31. Oktober 2004

Namhafte Helden

 

Immer ist der Held einem tödlichen Geschick preisgegeben und zu diesem – unbeirrt durch verzagende Gefühle – aus eigenem Willen bereit. Stärker als irgendwelche säuselnden Stimmen des Herzens sind Pflichten, Gesetze und vor allem Ehre. Der Tod wird bejaht, wenn er als Erfüllung der heldischen Notwendigkeit erfahren wird. Abtreten!

 

Hart sind sie – gegen sich und gegen die anderen. Das Geschehen wird aufs Äußerste konzentriert. Es geht Schlag auf Schlag. Die Parallelismen führen immer wieder auf den Kampfplatz „Mann gegen Mann“, nicht ins große Getümmel. Sprunghaft werden die Gipfelpunkte zusammengerückt. Es ist wie mit der Phylogenese, zwischen Ursuppe und Vergesellschaftung liegen Jahre, die man unmöglich protokollieren kann, fasse man sie also knapp zusammen und nenne ein paar Persönlichkeiten. Aber ist ein Name denn eine Antwort?

 

Modsognir, Durinn, Nyi, Nidi, Nodri, Sudri, Austri, Westri, Altjof, Dwalinn, Biworr, Baworr, Bömburr, Nori, An, Anarr, Weig, Gandalf, Windalf, Tharinn, Thekk, Thorinn, Thror, Wit, Lit, Nar, Nyrad, Reginn, Radswid, Fili, Kili, Fundinn, Nali, Hepti, Wili, Hanarr, Swiurr, Frar, Hornbori, Fräg, Loni, Aurwang, Jari, Eikinskjaldi, Draupnir Dolgthrasir, Har, Haugspori, Hlewang, Gloi, Skirwir, Skafid, Ai, Alf, Yngwi, Eikinskjaldi, Fjalarr, Frosti, Finn, Ginnarr ... und das sind erst die Zwerge.

 

Decknamen gibt’s zusätzlich. Odin lässt sich auf einen Wissenswettkampf mit einem Riesen ein und nennt sich dabei Gagnrad, also Gegenrater, eigentlich heißt es Siegrater, denn er gewinnt natürlich. Und zwar, weil der Riese nicht weiß, was nur Odin wissen kann, nämlich was ihm sein Sohn auf dem Scheiterhaufen ins Ohr flüsterte.

 

Wie man eines anderen Ohrflüsterin (das ist die Frau eines anderen) verführt, und wie man immer noch etwas antwortet, kann man hier erfahren, mehr kauend als lesend, weil man ständig zwischen den knappen Versen nach den hervorragend ausführlichen Fußnoten schnappt. „Selten erringt ein liegender Wolf den Schinken.“

 

Nora Sdun

 

Die Götter- und Heldenlieder der Älteren Edda. Übersetzt, kommentiert und herausgegeben von Arnulf Krause, Philipp Reclam jun. Stuttgart 2004

 

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