ZIMMERHOCKEY
(Auszug aus dem Hörpiel „Hausarbeit oder das Museum der Phantasie“)
Von Wolfgang W. Timmler
Es soll doch tatsächlich Leute geben, die noch nie etwas von Zimmerhockey gehört haben. Für sie ist diese kleine Einführung gedacht.
Also, es gibt Eishockey, Feldhockey, Hallenhockey und Zimmerhockey. Eishockey und Hallenhockey werden gewöhnlich im Winter gespielt, wenn im Freien kein Feldhockey möglich ist, während Zimmerhockey das ganze Jahr über gespielt werden kann. Im Gegensatz zu Feldhockey ist Zimmerhockey aber keine olympische Spielart. Das Internationale Olympische Komitee hat es nicht als Wintersportart anerkannt.
Beim Zimmerhockey ist nur ein ebener Platz als Spielfläche geeignet. Der flauschige Langflorteppich im Schlafzimmer oder das Bärenfell vor dem offenen Kamin im Wohnzimmer scheiden als Spielplätze aus. Vielfach bewährt haben sich die flachgewebten, strapazierfähigen Teppichböden in den Büros, wo das Spiel auch entstanden ist. Das Spielfeld kann rechteckig oder rund sein. Die Zimmertür bildet das Tor und steht während des gesamten Spiels offen.
Zimmerhockey ist ein Sportspiel, bei dem ein Ball möglichst oft in das Tor zu schlagen ist, während Tore des Gegners zu verhindern sind. Der Ball kann beliebigen Umfang haben, sollte aber nicht schwerer sein als ein Tennisball. Als Spielstock oder Schläger dient ein Kleiderbügel. Er muß nicht aus Holz sein, auch Kleiderbügel aus Draht oder Plastik sind erlaubt. Die Länge ist ebenfalls nicht vorgeschrieben, beträgt aber im Durchschnitt fünfundvierzig Zentimeter.
Der Ball darf nur mit dem Bügel und nicht mit dem Haken gespielt werden. Das Spiel wird ohne Schuhe gespielt, entweder in Socken oder barfuß. Jede Mannschaft besteht aus mindestens einem Spieler, der zugleich Torwart und Feldspieler ist. An einem Spiel sind höchstens drei Mannschaften beteiligt. Die Spielzeit beträgt zweimal fünf Minuten. Das Spiel wird durch Abschlag eröffnet. Der Ball liegt in der Mitte des Zimmers zwischen den Spielern. Sie berühren mit ihren Kleiderbügeln dreimal den Boden rechts vom Ball und sagen: Blitz und Donner noch mal! Dann versuchen sie, den Ball ins Tor zu spielen.
Die Spielregeln fordern den ganzen Körpereinsatz im Zweikampf mit dem Gegner. Halten, Rempeln, Schubsen, Sperren, Stoßen und Treten sind ausdrücklich erlaubt. Nur das Berühren des Balles mit der Hand oder dem Fuß gilt als grober Fehler und wird mit einem Strafschlenz geahndet.
Der Strafschlenz ist von der Mitte des Zimmers auszuführen. Der Ball wird mit dem Kleiderbügel angehoben und in Richtung Tür geschleudert. Schlagen ist verboten. Der Spieler, der den Ball mit der Hand oder dem Fuß berührt hat, steht anderthalb Schritte vor der Tür und muß den Ball abwehren; läßt er den Ball durch, zählt das Tor doppelt.
Früher ist Zimmerhockey nur von Büroangestellten gespielt worden, aber inzwischen zählt es auch in den Studentenwohnheimen zu den Freizeitvergnügen.