.

[44] Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen 1993, S. 53.

[45] Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen 1993, S. 144.

[46] Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen 1993, S. 125.

[47]Lévinas, Emmanuel: Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht, Freiburg, München: Alber Studienausgabe 1998, S.277.

[48] Heidegger, Martin: Was heißt Denken? Stuttgart 1992, S. 14.

[49] Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen 1993, S. 284.

[50] Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen 1993, S. 325.

[51] Im Stück wird der Gott-Zeus-Stronach mit seinen drei Wohnsitzen oder Scheinwohnungen „der einhäusige Gott mal drei“ genannt: Jelinek, E.: Die Schutzbefohlenen, S. 26.

[52] Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen 1993, S. 328.

[53] Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen 1993, S. 277

[54] Heidegger, Martin: Sein und zeit, Tübingen 1993, S. 325/326.

[55] Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen 1993, S. 325.

[56] Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen 1993, S. 337.

[57] Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen 1993, S. 337.

[58] Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen 1993, S. 339.

[59] Heidegger, Martin: Was heißt Denken? Stuttgart 1992, S. 66 und 67.

[60] Deleuze, Gilles: Differenz und Wiederholung. Aus dem Französischen von Joseph Vogl, München: Fink Verlag 1997, S. 122.

[61] Heidegger, Martin: Was heißt Denken? Vorlesung Wintersemester 1951/52, Stuttgart 1992, S. 72.