12. Januar 2017

Before Publication: Montage in Art, Architecture and Book Design

 

Vor der Montage ist ein noch weitgehend unbeachteter Status innerhalb eines Projekts. Sei es im Film, dem Buch, der Theaterinszenierung, jedweder bildenden Kunst – vor dem eigentlichen Montieren steht aber das noch ungerichtete Material längst bereit. Was findet in diesem Schritt statt? In dem Reader Before Publication: Montage in Art, Architecture and Book Design werden in acht Essays aus verschiedensten Blickwinkeln, von u. a. Architektur und Film bis Grafik, die Prozesse der Entscheidungsfindung vom Status der Vor-Montage bis zum fertigen (veröffentlichten) Werk beleuchtet. Die kundigen Beiträge versammeln Anmerkungen zu Sergej Eisenstein und dessen Gebrauch der (gezeichneten) Skizze, die ihm als Generalwerkzeug der Strukturierung und Prä-Visualisierung der Bezüge-Ideen für seine innovativ montierten Filme, aber auch Theater-, Buch- und Fotokunst gedient hat. Sehr interessant auch der zweite Beitrag über Visualisierungen der Architekten El Lissitzky und Ivan Leonidov aus der Zeit des russischen Konstruktivismus, welcher stets eine Form von aggressiv dargebotener Aussage vorzubringen bemüht war und sich dazu hauptsächlich der Montagetechnik bedient hat. Dazu passen auch die Texte über die medial-repräsentativen Gemeinsamkeiten von Marshall MacLuhan und Sigfried Giedion sowie eine Bestandsaufnahme zu Tristan Tzaras großem, unvollendet gebliebenem Inventurprojekt Dadaglobe von 1921. Sehr ansprechend dabei die Reproduktionen von den handgeklebten Layout-Mockups von Giedion und Tzara im Zustand Vor der Montage. Dasselbe gilt für die Diskussion von Ed Ruschas Künstlerbüchern wie Every Building on the Sunset Strip, eine individuelle, ambitionierte Spatiografie über 40 Jahre vor Googlemobiles Nicht-Montagen derselben Welt.

Insgesamt zeigt der Band eine konzise, unaufdringliche Zusammenstellung eines der essentiellen Themen der Moderne, der Montage, die sich dem ursprünglichen Werkguss der bis ins 19. Jahrhundert vorherrschenden Tradition entgegenstellte bzw. -clipste, wie u. a. Adorno in seiner Ästhetik festgestellt hat. Park Books veröffentlicht einen schmalen, informativen Reader, dem es gelingt, das Bild nicht über den Text zu stellen und dabei nicht in historiografische Trockenheit zu verfallen, sondern beide Informationsmethoden sich ergänzen zu lassen.

Jonis Hartmann

 

Nanni Baltzer, Martino Stierli [Hg.]. Before Publication. Park Books 2016

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