Monumentale Brocken
Im Barlachhaus, gelegen im Hamburger Jenischpark, läuft zurzeit eine sehenswerte kleine Ausstellung des Schweizer Bildhauers Hans Josephsohn.
Besonders entzückt haben mich die monumentalen Brocken im letzten Raum der Schau. In ihnen spukt eine Komik, die erst sichtbar wird, wenn man sich an den Skulpturen entlangbewegt.
Die auf Fotografien gezeigten Ansichten zeigen schwer und würdevoll lastende Riesenbrocken. Spaziert man an diesen wuchtigen Brocken vorbei und um sie herum, fangen sie an „Gesichter zu schneiden“, und es ist wie mit dem Sternenhimmel, je länger man hinschaut, umso mehr Gesichter werden es. Oder andere Körperteile tauschen ihre Plätze und Funktionen, Arme werden Nasen, Brüste zu Glotzaugen, Arschbacken werden Doppelkinn. Ein gespitztes Mündchen wird, bewegt man sich nur wenige Zentimeter, zu einer spöttisch erhobenen Augenbraue.
Das Kriterium, mit dem Josephsohn selbst seine Skulpturen beurteilt und welches der Schau in Hamburg auch den Namen gibt, ist also überaus treffend: »Die Sache muss leben!« Das tut sie!
Nora Sdun
HANS JOSEPHSOHN
»Die Sache muss leben«
Barlachhaus, Hamburg
16. Februar – 15. Juni 2014