15. August 2004

Neues vom Agape-Grill

 

Arbeit ist den Menschen als Bürde auferlegt. Armut kann man auch als asketische Haltung bezeichnen. Reichtum ist eine kritische Sache. Statt Liebe sagt man besser Agape. Wie immer, wenn man es mit der Bibel zu tun hat, stimmt alles irgendwie und ist deshalb für den Alltag nicht zu gebrauchen.

 

Dass es Onan nicht um Selbstbefriedigung, sondern um den Erhalt seines eigenen Erbes ging, welches er, im Falle er ein Kind machte, hätte teilen müssen, hat aber doch anekdotischen Wert. Er war geizig. Ich sag mal „Todsünde“, obwohl der Eintrag im Lexikon verblüffend, aber richtig nicht zu finden ist. Alle kirchlich bürokratischen mehr oder weniger drakonischen Maßnahmen fehlen im Bibellexikon. Sünde ja – Todsünde nein.

 

Wem es eher um die magische Einverleibung kulturellen Bodenssatzes geht. Wer sich in Lexika umhertreibt im Sinne einer Expedition entlang der Ränder kanonisierten Allgemeinwissens, wird auch mit diesem Band seine eskapistische Satisfaktion bekommen. Wissenschaftler haben speziellere, dickere, exaktere, eben wissenschaftlichere Bücher zum gleichen Thema, aber damit kann man dann auch keinen Schabernack veranstalten.

 

Hier geht das sehr schön. Die drei Karten auf denen die Beschriftung Mittelmeer die einzige unmittelbar einleuchtende Markierung ist, weil der Rest (Städte, Flüsse, Ländergrenzen etc.) doch sehr vage über das Weiß verstreut ist, verleiten zu blödsinnigen Kommentaren und privaten Markierungen. Irgendwie so was wie: Hier war ich letzten Sommer mit dem Höllenbüttel. Physische Karten sind wichtig und fehlen. Auf dem Rückcover ist der Berg Tabor abgebildet, er sieht wahrhaftig, ich sage euch, aus wie oberfränkische Idylle.

 

Nora Sdun

 

Reclams Bibellexikon, Klaus Koch, Eckhart Otto, Jürgen Roloff und Hans Schmoldt (Hrsg.), Philipp Reclam jun.Verlag, Ditzingen, 7 . überarbeitete und erweiterte Auflage 2004, 600 Seiten, mit 145 Abbildungen und 6 Karten, Hardcover gebunden mit Schutzumschlag, Format 15 x 21 cm, € 29,90

 

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