17. August 2008

Neuerscheinung!

 

Frank Witzel: Vondenloh, Roman

Textem Verlag 2008, 18 Euro, 220 Seiten,

Hardcover, ISBN: 978-3-938801-48-2

 

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Warum schreibt die Schriftstellerin Bettine Vondenloh niemals Romane über 120 Seiten? Steckt tatsächlich nur eine Maximumklausel in ihrem Autorenvertrag dahinter? Oder der prägende Einfluss von Peter Handkes Kurzem Brief zum langen Abschied (zumindest wenn dessen zweiter Teil im Klosett gelandet ist)? Oder hat es doch etwas mit den geheimnisvollen Ausflügen zu tun, von denen sie einst mit einem kugeldurchlöcherten Wagen zurückkam? Das sind nur einige der Fragen, mit denen sich der Erzähler dieses Romans konfrontiert sieht. Dabei versucht er doch nur, Kontakt zu seiner verschollenen Jugendliebe Helga aufzunehmen.

Frank Witzels hinreißend komischer Roman Vondenloh kombiniert die wenig beachtete Form des Literaturbetriebskrimis mit der zu Unrecht anstaubenden Gattung der Dorfgeschichte: Ein gigantischer Wal beginnt gehörig zu stinken, die Psychoanalytiker Ernest Jones, Jacques Lacan und Wilhelm Reich entkommen knapp einem gefährlichen Sturz, eine riesige Wachsstatue des Reichsführers Himmler offenbart ihr Innenleben, und eine extravagante Schriftstellerin hat gehörig Probleme mit dem Älterwerden. Zum Glück gibt es noch Siegfried Lenz. Auf den alten Ostpreußen scheint jedenfalls mehr Verlass als auf Witzels Erzähler. Immerhin: Jedes Mal wenn man glaubt, er verliere sich endgültig auf den Ab- und Umwegen seiner Geschichte, rettet er sich und die Leser mit einer absurden Volte in die nächste Bredouille.

 

Frank Witzel, 1955 in Wiesbaden geboren, lebt und arbeitet in Offenbach. Er ist u.a. Autor der Romane Bluemoon Baby (2001) und Revolution und Heimarbeit (2003). Nähere Auskünfte über Autor und Werk enthält der dokumentarische Anhang des Romans.

 

 

Auszug aus dem Roman:

 

Der Komponist Gottfried Heinzell, dem ich im Frühjahr 1996 ein Libretto über die Kindheit der Schriftstellerin Bettine Vondenloh anbot, schrieb mir in seinem Antwortbrief, er empfinde meine Geschichte in ihrer geradezu symbolischen Überhöhung ergreifend, könne sich aber eine tonale Umsetzung nur schwerlich vorstellen. „Vielleicht“, fügte er hinzu, „haben Sie das Thema literarisch bereits ausgeschöpft, sodass meine Musik nur noch Untermalung wäre, nicht aber, wie ich es mir selbstverständlich für meine Arbeit wünsche, tragendes Element.“

Ich verstehe Heinzells Einwand heute sehr gut und bin mittlerweile sogar der Meinung, dass eine Oper, gleichgültig in welchem musikalischen Stil gehalten, nicht der geeignete Rahmen ist, meine Kenntnisse vom Leben Bettine Vondenlohs der Öffentlichkeit zugänglich zu machen; selbst wenn ich seinerzeit, einer ersten trotzigen Reaktion folgend, den zurückgesandten Text noch einmal kopierte und gleichzeitig an Dieter Schnebel und Helmut Lachenmann verschickte. Erst als ich mein Libretto von beiden Komponisten unkommentiert zurückerhielt, gebot ich meinem blindwütigen Aktionismus Einhalt und gestand mir ein, dass der Grund, warum ich Bettine Vondenloh im Jahr ihres vierzigsten Geburtstags eine Art Denkmal hatte setzen wollen, allein in meiner eigenen Unfähigkeit lag, die unabweisbaren Folgen der verfließenden Zeit in entsprechender Langmut hinzunehmen und als unabänderlich zu akzeptieren ...

 

 

Frank Witzel: Vondenloh, Roman

Textem Verlag 2008, 18 Euro, 220 Seiten,

Hardcover, ISBN: 978-3-938801-48-2

 

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