Die Probe aufs Exempel #21
TESTCARD
Zum Zeitpunkt, als ich den Musikjournalismus als Lebensunterhalt verlasse, erreicht mich die neue Testcard-Ausgabe Nr. 21 zum Thema ÜBERLEBEN. Und zwar vor allem als Künstler überleben. Wenn ein Mikrohonorar für eine konstante redaktionelle Zuarbeit bezahlt wird, und Veröffentlichungen für viele Fachzeitschriften ungelöhnt bleiben, dann stellt sich nicht nur die Existenzfrage für kritische Schreiber, sondern ... es geht um die schreiberische Wurst.
Um den Geschmack zu erhalten, ist es notwendig, auch am Ende des Tags ein nicht gesundheitsschädigendes Abendessen kochen zu können und nicht ständig bei Freunden, die regelmäßiger arbeiten, Kohle zu schnorren. Wenn jetzt die Downloads zunehmen, die Plattenfirmen anscheinend keine Anzeigen mehr schalten oder nur gegen redaktionelle Berücksichtigung und Hervorhebung der eigenen Produktpalette – dann läuft etwas schief.
Das Thema der #21 hat neben der kulturökonomischen Komponente etwas Tragisches: Der Gründer und jahrelange Herausgeber und auch sonst stark in poptheoretischen Kontexten aktive Martin Büsser verstarb viel zu früh an Krebs. Solange eine Kerze auf dem Titelmotiv brennt, solange gibt es Hoffnung auf ein Überleben. Sonic Youths Daydream Nation erscheint als russisches Bootleg auf der Ausgabe 21, ohne Tagtraum gewiss, da wäre kein Künstlern in der BRD möglich. Davon erzählen zum Beispiel im Fünferlog Limpe Fuchs, Gudrun Gut, Hans-Joachim Irmler, Felix Kubin und Mense Reents, die verschiedenen Generationen angehören (Limpe Fuchs ist die Ältestete, danach folgt Hans-Joachim Irmler von Faust, dann noch Gudrun Gut, Felix Kubin und schließlich Mense Reents). Im Interview mit drei Testcard-Mitarbeitern entsteht so ein aufschlussreiches Panorama zur Möglichkeit, als freischaffender Künstler irgendwie über die Runden zu kommen. Und dennoch: Wer Kunst schafft, möchte nicht zur Ware werden, nicht zum Anzeigenverkäufer der eigenen Sache.
Auf dem Metalfest werden Newcomerbands gebeten, sollten sie Interesse an einer Teilnahme auf dem großangelegten Festival für harte Sounds haben, Tickets im Vorfeld zu verticken. Die Bands werden ja nach Entfernung vom Veranstaltungsort (Dessau) in Kategorien eingeteilt: D.h. wer besonders nah wohnt, sollte mehr verkaufen als die ganz weit entfernten, denn Anreise und Übernachtung sind immer eine Kostenfrage. Die Band erhält ein warmes Essen und 1 Getränk pro Mitglied und Backstagepässe für jeden Musiker. Aber keine Gästeliste und keine Freikarten für enge Freunde der Gruppe. Es sollen Tickets im Vorfeld verkauft werden. Pro verkauftem Ticket erhält die Band 2 Euro, was als Gage ausbezahlt wird – vorausgesetzt, die Newcomer verkaufen entsprechend Tickets.
„Dabei ist mir natürlich klar, dass man sich als Freiberufler, der sich da offensiv querstellt, schlichtweg keine Aufträge mehr bekommt – egal wie dein Status ist. Das sagt dir niemand so direkt, das passiert halt einfach. Und auch deshalb muss ich die Strategie der kleinen Baustellen verfolgen, um in solchen Situationen nicht komplett erpressbar zu sein. Wenn so ein Total-Buyouter 50 Prozent meines Einkommens ausmacht, habe ich ständig die Pistole auf der Brust.“ (S. 104, aus dem Gespräch von Johannes Ullmaier mit Peter Glaser)
Wieso fehlt in manchen Subkulturen das kritische Selbstbewusstsein? Für Popmusik gibt es Fachzeitschriften, die die Konsultation von Theorien, von Literatur oder stilfremden Entitäten nicht scheuen. Testcard ist eines dieser Medien. Post-Punk wird auch gestreift, weil man dem Punk und seinen Nachfolgern eine Absicht in der Welt unterstellt, die über Biertrinken, Lärmmachen und Mädchenbeeindrucken hinausgeht. Dem Metal traut man keinen seriösen Inhalt zu – bestehen da noch die alten Stereotypen von den Männern in Kriegerkluft? In der aktuellen Testcard-Ausgabe findet man vereinzelt Rezensionen zu Tonträgern aus diesem Klangspektrum: Zum Beispiel wird die Black-Metal-Combo Altar Of Plagues aus Irland besprochen, die in ihren langen stark instrumental geprägten Stücken die herkömmliche Strophe-Refrain-Struktur verlässt und in Richtung Post-Mentalität vordringt. Das Album wird positiv besprochen, „muss sich jedoch den Vorwurf sich einstellender Wohlklangsbeliebigkeit gefallen lassen“. (S. 274, aus der Rezension zum Album „Mammal“ durch Michael Wehren)
Liest man einschlägige Gazetten der Metalzunft fällt das Adjektiv „Wohlklang“ in allen erdenklichen Variationen auf. Das ist es also: Das Gefallen am Thema dreht den Strick, der sich zunehmend bei ausfallenden Anzeigenkunden um die Hälse der Metaljournalisten legt. Nicht nur, dass Theorie spurlos an den Kollegen vorbeizieht, auch die Integrität der eigenen Aufgabe steht auf dem Spiel, wenn Plattenfirmen und Bookingagenturen Medienkampagnen entwerfen, zu denen auch entsprechende Printmagazine gehören. Dabei verdienen die Promoter bei den Labels selbst nur einen Hungerlohn, verglichen mit Angestellten in denselben Positionen, nur in anderen Branchen.
Selbst fällt mir nur die hilflose Erklärung ein: In der Kultur sitzt kein Geld, also erzeugt sie keines. Und die wenigen Auserwählten, die es abstauben, erhalten es von externen Quellen: Werbespots, Textilfertigung, öffentliche Aufträge, Stipendiengelder von institutioneller Seite, Subventionen (was auf dasselbe wie das soeben genannte hinausläuft). Wenn man nun gegen eine Systematisierung ankämpft, mit all dem Pathos, der in der Kunst trotz aller Dekonstruktion noch vorhanden ist, allein deshalb, weil es Mut benötigt, auch mal einen Tag ein wenig zu hungern, um als freischaffender Kunstpraktikant über die Runden zu kommen ... also, bei dieser Diskussion verliert man leicht den Faden: Also, wenn man gegen die Systematisierung der Kunst und ihrer Einordnung als Tag (englisch gesprochen!) „vermarktbar“ angeht, dann könnte der Zynismus durchgreifen. Nach der Devise: Streng dich nicht an, kleines Künstlermännchen, letzten Endes gehst du dem Kapital doch in die Falle. Diese scheinbare Hiflosigkeit wird in einem illuminativen Interview mit Diedrich Diederichsen zu dem Buch Der kommende Aufstand besprochen.
Im Vorwort wird die Differenz zwischen popkulturellem Lippenbekenntnis und aktionistischem Glauben an die Vision auf den Punkt gebracht und spielt, da es die Leitlinie der Ausgabe #21 vorgibt, in jedem der Interviews eine wesentliche Rolle:
„War Pop früher mit Arbeitsverweigerung, Lob der Faulheit oder zumindest der Geste des Nichtstuns verbunden, geriert sich der Popbetrieb mittlerweile als buntes Berufsfeld, bei dem prinzipiell jede und jeder mitmachen darf, kann, soll und zuguterletzt auch muss. Doch statt ‚Wofür lebst Du eigentlich?‘ heißen Reader heute ‚Wovon lebst Du eigentlich?‘
Eine heikle, eigentlich verbotene Frage, denn im ‚Ur-Pop‘ kommt das Schließlich-Auch-Von-Irgendetwas-Leben-Müssen strenggenommen gar nicht vor, oder allenfalls als Nebensache, die sich irgendwie von selber regelt, durch kommerziellen Erfolg, solidarische Netzwerke oder undergroundige Bedürfnislosigkeit. Entsprechend wäre die aktuelle Konjunktur von ‚Überlebens‘- und Prekariatsdebatten aus der Ur-Pop-Sicht auch bloß als bürgerkindisches Gejammer zu verbuchen: ‚Wie? Ihr wollt Rock, Pop, Punk, Bohème, subversiv, links, queer, street, Kunst etc. sein? Kommt dabei aber keine Sekunde von euren bourgeoisen Abstiegsängsten weg? Denkt beim Pogo an die Riester-Rente? Und anstatt entschieden Klassenverrat zu begehen, womit ja jedes ‚andere Leben‘ erst begänne, sehnt ihr euch nach Kündigungsschutz und Kitaplätzen? Das geht nicht.“ (S. 4–5, aus dem Editorial)
Das Herausgeberteam schafft es, das gewählte Thema in umfassender Weise auf 335 A5-Seiten darzustellen. In einer Rezension ist es nur möglich, Spotlights auszuwählen. Jedoch bietet die aktuelle Testcard-Nummer viel Angriffsfläche, an der man auch haften bleibt, um mit eigenen Gedanken anzusetzen.
Die Frage bleibt: Warum kennt das subkulturelle Material Metal keine theoretische Spiegelung? Diese Frage wird kaum im Rahmen einer Zeitschriftenrezension geklärt werden können. Man stößt auf die Auseinandersetzungen und Grabenkämpfe um eine Durchleuchtung des Materials. Häufig verwehren sich die Fans, da sie die Mystifikation zur Identifikation mit dem Kultus benötigen – erst durch die unerreichbare Essenz des Heavy Metals verlässt die Musik die Wareneigenschaft und entsteht als Utopie in der Ferne: im Extreme Metal ist immer noch eine Steigerung der Härte, Geschwindigkeit und Intensität möglich. Der Endpunkt des heavy Sounds in Reingestalt wird in weite Ferne gerückt. Die Nibelungentreue gegenüber dieser asymptotischen Annäherung bleibt auch angesichts der Krise der Musikindustrie ungebrochen.
Genau an diesem archimedischen Punkt müsste die Analyse beginnen: Die Geister und Illusionen in all der selbst gewählten Schwärze des Extreme Metals ausfindig machen. Die Testcard als Reihe und als Nummer 21 hilft dabei, Ansätze zu finden. Man kann leicht hereinfallen: „die Arbeit, das Einswerden mit irgendeiner Rollenerwartung, die Organisation, all das zu verlängernde Verkürzte. Es ginge in Anknüpfung daran um die Ehrlichkeit von Verfechtern einer Popkultur, dass das Mehr und Weniger, von dem sie ausgehen, mehr oder weniger vom Geschäftserfolg des Kapitals bedeutet, von dem sie sich durch genügend Rumgemaule, gelegentliches Ausflippen oder das Drohen damit und durch Betonen der eigenen Nützlichkeit – für dieses oder jenes Geschäft, diese oder jene Schweinerei – einen größeren Anteil versprechen, und dass auch ein Mehr in diesem Klassenkampf erst noch zweckenentfremdet werden muss, damit es in die Einrichtung einer Welt einfließt, in der es dem Ideal des Pop nach um die ganz persönlichen Bedürfnisse jedes einzelnen Menschen geht.“ (S. 181, aus: Daniel Kulla: Die Option zu kämpfen. Statt Weniger oder Mehr: Pop als aufständische Assoziation)
Aufzählen, was in einem Repertoire zu finden ist, hilft nicht. Die Artefakte müssen erfasst, durchleuchtet und kontextualisiert werden. Wenn sich eine sogenannte Fachpresse damit begnügt, Katalogisierung der Veröffentlichungswut zu betreiben, wird die behandelte Kunst (Musik, Malerei, Literatur, Theorie) auch nicht jenseits der Szene wahr- und vor allem ernstgenommen werden.
„Der Künstler verpflichtet sich, die Tickets in Form von Umtauschbons zu verkaufen, welche ihm vom Veranstalter zur Verfügung gestellt werden. Der Künstler soll so viele Umtauschbons erhalten wie er benötigt.
Der Künstler verpflichtet sich, jeden Sonnabend oder spätestens am Montag, den Veranstalter über den Stand der verkauften Umtauschbons per Email an [Rock The Nation-Mitarbeiterin] zu informieren.“ (§ 5 aus dem Newcomeragreement 2012, deutsche Version)
Das Lamento der Verwertungsindustrie ist nicht überhörbar: Die Zeiten sind schlecht, alles wird nur aus dem Netz gezogen und ehrliche Arbeit nicht mehr honoriert. Was diese Seite der Produktionskette nicht wahrhaben möchte, ist, dass sie den Druck selbst aufbaut, indem die schwächsten Glieder der Nahrungskette – also die jungen Bands, die auf Schutz im (erbarmungslosen) Wettbewerb angewiesen sind, in die Beschaffung einbezogen werden. Der Veranstalter behält sich vor, „Bands zu streichen, welche nicht ihrer Pflicht nachkommen, Umtauschbons für das Metalfest Germany East 2012 zu verkaufen.“ (§ 7 aus dem Newcomeragreement 2012, deutsche Version) Ein hartes Geschäft, wenn man um die Gunst der Festivalbesucher in der Sommersaison buhlen muss.
Die Testcard #21 behandelt nicht nur das Thema der Künstlerökonomie. Die Geschlechtsumwandlung und Pandrogynie von Genesis P-Orridge und seiner schon verstorbenen Freundin Lady Jaye ist ebenso mit einem interessanten Gespräch vertreten wie auch das Leben mit AIDS nach der Diagnose und dem Umgang mit offenem homosexuellen Sex. Die Testcard nimmt sich in der Themenauswahl nicht zurück, und die einzelnen Beiträge sind nicht genuin essayistisch verfasst, will heißen, sie lassen sich nicht immer leichtverständlich goutieren. Das theoretische Wissen erschlägt den Leser zwar nicht, doch sollte man nicht unbedingt ein lesefauler Zeitschriftenfetischist sein. Ja, das soll es geben: Leute, die Zeitschriften vor allem wegen der Cover und der Fotostrecken kaufen. Oder aber Designstudenten, die vor allem auf Typo, Satz und Seitenlayout achten.
Apropos Seitenlayout: Es findet sich keine einzige Fremdanzeige in der Testcard-Nummer 21. Nur verlagsbezogene des Ventil Verlags, der die Zeitschrift herausbringt. Dabei aber auch nur eine im Rezensionsteil zu eigenen Publikationen. Vielleicht hängt das mit dem Untertitel der Zeitschrift zusammen? Beiträge zur Popgeschichte haben eine andere Konnotation als „the MegaZine“ oder „Musik aus Leidenschaft“. Sachlich, aber mit Engagement bei der Sache und eben auch integriert, dadurch integer. Integriert in Szenen, jedoch mit kritischem Blick.
„Wenn man einen Blick auf die Dance Culture der letzten zwölf Jahre wirft, wird man kaum eine Referenz an das Wort ‚Zukunft‘ finden. In den 1990ern war ‚Future‘ oder ‚Phuture‘ überall, in den Pseudonymen von Producern, den Namen von Tracks oder Compilations. Futuristische Ideen fanden sich in den Grafiken auf Plattencovern, und der Diskurs zwischen Musikern, Producern und Journalisten drehte sich um die Idee von Zukünftigkeit: Diese Musik treibt vorwärts in unbekanntes Terrain, sie hat eine besondere Beziehung zur Technologie, und wenn Klang und Maschinen vereint sind, werden sie die Welt neu erschaffen und uns alle in bis dato unbekannte Räume tragen. Diese Ideen sind in den Nullerjahren fast komplett aus der Dancemusic verschwunden[.]“ (S. 30, aus einem Interview mit Simon Reynolds, geführt von Christian Werthschulte)
In den gängigen Musikzeitschriften werden Bands nach ihren Befindlichkeiten befragt, nach Line-up-Wechseln, Haltungen zur Welt, Erfolgen, Anekdoten, Zerwürfnissen – doch die untergründige Sub-Oberfläche verschwindet, wird sogar ignoriert. Es ist doch klar, dass eine Metal- oder Rockband gerne Konzerte gibt, dass sie von ihrem neuen Album irgendwie begeistert ist, dass sie Probleme mit unehrlichen Menschen hat und manchmal auch politisch über den guten Ton schlägt. Alles schon gesehen, gehört und gelesen. Der Nächste bitte!
Und wenn Labels zu Geschäftspartnern werden, dann wird alles mega und hyper und superdufte. Die Sprache schleift sich ab, verliert an Halt und vor allem an Biss. Testcard steht dagegen, aber welchen Luxus leisten sich da der Ventil Verlag und seine Redakteure? Ist das Herausgeber-Team möglicherweise auch finanziell an der Kulturkreativität beteiligt? Kann es also völlige Wertneutralität geben? Das ist Thema der #21. Wer die Ausgabe liest, kann sich seine eigene Meinung bilden. Und richtig gute Literatur geschieht nur durch Befangenheit, weil man mittendrin im Schlamassel steckt und den Karren aus dem Schlamm ziehen muss.
Die Stimmenvielfalt der #21 zwischen Front- und Backcover garantiert einen positiven Konflikt mit dem präsentierten Material. Der Rezensent täuscht sich nicht darüber hinweg, dass trotz des großen Lamentos auch immer ein großer Spaß hinter dem Recherchieren und Schreiben steckt. Trotz der dampfenden Kacke gibt’s eben doch die Daydream Nation, die sich das Träumen des Tags noch erlaubt. Und wem der Kopf mit Geldsorgen zugenebelt wird, der schreibt keinen Essay, der schreibt keine Artikel – auch nicht für die Testcard, wenn sie lieb anfragt. So ist das.
„Was es die ganze Zeit über gegeben hat und was sich der Klandestinität und Unschärfe gerade seines Kerns wegen schlecht in ein Mehr oder Weniger quantifizieren lässt, sind Menschen in den meisten Ländern, sogar hierzulande, die sich zu bestimmten Zwecken außerhalb oder gegen die bestehende Ordnung zusammengeschlossen haben. Sie haben versucht, ihre Mittel zusammenzuwerfen, haben sich vor die konkrete Frage gestellt, wie sie sich handlungsfähig machen können. Immer wieder sind gerade in den letzten Jahren bereits existierende Assoziationen in diese Richtung gegangen, wobei der entscheidende Schritt in jener Erkenntnis bestand, die Der kommende Aufstand formuliert und zu popularisieren versucht hat: die Assoziationen oder Prinzipien, die es durchaus schon gibt, im Sinne dieser Handlungsfähigkeit außerhalb und gegen die Ordnung zu nutzen.
Die Analyse dieses kleinen Buches besteht darin, dass sich Linke in ihren Illusionen eingerichtet haben, sich vormachen, das ein so und so großes Maß an Kollaboration ein halbwegs sicheres Auskommen verschafft, sich vorlügen, Arbeit und Selbstentfaltung sollten zusammenfallen, sich einbilden, das System, dem sie sich überlassen haben, würde im Laufe der Zeit doch immer ein bisschen mehr in ihrem Sinne handeln.“ (S. 181, aus dem Artikel Die Option zu kämpfen. Statt Weniger oder Mehr: Pop als aufständische Assoziation von Daniel Kulla)
Wer nicht den ersten Schritt wagt, wird so weitermachen wie bisher. Soll ich oder nicht? Gut, sonst geht die Pointe verloren: Es kann kein richtiges Leben im falschen geben. Ein Totschlagzitat vom Popkostverächter Theodor Wiesengrund Adorno. Wer also Popgeschichte aufschreiben und beschreiben möchte, muss das mit allem Drum & Dran, Für & Wider, Schön & Hässlich, Gut & Böse tun. Testcard macht’s. Für 15 Euro in Deutschland.
Dominik Irtenkauf
#21: Überleben – Pop und Antipop in Zeiten des Weniger, ISBN 978-3-931555-20-7, Mainz 2011: Ventil Verlag