Einladung zur Buch-Präsentation
Samstag, den 14. Mai ab 20 Uhr
Atelier/Galerie lebendraum
Am Brunnenhof 5. Hamburg, St. Pauli
Kapelle
Arbeiten von Peter Boué und Alexander Rischer
Inhalt
„Alles, was er thut, das ist recht. Und ist zugleich auch alles Gnad’“, heißt es in den Gnadauer „Losungen und Lehrtexten“ der Brüdergemeinde für die 9. Woche „Oculi“, 5. Moses, 32,4, die von Alexander Rischer neu entdeckt und mit den Mitteln der dokumentarischen Sicherung und künstlerischen Fotografie erforscht werden. Diese Arbeiten schaffen in der Ästhetik des Schwarz/Weiß surreale Bedeutungszuweisungen und entziehen das auch kunstgeschichtliche Dokument einer Hierarchisierung. Mit dieser Bedeutungsumkehr und Infragestellung des Materials selbst koinzidiert seine re-poetisierende Vorgehensweise und schafft eine Weiterleitung zu den polyvalent deutbaren, mit fetthaltigem Stift erstellten Kreide-Zeichnungen von Peter Boué: Beide Künstler reagieren auf die Chimäre der gegenwärtigen Kunst- und Marktsituation – zwischen stupender Fülle und bildüberfluteter, banalisierter Wirklichkeit – mit dem bewussten Rückgriff auf die ästhetischen und gedanklichen Errungenschaften des 19. Jahrhunderts. Es sind Verführungen und Versuchungen zur Reflexion der uns stetig und zunehmend umgebenden Schein-Informationen in bigotter Zeit. In der Zuspitzung auch des Hirngespinstes erscheinen Rest-Natur und kulturelle Geschichtlichkeit als Heilungs-Metapher und erinnern als Politikum an die revoltierenden Elemente im „romantischen“ Bewusstsein. Die in den je spezifischen Medien (Fotografie – Zeichnung) gebrochenen Bilder haben eine ambivalente Realität zwischen aufklärerischem Impetus und ironischer Verführung, werden so zu Gift und Gegengift gleichzeitig, angesichts eines wertewillkürlichen, technologisch instrumentalisierten Bewusstsein in der Gegenwart. Im künstlerischen Umgang mit den vermeintlichen Dokumenten und Idyllen lauert stetig die Ödnis oder der Wahnsinn des Krieges. So erfassen sie visuell auch etwas von dem geistigen Gehalt und der vorausschauenden Forderung, die Adorno in der „Ästhetischen Theorie“ auch aufzeigen und anklagen wollte: „Um inmitten des Äußersten und Finstersten der Realität zu bestehen, müssen die Kunstwerke, die nicht als Zuspruch sich verkaufen wollen, jenem sich gleichmachen. Radikale Kunst heute heißt soviel wie finstere, von der Grundfarbe schwarz.“
Gunnar F. Gerlach
Zeichnungen: Peter Boué
Fotografien: Alexander Rischer
Text: Gunnar F. Gerlach
Gestaltung: Erich Kloth
210 mm x 260 mm
42 Seiten zweifarbig, broschiert, 16,80 Euro
Auflage 500 Stück
Gefördert von der Behörde für Kultur und Medien Hamburg
Textem Verlag, Hamburg 2011
ISBN 978-3-941613-56-0
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