Gar nicht so übel
Köln, Frankfurt, Berlin, Hanover, so die Vorlesetour von Marisha Pessl. Das Berufsleben von Autoren ähnelt Roadmovies, und ein solches Reisebuch legt die junge Amerikanerin mit ihrem Debütroman „Die alltägliche Physik des Unglücks“ auch vor.
Aber was zum Teufel denkt sich der Fischer-Verlag bei der Gestaltung des Bandes? Prägedruck mit Blumenbouket, hinten drauf ein Kolibri, eine blaustichig rosane Farbigkeit, schlimmer als ein Mädchenzimmer, und eine schmale Banderole mit himmelschreiend schwülstigen Zitaten von Safran Foer und Jonathan Franzen, die sich über die Delikatesse des Textes gar nicht wieder beruhigen zu können scheinen. Und aus der Klappe blickt einen die Autorin an – ein feuchter Traum aller Notkonfirmanden dieser Erde. Glänzende Augen und halb geöffneter Mund. Den Kopf fragend kokett geneigt, die dunklen Haare fallen lockig über die Brust in schönstem Kontrast zum zart flauschigen, hoch weißen Angorastrickjäckchen – eine Apotheose der Reinheit und kindlichen Zutraulichkeit – ES IST ZUM KOTZEN! Der Text ist aber gar nicht so übel.
Gustav Mechlenburg
Marisha Pessl, Die alltägliche Physik des Unglücks, 608 Seiten, 19,90 €, Verlag S. Fischer 2007