21. Mai 2004

Appetit verderbender Leckerbissen

 

Empfindlichen Gemütern sei geraten, Harald Harzheims Kurzgeschichte "Café Cancer" weder vor noch während des Essens zu genießen. Denn in seinem belletristischen Debüt ist der Dramaturg und Regisseur seinem geliebten Genre, dem Splatter, treu geblieben.

 

Die Geschichte lebt hauptsächlich von einer abstrusen und geschmacklosen Idee. So viel sei verraten: Vor über hundert Jahren war eine Pariser Wohnung der Treffpunkt einer konspirativen Gemeinde von Feinscheckern. Hier genossen sie kulinarische Leckerbissen ganz besonderer Art und verübten ein bestialisches Verbrechen.

 

Die Geschichte ist schnell in der U-Bahn gelesen und eignet sich bestens zum Einstimmen auf einen Horrorfilmabend oder als schauriges Lagerfeuer-Amüsement.

 

Ein besonderer Clou ist das Erscheinungsbild des Heftes. Harald Harzheims Erzählung ist im Berliner SuKuLTuR Verlag erschienen, der in seiner Leseheftreihe "Schöner Lesen" geschickt das Format und die Farbe der bekannten Reclamhefte adaptiert und somit den Bildungsbürger auch auf der Schulbank oder in der Uni nicht kompromittiert.

 

Ina Weidmann

 

Harald Harzheim: Café Cancer, SuKuLTur Verlag, Berlin 2004