31. Juli 2005

Familiengetränk

 

Oh heilige Familie, ewige Erzeugerin deiner selbst, wird das denn nie aufhören? Und du, oh Frau, scheinheiliger Abfall der Rippenganzheit, wen und was liebst du, wenn du liebst? Liebst du einen ideologischen Papagei? ein unsägliches Memoryspiel aus Fleisch und Blut? Oder liebst du diesen Typen einfach nur deshalb, weil er ganz gut aussieht? Ein bisschen Exotik dazu, ein bisschen Verbotenes (wir sind ja erst 17, allerdings dunkelhaarig)? Oder freust du dich schon – ohne dass du das so recht weißt – auf das schöne Umerziehungsprogramm, das seiner harrt, angefangen von den Tischsitten über die Fähigkeit, Pläne zu schmieden bis hin zur anvisierten Ankunft, möglichst auf hoher Stufe, im etablierten System? Und da Otto sich von Ost nach West wie umgekehrt gleich liest, ist er das willkommene, wenn auch ein wenig widerspenstige Objekt der Manipulation. Mit ein bisschen Druck macht das Männchen alles. Verliebt sich, produziert auch gleich Nachkommenschaft, unterschreibt Geständnisse, lässt sich maniküren und übernimmt am Ende neben dem gewünschten Ton auch noch ein ganzes Imperium, auch wenn es nur die europäische Filiale von Coca-Cola ist.

 

Die Frauen sind die Herren der Komödie, keine Frage, das gilt ideologieübergreifend. Ein Po ist ein Po, eine Brust eine Brust, und sogar amerikanische Militärpolizisten bekommen hysterische Anfälle, wenn sich auf diesen Gebieten das Erwartete als das zeigt, was es nicht sein soll und Titten plötzlich verschiedene Farben haben. Fragt sich nur, ob man allen maßgeblichen Frauen entsprechend nachkommen kann. Schließlich ist die eigene Frau die Mutter seiner Kinder und nicht die eigene Sekretärin. Da kann es schon mal Knatsch geben, wenn man die Bereiche nicht sauber auseinander hält. Was ja ziemlich häufig vorkommt. Auch hier. Und die Frau den Mann verlässt, wo doch bis dahin alles gut gegangen ist, die Einweisung ins Gefängnis, das Wiederherausbringen aus demselben, die Tarnung des Politesels, die ganze Vorbereitung und Umsetzung – und dann läuft sie weg, weil die Konkurrentin, also die Tipse, ne schmale Lippe riskiert hat.

 

Aber alles wird natürlich gut, es bleibt auch nicht mehr viel Zeit, der Coca-Cola-Chef-Amerika hat da noch ne neue Stelle in petto, in Atlanta, von wo ja alles ausging, auch hier kehrt man wieder ins Heim zurück, in die restabilisierte und gestärkte Form der Familie, all die Jahre des Sekretärinnenanhangs vergessen, vergeben, Frauen, ihr seid unschlagbar, stark, verrückt. Und wenn dieser Film selbst ein Luftballon ist, was steht da drauf und in welche Richtung fliegt er? Aber vielleicht schrumpft er auch nur nach Gebrauch wieder in sich zusammen, weil er eigentlich an nichts wirklich anmontiert werden kann, weder an Auspuffrohre von Ostmotorrädern noch an musizierende Parteigängerinnen, denn der Witz ist immer schon woanders, und wer weiß schon zu sagen, wer zuletzt lacht?

 

Dieter Wenk (01.01)

 

Billy Wilder, Eins, zwei, drei, USA 1961, James Cagney, Horst Buchholz, Lieselotte Pulver u.a.