28. Juli 2025

Superfilm

 
Jetzt mal Butter bei die Fische bzw. kein Kryptonit bei die Kryptonier: Würden Sie gerne wie Superman herumlaufen, also in diesem hautengen blauen Anzug, einem roten Schlüpfer und einem roten Umhang, auf der Brust ein S? Und überhaupt Superman, wer lässt sich schon so nennen, wenn nicht jemand, der später Donald Trump wird. Eine schwierige Ausgangsbasis für den armen Clark Kent, der als Nerd die Antithese zu sich lebt. Endlich mal ein Depp sein, ein Schussel, das muss befreiend sein. Ist wichtig für die eigene Psyche. 
Zu Beginn von „Superman“ liegt unser Held darnieder, geschlagen, blutend. Das kann doch nicht sein, denkt man. Ein Typ, der eine Schmalzlocke als Zeichen seines Übermenschentums trägt, am Ende? Hurra, will man schreien, würde man sich damit nicht als Anhänger des Bösen outen. 
Keine Angst, Superman kommt zu sich, genau wie auch der Film von James Gunn, der etwas braucht, bis er wach wird und zu sich findet. So etwa zwanzig Minuten sind es schon, aber dann wird er zu einem Superfilm. Einem, der vor allem Spaß macht, wie bei einem Kindergeburtstag, auf dem Drogen verabreicht werden, damit man – wohoooo – sich im Taschenuniversum mal so richtig das Hirn wegballern kann. 
Und es gibt viel auf die Fresse, so wie man es bei Gunn gewohnt ist, der, wenn es gut läuft, Filme wie kurze harte Popsongs abliefert. Wirklich Punk ist es nicht, auch wenn er das vielleicht gerne von sich behaupten würde. 
Trotzdem ist Superman bunt, laut, rotzig, frech, verspielt, quengelig, also genau der Typ, den man im Kino nicht neben sich sitzen haben möchte. Auf der Leinwand rockt er aber. Er rührt einen sogar, ist aber nicht kitschig. 
 
Bewertung: Sieben von zehn Capes

Guido Rohm

Superman
Regie: James Gunn, USA 2025