2. Januar 2020

Neues Jahr


Ein neues Jahr, das ist es doch. Wenn alles im Leben schiefläuft, denkt man sich, jetzt ein neues Jahr und ich könnte mit den geeigneten Vorsätzen neu durchstarten. Warum also nur noch in Wochen denken? Die Gesellschaft sollte das Modell Woche abschaffen und stattdessen das Jahr einführen, idealerweise vielleicht sogar im 24-Stunden-Wechsel. Lassen wir also auch das Konstrukt Tag hinter uns. 

Nach 24 Stunden beginnt ein neues Jahr, was den Vorteil hat, dass wir nach alter Zeitrechnung nach 365 Tagen 365 Jahre alt wären. Ein Gedanke, der beruhigt. Niemand würde mehr jung sterben müssen; selbst die nur ehemals nur einen Tag lebten, können nun im Jenseits damit prahlen, wenigstens ein Jahr geschafft zu haben.

Bleiben aber alte Regelungen bestehen, könnten wir nach 45 Beitragsjahren (oho, also 45 Tagen) in Rente gehen. Wenn Sie sich nach 30 Jahren scheiden, klang das früher tragisch, jetzt waren Sie mit Ihrem Partner, Ihrer Partnerin bzw. Ihrer Partner*in, um sprachlich nicht toxisch zu klingen, eine halbe Ewigkeit zusammen.

Doch zurück zum Ausgangspunkt, dem Neuanfang, der jedem neuen Jahr innewohnt. Fortan können Sie sich sagen, wenn es am Ende einer 24-Stunden-Lebensschicht nicht so lief, wie von Ihnen gewünscht, was soll’s, im nächsten Jahr wird alles anders, alles besser. Zeit also, die alten Zeitmodelle auf den Prüfstand zu stellen. Und sollte das von mir hier propagierte funktionieren, könnte man auch darüber nachdenken, aus der abgelaufenen Stunde ein Jahr zu machen, was uns so alt werden lässt, dass uns schwindelig dabei werden müsste.

Guido Rohm