26. September 2025

ONE BATTLE AFTER ANOTHER

 
Ich habe den Trailer zu „One Battle after another“ geliebt, nicht nur einen, sondern alle, die nach und nach veröffentlicht wurden, und ich war so aufgeregt, voller Vorfreude, als ich endlich ins Kino durfte, um den neuen Film von Paul Thomas Anderson zu erleben. Zu spüren. Endlich würde es zum Vollzug kommen, aber leider … Nicht, dass er mir gar nicht gefallen hätte. Nicht, dass ich mir nicht noch immer einrede, dass ich ihn richtig gut finde. Trotzdem sind wir nicht als Paar nach Hause. Es war mehr ein One-Night-Stand, ein heftiger Moment, der uns zusammenbrachte, aber mich nicht wirklich zum Höhepunkt. Irgendwie bin ich unbefriedigt nach Hause. Ich ließ den Abend Revue passieren, dachte über die Musik nach, die ich mögen wollte, die mich zum Teil nervte, die mich ins Hirn petzte, okay, dachte ich, vielleicht soll das so sein, Film muss auch wehtun, muss schmerzen. Und dann war da Leonardo de Caprio, der einen Aufguss seiner Rolle in „Once upon a Time… in Hollywood“ spielte. Wieder so ein verunsicherter Typ, der auch mal weinen kann und der in einem Bademantel einen nicht enden wollenden Big-Lebowski-Moment auslebt. Es war, als hätte man alles schon einmal gesehen, nur besser, intensiver.


Sean Penn, ja, klar, er spielt grandios. Oder doch nicht? Seine Rolle ein Faschist, der läuft, als hätte er dauerhaft einen Haufen in der Hose sitzen, der Augen hat wie Töpfe, in denen das, was er sieht, überkocht, es läuft in seinen Kopf und explodiert fortwährend. Eine vollkommen überzeichnete Figur, wohl die Dr.-Seltsam-Tonalität, die Steven Spielberg so lobend hervorhob nach seiner Sichtung. Penns Körper erinnert an Wurzelstränge. Alles knotig, die Arme mit Kraft gefüllt, die sich austoben muss. Arme, durch die der Saft des Todes fließt.


Leonardo gehört einer Gruppe von Aktivisten an, nein, es sind Terroristen, von denen man nie wirklich erfährt, warum sie tun, was sie tun. Es wird behauptet, wird in den Raum gestellt. Und dann sechzehn Jahre später ist er nur noch ein Schatten, der dauerkiffend und trinkend auf einem Sofa hockt, um sich im Fernsehen Bilder von Revolutionen anzusehen. Er vegetiert im Untergrund, mit einer neuen Identität, um sich und seine vermeintliche Tochter zu schützen, bis zu dem Tag, an dem Faschist Penn mit seinem Haufen in der Hose auftaucht, um das Familienglück zu jagen, denn … Nein, ich werde nicht spoilern.


„One Battle after another“ hat so viele Liebhaber gefunden, er braucht mich nicht. Und das ist gut so. Ich weiß, dass er umsorgt wird, während ich mich nach einer neuen Liebe umsehen kann.


Daher bekommt er 6 von 10 Revolutionären.


Guido Rohm

One Battle After Another, USA 2025, Regie: Paul Thomas Anderson