31. März 2004

Den Blues in Worte gepackt

 

Erzählbände sind nicht jedermanns Geschmack: Kaum hat sich der Leser an die Protagonisten gewöhnt und in die Handlung hineingefunden, da endet die Geschichte bereits und man wird abrupt entlassen. Dennoch ist der Erzählband „Vormittag eines Rock`n´Roll-Beraters“ von Dietmar Sous ein Lesespaß und eine kleine, feine Sammlung melancholischer Geschichten rund um Musik.

 

Der in Belgien lebende Schriftsteller hat mit großem Gespür Miniaturen über Verlierer entstehen lassen, in deren Lebenssituationen Musik eine wichtige Rolle spielt. So hat beispielsweise der entlassene Versicherungsagent ein Toilettenhäuschen zu seiner Stammkneipe auserkoren, die mit Schlagermusik beschallt wird. In einer anderen Erzählung entwickelt der Verkäufer eines Second-Hand-Plattenladens eine Psychologie über seine Kunden, die ihre alten Plattensammlungen zu Geld machen wollen. Oder der Schlagzeuger einer Jazz-Combo verzichtet willentlich auf den lange erwarteten Ruhm.

 

Der Untertitel des Buchs, „Empfehlungen für das Aufnehmen von Kassetten für Verliebte“, ist zugleich der Titel der ersten Erzählung. Mit einem Augenzwinkern erfährt hier der Leser, wie man Kassetten für die Auserwählte gestalten sollte und wird über die Relevanz der Songtexte sowie der Reihenfolge der Songs aufgeklärt. Doch die profihaften Tipps führen auch beim Protagonisten der Geschichte leider nicht zum gewünschten Erfolg.

 

Einige Erzählungen lässt Dietmar Sous mit Songlisten enden, die zur Geschichte passen sollen. Vielleicht freut sich der eine oder die andere, dass ein Lieblingsstück darunter ist. Der höhere Sinn dieser Listen, bleibt jedoch schleierhaft.

 

Fazit: Sieht man über die belehrenden Songlisten hinweg, ist „Vormittag eines Rock`n´Roll-Beraters“ ein intelligentes Lesevergnügen.

 

Ina Weidmann

 

Dietmar Sous: Vormittag eins Rock´n´Roll-Beraters, Rotbuch Verlag 2004, 120 Seiten, 14,90 Euro