31. Juli 2005

Austauschprogramm

 

Wenn der Vater nicht mehr zahlt, muss man sich... beschweren? Manchmal muss man ihn auch suchen. Papa Dibonga lebt und arbeitet seit fünf Jahren in Luxemburg. Seine Familie, Frau und Sohn, leben noch in Cap Verde, Senegal. Seit drei Monaten hat man nichts mehr von ihm gehört. Mutter Dibonga begleitet den Sohn, den sie vielleicht nie mehr sehen wird, zum Bus, wo sie ihn verabschiedet und ihm sagt, er solle seinem Vater ausrichten, er fehle ihr sehr und sie möchte mit ihm alt werden. So was hört man in Europa nicht mehr so häufig, wo man sich ewige Jugend schwört. Als Black Dju in Luxemburg ankommt, regnet es, natürlich. Die Polizei greift ihn gleich ab, zusammen mit anderen „zwielichtigen“ Gestalten. Er bekommt ein Visum für zwei Wochen, dann muss er wieder das Land verlassen. Ob er kurz telefonieren könne, fragt er die Frau auf der Polizeibehörde, draußen stehen Telefone, antwortet sie süffisant. Danke auch.

 

Immerhin lernt Black Dju beim Telefonieren den Inspektor Plettschette kennen, ein notorischer Säufer, seit ihn seine Frau wegen eines anderen verlassen hat. Seine Kollegen beschweren sich über ihn. Er selbst mag nicht mit Schroeder zusammenarbeiten, dem Typen mit der Schwulenvisage. Er selbst sieht ja auch nicht gerade aus wie eine attraktive Hete. Und trotzdem wird er in seinem Stammlokal von einer Frau angemacht. Also Plettschette und Black Dju werden echte Freunde, gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Papi. Im Foyer des Immigrés weiß man nicht, wo er steckt, aber die Polizei, ja die Polizei, und er hat getrunken, was, Vater und trinken? Papa Dibonga sei wegen Körperverletzung gesucht, auf dem Bau, wo er einmal zu spät kam, sei er vom Vorarbeiter beleidigt worden, worauf er zugeschlagen habe. Flucht. Neben dem Freundespaar ist dann noch Zeca, ebenfalls aus Cap Verde, die als Krankenschwester arbeitet und ihre Studien dort abschließen will. Anfängliche Ambivalenz zwischen ihr und Black Dju, der sie schon ziemlich mag. Jetzt hat er zwei Probleme, da Zeca einen anderen zu haben scheint. Da muss man ja zum Trinker werden.

 

Dann bekommt Black Dju den Tipp mit dem Boxer, den sein Vater gekannt habe. Nicht leicht, den zu finden, schließlich, über mehrere Ecken, suchen sie ihn in seiner Wohnung auf, nein, nein, wir sind nicht von der Polizei. Der Vater, so der Boxer, habe nach der Attacke geglaubt, einen Menschen umgebracht zu haben und glaube sich seitdem von Dämonen besessen. Auf jeden Fall habe er nur eine Nacht beim Boxer verbracht, der habe ihn durch zwei gezielte rechte Haken zur Ruhe gebracht. Aber was half es? Papa sprang aus dem Fenster und wurde zunächst in ein Krankenhaus, anschließend in ein psychiatrische Klinik gebracht. Nicht leicht, da jemanden rauszuholen. Aber mit Zecas Hilfe und einer gefälschten Unterschrift zwecks angeblicher Verlegung des Patienten gelingt die Befreiung, hallo Papa, hallo Sohn, dann noch schnell die Sachen vom Foyer holen, weil da noch das Geld steckt, und dann ab, die Polizei ist auch schon da, bricht die nette Tanzparty ab, Passkontrolle, Pfeifkonzert, unsere Helden verlassen das Haus durch den Hintereingang. Und dann das Ende, der Sohn bleibt zurück, Zeca ist doch ne gute, alles wird gut. Social touch meets fairy tale.

 

Dieter Wenk (01.01)

 

Pol Cruchten, Black Dju Dibonga, 1995, Luxemburg/Belgien/Portugal, mit Philippe Léotard u.a.