20. März 2011

Für alle Fälle Lou

 

Lou Tank. 62 Jahre. Kritiker. Schwergewicht. Bringt mittlerweile immerhin 158 Kilo auf die Waage. Schnauft wie fünf antike Dampfrösser. Kneipier. Fälscher. Bankrotteur. Jammerlappen. Erpresser. Autor diverser Krimis. Hat drei Scheidungen hinter sich. Heute steht er mir zum neuen Roman von Roger Smith Rede und Antwort. Irgendwie zumindest.

 

 

Guido Rohm: Schön, dich wieder mal zu sehen, Lou.

 

Lou Tank: (Zündet sich eine Zigarette an.)

 

Rohm: Könntest du in ein paar Worten erzählen, um was es im neuen Roman „Blutiges Erwachen“ von Roger Smith geht?

 

Tank: (Zieht an seiner Zigarette.)

 

Rohm: Dann will ich das mal machen. Das Ex-Model Roxy und ihr Mann Joe - der Waffenhändler ist – werden überfallen. Joe wird angeschossen. Sie verschwinden mit dem Wagen. Roxy nutzt die Gunst der Stunde und erschießt ihren Gatten. Die beiden Gangster geraten natürlich unter Mordverdacht. Sie schwören Rache. Einen Beschützer findet Roxy in Billy Afrika, dem Joe noch Geld schuldet. Und hinter allen ist der Schwerverbrecher und Psychopath Piper her, der unbedingt sein „Eigentum“ zurück will.

 

Tank: (Zieht wieder an seiner Zigarette) Scheiße, mit einer solchen Inhaltsangabe kann doch kein Schwein etwas anfangen.

 

Rohm: Willst du es vielleicht noch mal versuchen?

 

Tank: Fick dich!

 

Rohm: Hm. Warum nicht. – Was hältst du von der Schreibe?

 

Tank: Vom Schreiben allgemein? Nun, ich halte meine Romane für das Beste …

 

Rohm: Nein, ich will über Smith sprechen.

 

Tank: (Er drückt die Kippe an der Stuhllehne aus.) Keine Frage. Guter Schreiber. Berichte, die direkt aus der Hölle stammen könnten.

 

Rohm: Also ein Noir-Roman?

 

Tank: Ich würde es anders ausdrücken.

 

Rohm: Sprich dich nur aus.

 

Tank: Es ist ein Arschfick von einem Roman.

 

Rohm: Ich weiß nicht, ob wir das so stehen lassen sollten.

 

Tank: Das bringt doch alles zum Ausdruck. „Blutiges Erwachen“ ist schmerzhaft, düster und vor allem ehrlich. Nicht dieses Gelaber von Menschenrechten und Humanität, das Politikern so leicht von der Zunge geht. Vor allem, wenn man anschließend Millionen mit dem Verkauf von Waffen verdient. Verlogene Bande. Smith geht den schwierigen Weg. Gute Bücher oder Filme tun immer weh. Sie spalten ihr Publikum.

 

Rohm: Rosamunde Pilcher spaltet das Publikum auch.

 

Tank: Stimmt. In Leute mit Verstand und Leute ohne Verstand.

 

Rohm: Du würdest den Smith also auf jeden Fall empfehlen?

 

Tank: Kauft ihn. Und dann bestellt auch noch gleich meinen neuen Roman …

 

Rohm: Wir müssen an dieser Stelle abbrechen. Besten Dank für das Gespräch.

 

Tank: (Murmelt.) Bekomme ich meine Kohle jetzt sofort?

 

Rohm: Gleich … 

 

 

Roger Smith: Blutiges Erwachen (Wake up Dead) Tropen bei Klett-Cotta 2010      

 

 

Homepage des Autors: www.rogersmithbooks.com

 

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