Harte Kerle und schwierige Mädchen
Wer Dreck am Stecken hat und nicht gleich in die Fremdenlegion eintreten will, wird geneigt sein, einmal beim Schaustellergewerbe vorbeizuschauen. Man kommt viel rum, auch wenn man sich im Kreise dreht, lernt, zumindest von fern, immer wieder neue Leute kennen und wird nach einer gewissen Zeit von sich sagen können, eine Spezialdisziplin zu beherrschen, deren einziger Vertreter man weit und breit ist. Aus nostalgischen Gründen bietet es sich in den Vereinigten Staaten von Amerika an, ein bisschen das Lasso werfen, mit dem Revolver präzise schießen und indianische Schlangenbeschwörungsrituale vollziehen zu können.
All das und noch ein bisschen mehr gibt es in Bronco Billys Wildwest-Show zu sehen, die als Institution etwas hat von Arbeits- und Sozialamt und in der Leute auftreten, die auch im richtigen Leben den Revolver betätigt haben, im Reservat beinah dem Suff erlagen oder auch schon mal aus der Armee desertierten, um nicht nach Vietnam zu müssen. Clint Eastwood spielt den Patriarchen Bronco Billy (mit allen Schikanen, die dazu gehören und die ihn auch selbst betreffen), der die Truppe nicht nur mit eiserner Hand zusammenhält, sondern auch selbst sein Schärflein zur Show beiträgt, das zugleich den Höhepunkt der jeweiligen Veranstaltung bildet: waghalsige Reitaktionen mit eingelegten Schießkünsten sowie Fortuna wenn nicht provozierende so doch herausfordernde Spielchen als Messerwerfer gegenüber am Glücksrad festgebundenen Assistentinnen, die sich schon mal den Oberschenkel aufschlitzen lassen müssen, dann aber auch konsequent kündigen, fristlos natürlich. Das Leben auf der Straße und im Zelt ist also mehr hart als herzlich, und die Truppe ist mal wieder auf der Suche nach einer weiblichen Gehilfin für den Chef.
Da trifft es sich gut, dass eine millionenschwere Erbin, die gerade die Anfangszüge der Flitterwochen genießt, von ihrem etwas dämlichen Gatten im Stich gelassen wird und nun völlig mittellos dasteht, was Bronco Billy gut zu nutzen versteht, obwohl er gar nicht weiß, wen er da eigentlich am Köder hat. Der Charakter der jungen Frau ist schwierig, wie das bei reichen Menschen wohl oft so ist, der Verdacht, nur wegen des Geldes geliebt zu werden, lässt sich nie ganz beseitigen. Die gar nicht gute Antoinette hält also erst mal die Klappe und weiß auch gar nicht richtig, wie ihr geschieht und wie sie gleich mit ins Programm der Show aufgenommen wird, denn eigentlich wollte sie nur in die nächste Stadt. Bronco Billy lässt die Wege dorthin lange werden, Zeit, sich ein bisschen kennen zu lernen, denn der Chef findet Antoinette sehr scharf. Unterdessen wird ihr Mann verdächtigt, sie umgebracht zu haben. Ein nicht ganz uneigennütziger Anwaltsfreund schlägt dem unschuldigen Täter einen Deal vor: den Mord bekennen, auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren, nach drei Jahren entlassen werden.
Natürlich kommt es, wie es kommen muss, auch in dem Heim für psychisch Kranke, in dem auch der Gatte einsitzt, tritt Billy auf, Antoinette gibt ihre wahre Identität zu erkennen und muss natürlich die Show erst einmal Show sein lassen. Glücklich ist sie dabei nicht. Und eigentlich ist Billy ein ganz netter Kerl, dessen Macho-Allüren sie im Grunde gutheißt. Und dann ist es so weit, sie spürt den Moment, sich Billy ganz hinzugeben, sie kehrt zurück auf die Straße und schon steht sie wieder in der Manege.
Sehr leichte Kost, aber nicht unironisch, Höhepunkt des Films ganz sicher die Aktion, die nicht zum Showprogramm gehörte, nämlich der – natürlich völlig missglückte – Eisenbahnüberfall. Das hat man so noch nicht gesehen. Aber das geht halt auch nur in einer (Western-)Komödie.
Dieter Wenk (08.05)