Hogenstein in „Alien – Romulus“
Hogenstein ist ins Kino, er hat die schwere Türe gezogen, die ihm wie ein Fels erscheint, den man vor der Höhle fortrollen muss, er hat sie zu sich herangezogen, ganz wie einen alten Freund, den man in die Arme nimmt, und dann ist er hineingeschlüpft, hinein in die dunkle Höhle, die Höhle Platons, an der Wand Schatten, die tanzen, Schatten, die er so gerne beobachtet, er ist über den Teppich gestiegen, wie ein Stampfen durch eine Moorlandschaft war es, die Schuhe, sie blieben stecken, sie klebten fest, als hätte man den Teppich erst kurz zuvor mit Cola eingerieben, mit Zucker überhaupt, und Hogenstein, der es nicht anders kennt, ist sich gewiss, dass jemand diese Teppichlandschaft pflegt, dass jemand da ist, der darauf achtet, dass sie stets und immer die Schuhe schmatzen lässt, auch Popcorn wurde verteilt, nichts soll unbewohnt aussehen, nichts wurde dem Zufall überlassen, sodass Hogenstein den Marsch genießt, weil er spürt und hört, dass er in dem Land zurück ist, in das er so leidenschaftlich gerne verreist.
Er nimmt Platz, vor sich die Aussicht auf Hinterköpfe, wie Salate, die aus den Sitzen wachsen, die sprießen, die alle auf die Schatten der Wand starren, sodass der Film (Alien - Romulus) endlich beginnen kann, klar, erst nach den Trailern, diesen kleinen Filmstücken, die so scharf geschnitten sind, dass der Verstand sich daran schneiden kann, sodass man blutet und an dem Blut kostet, ah, wie lecker, diesen Film möchte ich zur Gänze sehen, denkt man, vielleicht, vielleicht auch nicht, aber das liegt hinter Hogenstein, der sich auf den Film einlässt, so wie auf ein Gespräch, er ist bereit, sich eine tolle Geschichte auftischen zu lassen, ist aber schon rasch enttäuscht, weil diese gleich zu Beginn mit Bildern aufwartet, die ihm gestohlen erscheinen (Blade Runner), Dunkelheit und Feuer wird gezeigt, na ja, denkt Hogenstein und sinkt tiefer in den Sitz, sein Salatkopf zieht sich in die Tiefe zurück, er will dem Film eine Chance geben, wird aber enttäuscht, es ist eine Fahrt mit der Geisterbahn, hui, hier kannst du erschrecken, hier zucken, aber alles etwas lahm, abgeschmackt, uninspiriert, sodass ihm am Ende die vielen Toten gerechtfertigt erscheinen, bzw. sie sind ihm egal, er nimmt sie hin, nickt gar einmal ein, alles wie ein Aufguss, alles schon einmal gesehen, nur besser, nur eigenwilliger, nur neuer, aber hier wird das Rad nicht neu erfunden, es wird genommen und zerschlagen, glücklich soll man sich darüber zeigen, was einen kaum berührt, was nicht rollt, und ja, denkt Hogenstein, vielleicht ist es dieses Unberührte, diese Hand, die nicht nach seinem Verstand, seinem Herzen greift, die ihn froh erfahren lässt, dass der Film schließlich ein Ende findet, sodass er gehen kann, wieder über den zuckrigen Teppich, über dieses Beet der Süße, hinaus ins Helle, wo ihn die Realität so sehr blendet, dass er sich bereits wieder nach der Höhle und den Schatten sehnt, zurück in jenes Reich, wo der Teppich gezuckert ist, wo die Sitze Salate wachsen lassen.
Guido Rohm