19. August 2012

Die Mystik der Schnittbohne

 

Über I, Coleoptile von Ann Cotten und Kerstin Cmelka

von Jan Pollet

Im Herbst 2010 erschienen zwei neue Bücher von Ann Cotten (1982): Florida-Räume, eine Sammlung von Gedichten, Prosatexten und Essays, geschrieben von zehn verschiedenen (fiktiven) Autoren (Suhrkamp Verlag), und I, Coleoptile, ein Band mit englisch geschriebenen Gedichten, mit einer Fotosequenz der österreichischen Künstlerin Kerstin Cmelka (1974). I, Coleoptile, auf das ich mich hier vor allem beziehen will, wurde von der Broken Dimanche Press herausgegeben, einem jungen Berliner Verlag, der 2009 vom enthusiastischen irischen Schriftsteller John Holten gegründet wurde. Broken Dimanche Press will junge, vielversprechende Schriftsteller anspornen, in einer anderen Sprache zu schreiben. Daneben fördert der Verlag die Zusammenarbeit zwischen Schriftstellern und bildenden Künstlern. Das ist im Fall von I, Coleoptile besonders gut gelungen. Das Buch (Büchlein) ist schön gestaltet und zeigt uns eine unbekannte Seite von Ann Cotten. Aber darauf müssen Cottens Leser sowieso bei jeder neuen Veröffentlichung von ihr gefasst sein: Unvorhersehbarkeit ist nun einmal Kern ihres Programms.

 

 

Sprachspiel

 

Als Ann Cotten 2007 mit Fremdwörterbuchsonette debütierte, wurde sie einhellig als die Hoffnung der jungen deutschsprachigen Lyrik begrüßt. Rezensenten beschreiben ihr Werk für gewöhnlich als „rätselhaft“, „experimentell“, „hermetisch“. Andere oft gehörte Adjektive sind „gelehrt“, „spielerisch“ und „lustig“. Cotten ist in der Tat nicht um ein klar umgrenztes Image bemüht. Ann Cotten ist kein Markenname und sie tut alles, um auch keiner zu werden. Wer im Œuvre dieser österreichischen Dichterin mit US-amerikanischen Wurzeln zu schmökern beginnt, gerät in Treibsand. Sie selbst sagt in einem Interview, sie möge das Spiel mit der Sprache, da habe man „die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren, um sich in einem sinnfreien oder zweckfreien Raum zu bewegen“. Das sei „vielleicht eher mit Tanzen vergleichbar“.[i]

 

Eine Aussage, die stark an die abstrakten Grundprinzipien der amerikanischen L=A=N=G=U=A=G=E-Bewegung erinnert. Cotten kann in der Tat als Sprachdichterin bezeichnet werden, aber meiner Meinung nach kommt noch etwas anderes hinzu. Es geht ihr nicht allein um das Spiel mit der Sprache, sondern auch und vor allem um das Spiel an sich. In ihrem Essay „Etwas mehr“ greift sie auf die sogenannte „Spieltheorie“ Friedrich Schillers zurück, in der das Gegensatzpaar „Ernst“ und „Spiel“ als komplementär betrachtet wird. Sie führt den „alte[n] Topos“ wie folgt aus: „Dass der Ernst nur, wenn er spielerisch, relativistisch, experimentell, autoreflexiv gehandhabt wird, nicht unterkomplex ist, und umgekehrt (keine billige Umkehrung, sondern eine Schraubendrehung weiter ((Handkuss an Serner))) muss dieses Spiel mit einem Riesenernst, mit dem Einsatz von nichts weniger als der gesamten eigenen Existenz betrieben werden. Das bedeutet, dass jedes Mittel höchstens temporär das richtige ist und nicht nur immer wieder, sondern fast immer in Frage stehen muss; dass alles auf dem Spiel steht. Das dürfen wir auch dann nicht vergessen, wenn wir mit Scheiße Preise gewinnen: Es gibt keine sichere Methode.“

 

Dass alles auf dem Spiel steht, lässt sich gut an dem Weg ablesen, den Cotten seither zurückgelegt hat. Mit dem Internetprojekt Glossarattrappen (2008) strickt sie das Formexperiment ihres Buchs Fremdwörterbuchsonette auf gewagte Weise weiter. Der Besucher der Website wird eingeladen, zwischen mehr als fünfhundert, jeweils von einem Foto oder einer Zeichnung begleiteten, Textfragmenten und Zitaten zu wählen. „Es ist gedacht, sich in das Chaos der Welt chaotisch einzuklinken[.]“ – ein theoretisch endloses Spiel.

Der AusnahmeVerlag in Hamburg [2007-2011, Verlag zur Produktion und zum Vertrieb von selbst hergestellten Büchern, Heften und experimentellen Drucksachen in Kleinstauflagen, A. d. Ü.] stellt aus den Texten der Website auf Bestellung Bücher zusammen. Der Besucher kann entweder eine Zufallsversion wählen oder selber eine Auswahl aus den 508 Texten und ca. 600 Bildern treffen. Der maximale Umfang je Buch beträgt 50 Seiten (25 Text-Bild-Kombinationen). Eine vollständige Ausgabe würde ungefähr 20 Bände umfassen. [Die Bestellmöglichkeit besteht mit Erlöschen des Verlags nicht mehr, aber die Website ist weiterhin aktiv. A. d. Ü.]

 

Dergleichen kombinatorische Experimente lassen natürlich unmittelbar an die Hunderttausend Milliarden Gedichte von Raymond Queneau[ii] und die mathematischen Grundprinzipien[iii] von Oulipo[iv] denken, auf die Cotten in I, Coleoptile auch verweist: „We all know from Oulipo that the farthest fetching often finds itself dredging the nearest holes.” [Wir alle wissen von Oulipo, dass es oft das weitest Hergeholte ist, das die nahesten Löcher baggert.]

 

Ihr jüngstes Buchprojekt, Florida-Räume, fingiert sie als Auswahl aus Gedichten, Prosastücken und Essays, die ihr von zehn Schriftstellern zugeschickt wurden. Zweifellos handelt es sich um fiktive Autoren, Abspaltungen von Cotten selbst. Unmöglich jedoch auszumachen, ob ein Textfragment ernst oder ironisch gemeint ist. Cotten spielt ein wahres Katz- und Maus-Spiel mit sich selbst und dem Leser, wobei letzterer im Ungewissen bleibt.

 

 

Majakowskij

 

In I, Coleoptile schlägt Cotten eine wieder andere Richtung ein. In diesem Projekt rücken ihr ironisches Spiel mit der Autorschaft und ihr Experimentieren mit der Form in den Hintergrund und machen Platz für einen intimistischeren Ansatz. Auf Wunsch des Verlegers John Holten schrieb Cotten zum ersten Mal einen Gedichtband vollständig auf englisch und arbeitete mit einer Künstlerin, der Österreicherin Kerstin Cmelka, zusammen. Das Resultat ist ein wunderschön gestaltetes Büchlein, in dem sich Gedichte rund um das Thema „Aufblühen“ mit s/w-Fotos abwechseln, die den populären sowjetischen Film Baryšnja i Chuligan (Das Fräulein und der Rowdy) aus dem Jahr 1918 zitieren. Der Dichter Wladimir Majakowskij schrieb dazu das Drehbuch, führte Regie und spielte selbst die Hauptrolle. In Cmelkas Fotoserie mimt Cotten die Männerfigur – den Rowdy/Hooligan (Figur) und Majakowskij (Schauspieler) –, die am Ende zusammengeschlagen wird. Damit scheint sie sich mit dem russischen Dichter, Rebell und Kommunisten zu identifizieren. In den Gedichten verweist Cotten nur ein Mal explizit auf Majakowskij; sein Name erscheint im letzten Gedicht, „Take away Kasbek“. „If this / mountainous / holy heap / is in the way, / then tear it down“ [Wenn dieser / gebirgige / heilige Haufen / im Weg ist, / dann reiß ihn nieder], sagt sie resolut über den dritthöchsten Berg des Kaukasus in Georgien, Heimat Majakowskijs. Kasbek steht hier als Symbol für alles das, was uns die Sicht nimmt und ausgeräumt werden muss, denn: „our way is mistier than mist“ [unser Weg ist nebliger als Nebel]. Aus den Schlussversen dieses Gedichts spricht ein starkes Verlangen nach klareren (spirtuellen) Perspektiven, in denen der grüne Nebel, der über dem ganzen Buch hängt, endgültig aufgelöst ist.

 

 

Keimblattscheide

 

Was aber hat es nun mit dem nebelhaften Wort „coleoptile“ auf sich? Es handelt sich um einen Terminus aus der Pflanzenkunde, der die membranartige Stengelscheide bezeichnet, die bei Graspflanzen das Keimblatt umschließt – im Deutschen „Koleoptile“ oder „Keimblattscheide“ –, meint also die Haut, die das aufkeimende Samenkorn schützt, bis es stark genug ist, um oberirdisch zu einer vollwertigen Pflanze heranzuwachsen. Es ist eine umhüllende Form, die vollständig im Dienst eines aufblühenden Organismus steht. Verlockend, hierin eine Metapher für die Vergänglichkeit des Leibes im Gegensatz zur Ewigkeit der Seele zu sehen.

 

Im Klappentext präsentiert Cotten das Buch als eine Studie über die „green bean” (Schnittbohne). Deren Form „is not public or private, neither phallic nor vaginal; if anything, it resembles the vague idea of a soul or astral body […].“ [(…) ist nicht öffentlich oder privat, weder phallisch noch vaginal; wenn überhaupt, ähnelt sie der vagen Idee einer Seele oder eines Astralkörpers (…).] Eine platonische Deutung drängt sich auf: Wenn die makellose, grüne Bohne für die Seele steht, dann ist die Koleoptile Symbol für den beschirmenden, aber auch behindernden Leib.

 

Cotten eröffnet den Gedichtband mit einem kurzen Prosastück, das heftig einsetzt: „The fucking green steam is full. A large depression has spread from one end of the sky to the other. […] All this ‚coming up to say hello’, fuckin plants, bad green, bad idea. [...]“ [Scheiß grüner Dampf. Ein großes Tief erstreckt sich über den ganzen Himmel. (…) Dies Angequatsche, scheiß Pflanzen, krankes Grün, kack Idee. (…)]

 

Danach hat das aufkeimende Samenkorn das Wort. Es fühlt sich eingeschlossen und beklagt sich über die eng anliegende Koleoptile:

 

„I’m yearning and striving and goofing around, I am posing and feeling, but my feeling doesn’t go anywhere.”

[Ich sehne mich und kämpfe und verplemper meine Zeit, ich posiere und fühle, aber mein Fühlen geht nirgendwohin.]

 

Dem keimenden Samenkorn – Enzo heißt es – wird dennoch Mut zugesprochen:

 

O Enzo
thou sprout
coat of ow
out of coat
out of that
now.

 

[O Enzo / du sprießest / Hülse aus Au / aus der Hülse / aus der da raus / jetzt.]

 

Wir folgen dem Weh und Werden Enzos bis zu seinem Verschwinden: „Enzo tries, dries, dies“. [Enzo versucht, vertrocknet, stirbt.] Daneben wird in den unterschiedlichsten Gedichtformen über Themen wie „Reisen“, „Heimatlosigkeit“ und „das Verlangen nach Erkenntnis“ reflektiert. Denn die Koleoptile ist auch Ursache für die Unerkennbarkeit des Seins. Sie steht als undurchdringliche Membran zwischen Bewusstsein und Wirklichkeit, könnte somit die unzulängliche Erkenntnis symbolisieren, zu der jeder Mensch verurteilt ist. Anders gesagt: Im tapferen Streben des kleinen Sämlings können wir unsere eigenen Versuche erkennen, zu Helligkeit und Klarheit zu gelangen. Und doch spricht aus all diesen Texten der Wille, alles, was die Erkenntnis behindert, aus dem Weg zu räumen, und wenn es der kaukasische Berg Kasbek ist.

 

Ab und zu erweckt Cotten den Eindruck, als sei die Entwicklung vom Samenkorn zur ausgewachsenen Pflanze nur ein erstes Stadium hin zu einer höheren Erkenntnis – vielleicht Hinweis auf ein (vorsichtiges) Betreten mystischer Pfade. Auch die Neigung, im Kleinsten (Samenkorn) eine Widerspiegelung des Kosmischen zu sehen, ist eine gebräuchliche Denkfigur der Mystik.

 

Aber Cotten wäre nicht Cotten, ließe sie sich auf ein einfaches mystisches Verlangen reduzieren. Der condition humaine kann man sich nicht entziehen, wie sie auf der Umschlagrückseite deutlich sagt: „If the circumstances require it, the American Socialist will show a sense of humour; and he will continue to do so until someone has figured out how people can live without food, love and shelter.“ [Wenn die Umstände es erfordern, wird der amerikanische Sozialist Sinn für Humor beweisen; und das wird er weiter tun, bis jemand herausgefunden hat, wie Menschen ohne Nahrung, Liebe und Schutz leben können.] In I, Coleoptile zieht Cotten mehrere Register gleichzeitig: vom Philosophisch-Symbolischen und Mystischen bis hin zur heutigen Realität von Internet und Popmusik. Dabei ist ihr kein aufrichtiges menschliches Gefühl fremd. Nicht zu vernachlässigen zum Beispiel das folgende Liebesgedicht. Weg sind die ironischen Spielereien, die zerebrale, hermetische Cotten: verschwunden. Voll spontaner Hingabe wendet sich das lyrische Ich mit schlichten und direkten Worten, wie sie so auch in einem Popsong vorkommen könnten, an den geliebten Menschen.

 

Love me, love me, run your fingers
from my head all the way down
to where I stand on the ground.

 

Ask me, ask where I will go
cascade of ideas and lust
do I have the guts to know
what will lie apart and what is just a blow?

 

Find me, find me, as your playing
ceases to be all, by chance
upon a racing corner,
comet, glance.

 

[Lieb mich, lieb mich, fahr mit deinen Fingern / von meinem Kopf / hinab bis dahin, wo ich auf dem Boden stehe. // Frag mich, frag, wohin ich gehen werde / Kaskade aus Ideen und Lust / Hab ich den Mumm zu wissen / was auseinander liegen wird und was nur ein Schlag ist? // Find mich, find mich, da dein Spielen / aufhört, ganz zu sein, zufällig / auf einer rasenden Ecke, / Komet, Blick.]

 

Verborgen in der inneren Umschlagklappe steht das letzte Gedicht, passenderweise „Last“ betitelt, in dem die Dichterin bekennt, sich in den Kokon der Sprache zurückgezogen zu haben. Die Sprache als letzte schützende Membran bis zu ihrem Tod.

 

Last

 

No longer do I pass the intentions by but
I miss the rest.
I am a woman as yet
in a cocoon. I am embarrassed
that one has caught me as I unfold
my first wing, still in the “real,-”bag.
Your hairy arms
o how I could swarm, admire!
How I could roll my segments
thunder-clean, I was stark cushions
with enough feet for all the world.
But he who touches me now gets splinters
and I go through the alphabet
in order to conclude, until my death.
Now please feed my pelt with poems
and with time. So much time, so many times a single beer.
I hear your voices. I am here.

 

[Zuletzt // Nicht mehr übersehe ich die Absichten, doch / der Rest entgeht mir. Ich bin eine Frau, bislang / in einem Kokon. Ich schäme mich / dass einer mich erwischte, da ich entfalte / meinen ersten Flügel, immer noch in der „real,-“Tüte. / Deine behaarten Arme / o wie könnt’ ich schwärmen, bewundern! / Wie könnt' ich meine Segmente kringeln / donnerblank, ich war bares Polster / mit ausreichend Füßen für die ganze Welt. / Doch er, der mich jetzt berührt, zieht Splitter / und ich gehe durch das Alphabet / um abzuschließen, bis zu meinem Tod. / Nun, bitte, fütter mein Fell mit Poesie / und Zeit. So viel Zeit, so viele Male ein einzelnes Bier. / Ich hör deine Stimmen. Ich bin hier.]

 

Mit diesem einsamen Endpunkt beschließt Cotten den rätselhaft-leidenschaftlichen Zyklus. So scheint es jedenfalls: Als Nach-Gedanke folgt noch ein ‚trockener Witz’ für Erwachsene:

 

What does a sun do when it sees a shiny blade of grass?
– Make hay.

 

[Was tut die Sonne, wenn sie einen glänzenden Grashalm sieht? / – Heu machen.[v]]

 

(Übersetzung: Meinolf Reul)

 

 

Ann Cotten/Kerstin Cmelka, I, Coleoptile. Gedichte und Fotos. 86 Seiten, Englische Broschur. Broken Dimanche Press, Berlin 2010. 12,00 Euro

 

Bibliographie Ann Cotten (siehe auch die Cotten gewidmete Seite im „Salon littéraire“ von in|ad|ae|qu|at, dem famosen Blog von Christiane Zintzen):

 

  • Fremdwörterbuchsonette. Gedichte. 166 Seiten, Broschur. Mit zahlreichen Zeichnungen und Fotos der Autorin. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007. 8,50 Euro
  • „Etwas mehr. Über die Prämissen und den Sinn von dem, was wir mit Wörtern anzustellen imstande sind“. In: BELLA triste Nr. 17, Hildesheim [Frühjahr] 2007, S. 177-188. 10,00 Euro (Sonderausgabe zur deutschsprachigen Gegenwartslyrik)
  • Dass., lyrikkritik. Berlin 2007 [online].
  • Nach der Welt. Die Listen der konkreten Poesie und ihre Folgen. Mit einem Nachwort von Wendelin Schmidt-Dengler. 222 Seiten, Englische Broschur. Mit zahlreichen s/w-Abbildungen, Zeichnungen und Tabellen. Klever Verlag, Wien 2008. 19,90 Euro
  • Glossarattrappen. AusnahmeVerlag, Hamburg 2008 [online].
  • Das Pferd. Elegie. Mit einer [Umschlag-]Zeichnung der Autorin. 20 Seiten, geheftet. SuKuLTuR Verlag, Berlin 2009. 1,00 Euro (Reihe „Schöner Lesen“, Nr. 84). Zum Preis von 0,99 Euro auch als eBook erhältlich.
  • Florida-Räume. 286 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag. Suhrkamp Verlag, Berlin 2010. 19,80 Euro
  • (mit Daniel Falb, Hendrik Jackson, Steffen Popp und Monika Rinck) Helm aus Phlox. Zur Theorie des schlechten Werkzeugs. 336 Seiten, Broschur. Zahlreiche Karten und Zeichnungen. Merve Verlag, Berlin 2011. 22,00 Euro
  • flugschrift Nr 2 – Ann Cotten. Kuratiert von Dieter Sperl. Literaturhaus Wien 2012. 3,00 Euro

 

Dank an Jan Pollet. Der Beitrag erschien am 12.1.2011 unter dem Titel „De mystiek van de snijboon“ auf deReactor.org. Platform voor literaire kritiek.



[i] Ruben Donsbach, „Tanzen mit dem Fettknick. Die Lyrikerin Ann Cotten durchstreift Berlin und macht aus ihren Entdeckungen außergewöhnliche Texte. Ein Porträt.“ In:  DIE ZEIT, 27. Februar 2008. Zitiert nach: http://www.zeit.de/online/2008/08/ann-cotten-portrait (S. 2).

[ii] „[E]ine Folge von zehn Sonetten, die durch Permutationen diese astronomische Zahl erzeugen kann“, erläutert Harry Mathews. Zitiert nach: H. M., Autobiographie. Aus dem Englischen (USA) von Michael Mundhenk. MaroVerlag, Augsburg 1995, S. 123.

[iii] „Der Begriff der mathematischen Struktur wurde später auf den der konstringierenden Form erweitert, wobei eine ‚konstringierende Form’ eine Form ist, die zwangsläufig hohe Ansprüche an den Einfallsreichtum ihres Benutzers stellt: eine Form, die so anstrengend ist, daß sie jeden, der sie benutzt, dazu zwingt, Dinge zu sagen, die er sonst nie gesagt hätte, und schon gar nicht so, wie er sie sagen muß.“ Zitiert nach: Harry Mathews, Autobiographie. Aus dem Englischen (USA) von Michael Mundhenk. MaroVerlag, Augsburg 1995, S. 120.

[iv] Das Akronym OuLiPo steht für: Ouvroir de Littérature Potentielle (Werkstatt für Potentielle Literatur). So nannte sich eine Arbeitsgruppe, in der sich seit 1960 Schriftsteller und Mathematiker – unter ihnen Raymond Queneau, François Le Lionnais, Georges Perec, Jacques Roubaud, Italo Calvino und Harry Mathews – trafen, um nach mathematischen Gesetzen Literatur zu produzieren und zu analysieren.

[v] Im Englischen gibt es die Redewendung: „to make hay while the sun shines“, deutsch in etwa: „eine Gelegenheit beim Schopf packen, einen günstigen Augenblick nutzen“.