In schlechter Gesellschaft (Bad Company)
1863. Der Sezessionskrieg ist in vollem Gange, ist ein großer Trommelrevolver, dessen einzelne Kammern mit Menschen gefüllt werden. Jede Kugel ein atmendes Wesen, ein Schicksal, jemand, dessen Vorlieben, Abneigungen, dessen Hass, dessen Liebe mit seinem Blut versickern wird, um so den Boden für die Zukunft zu bereiten.
Ein Wagen rattert von Haus zu Haus, um die Söhne der Hausbesitzer, wurden sie nicht schon längst wie Brennholz im Grauen verheizt, einzusammeln, einzulagern, damit sie dem Krieg als Kugel, als Nahrung dienen können.
Nicht so Drew Dixon, der sich verstecken kann, um, ausgestattet mit 100 Dollar, die er in seinen Schuhen sorgsam verbirgt, schließlich zu fliehen.
Ahnungslos, noch grün hinter den Ohren, im Gemüt, gerät er an eine Bande junger Strauchdiebe, angeführt von Jake Rumsey, die sich auf den Weg Richtung Westen machen.
Karg ist die Landschaft, karg die Nahrung, sie werden überfallen, suchen, finden, verlieren.
Sie erschießen ein Kaninchen, füllen es mit Kugeln auf, wissen nicht, wie man das Fell abzieht; Rumsey schon, der es schließlich in einer grandiosen Szene entkleidet, die den eigentlichen Akt nicht zeigt. Wir wohnen akustisch bei. Hören das Schmatzen des Messers, das Wühlen, das Ziehen. Wir erhören die Barbarei. Am Ende will niemand das Kaninchen. Der Tod als sinnloses Unterfangen, als Tat, die keinen Nutzen hat, die nichts als Elend erbringt. Krieg im Kleinen.
Sie ziehen weiter, taumeln, sind wild, sind Teil einer Huckleberry-Finn-Geschichte, die in dem Moment kippt, als dem jüngsten Bandenmitglied der Hinterkopf weggeschossen wird. Und dies nur wegen eines Kuchens, der zum Kühlen vors Fenster gestellt wurde.
Kein witziger Westen, kein Spiel, sondern die rohe Gewalt einer neuen Welt, die diejenigen frisst, die nicht gnadenlos zuschlagen, die nicht handeln, die nicht gedankenlos schießen.
Ein Antiwestern von Robert Benton aus dem Jahr 1972, der mit leichter Hand vom Unglück erzählt, vom Reisen in einen blutroten Sonnenuntergang, bei dem sich selbst die Freunde betrügen, bei dem man sich die Pferde wie das Vertrauen stiehlt.
Eine Ballade, die davon berichtet, dass die Unschuld nur ein weiters Handelsobjekt unter vielen ist. Und Freundschaft nur ein weiteres Schlachtfeld.
Die Prärie in diesem Western ist ein großes Grasmeer, ein Ödland, auf dem nur Gewalt geerntet werden kann, wo sich die Halme wie die Gehenkten trost- und hoffnungslos im Wind wiegen.
Bei einer Schießerei wird man an einen Stummfilm erinnert, an von Klaviermusik untermalter Slapstick. Nicht auf Bananenschalen rutscht man aus, sondern auf seinem eigenen Blut. Idealer kann man dem Sterben jegliches Pathos nicht austreiben.Jeff Bridges spielt Jakes Rumsey, der mir einem breiten Grinsen noch seine eigene Mutter um ihre Ersparnisse betrügen würde.
Ein Westernkind seiner Zeit. Das Drehbuch stammt von Robert Benton und David Newman, die bereits die Dialoge für Arthur Penns „Bonnie and Clyde“ schrieben.
Eine Reise von Glückssuchern, die das Unglück finden.
Guido Rohm