2. Juni 2017

D-DORF PART I

 

„ELECTRI_CITY“  D-Dorf – angefangen mit „Autobahn“ von Kraftwerk ...

Weltmetropole des Modernismus und Dorf

 

Wir waren verdammt nah bei Michael Rother angelangt. Wir hätten bloß eine Rother-Cassette in den Autocassettenrekorder tun müssen. Nehmen wir „Flammende Herzen“. Einfach fahren – das Gefühl: unterwegs sein – genügte. Heute passen wir auf, dass alles nicht so einfach ist: Wir haben ganz bestimmte Dinge vor, tun ganz bestimmte Dinge, suchen ganz bestimmte Dinge, finden ganz bestimmte Dinge. Deshalb sind wir dann noch vor den 70ern abgezweigt und auch aus dem Jahr 2000 herausgekommen. Doch zu nah an den 70ern. Aber für uns gäbe es natürlich selbst hier einen Ausweg: Roedelius, Cluster, Brian Eno ... und auch die CD „Projektor“ von Sensorama führt weiter: beginnt mit „digital rheinfahrt“ und wir geraten durch einen Text von Robert Forster sogar in „it’s the thing“ … 

 

Elektronische Musik, Weltmetropole des Modernismus und Dorf

 

Es existieren wie als Flashback die „ELECTRI_CITY“-Sampler I _ !! -- Elektronische Musik aus Düsseldorf“: ein Spaziergang durch Altbekanntes für Leute, die damals dabei waren, als es auch das legendäre Kling-Klang-Studio gab. Oder Neuland, wenn man die Musiker und Bands dieser Szene noch nicht kennt.

 

60er, 70er, 80er Jahre in D-Dorf

 

„Ende der 60er Jahre war die Altstadt in Düsseldorf etwas ganz Besonderes, ein bisschen wie Saint Germain, Paris: studentisch, bohemeisch, künstlerisch. Es ging um Modernismus, Jazz und Literatur. Es war das Übergangsstadium von Existenzialismus und Beatnik-Einflüssen zu Pop und früher Psychedelik …“, erzählte Bernd Cailloux. In den 70er und 80er Jahren formierte sich die Elektronik-Szene und aus ihr entstanden Industrial, Synthie Pop, EDM, Techno, House, Ambient, Jungle, Dubstep etc. 

 

Von den elextronic classics des „ELECTRI_CITY“-Samplers feature ich: 

Brian Eno / Harmonia - Lüneburg Heath / Wolfgang Flur - I Was A Robot / Rheingold - Dreiklangsdimensionen / Wolfgang Riechmann - Wunderbar / Die Krupps - Zwei Herzen, ein Rhythmus / Der Plan - Gummitwist / Michael Rother - Karussell.

1974 hatte alles mit „Autobahn“ von Kraftwerk  begonnen. Weiter geht es demnächst mit einer Werkschau von Deutsch Amerikanische Freundschaft: DAF, also Robert Görl und Gabi Delgado mit Produzenten Giorgio Moroder und Denis Naidanow, die die DAF-Box rausbringen mit 4 Releases der Jahre 1980 bis 1982 plus Remixes.

 

„ELECTRI_CITY“ und Musikszene parallel zur Kunstszene

 

Elektronische Musik entwickelte sich neben der Kunstszene: Pop Art, Op-Art, Concept Art, Performence Art, Aktion, Agitation, Agitprop, Décollage, Happening, Anti-Art, Fluxus war angesagt, und es gab eine namhafte Künstlerschaft. Roedelius sagte: „In Düsseldorf gab es die vielen Bierquellen der Altstadt. Die Designerszene, eine Szene um die Kraftwerker und Neu! und wie sie davor alle hießen. Aber wir hatten gar nicht so viel mit denen zu tun, wir lebten und handelten ja aus einem ganz anderen Kontext heraus: Unser Bezug war Beuys.“

Synthetische Klangerzeugungsmöglichkeiten verschafften sich in den 80er Jahren verstärkt Raum. Zunehmend wurde nicht akustisch, sondern synthetisch produziert. Elektronische Tanzmusik setze sich durch mit Tanzstilen wie Synthpop, Euro Disco, House, Techno. Auch Musique concrète, Computermusic, Tape Music gehören zur elektronischen Musik. Und Krautrock, Fusion, New Age, Electro, Tribal. Es lassen sich noch über 20 weitere differenzierende Begriffe hinzufügen. Eigentlich jedes Genre lässt sich elektronifizieren. In genanntem Elektronikkontext sind die unverkennbaren Düsseldorfer Bands der 70er und 80er Jahre etwas Spezielles und Besonderes.

Die „ELECTRI_CITY“-Sampler wurden auf Herbert Grönemeyers Label Grönland veröffentlicht (2014/2016). Das Buch „ELECTRI_CITY“ – Elektronische Musik aus Düsseldorf“ von Rüdiger Esch gibt es bei Suhrkamp (2014).

 

ELECTRI_CITY“ Sampler (2014/2016)

(Grönland)

„ELECTRI_CITY“ Buch (2014)

(Suhrkamp)

https://youtu.be/3geodkqAfXc

 

© Tina Karolina Stauner , 2017