12. Januar 2011

Umformulierte Déjà-vu-Momente

 

Eine erwähnenswerte CD des Jahres 2010 stammt von Cosa Brava, der seit 2008 existierenden Band des gebürtigen Engländers, aber längerzeitigen New Yorkers Fred Frith und heißt “Ragged Atlas”. Ist das wie “…one step forward one step back…” seit den 80ern, seit beispielsweise seiner Formation Skeleton Crew? Immer noch besser als Diverses und vieles, das angesiedelt ist in den Grenzbereichen von Jazz, Avantgarde, Rock, Folk? „Ragged Atlas“ sind umformulierte Déjà-vu-Momente. Ist der längst bekannte Sound von Fred Frith, der wiederum einstmals den Downtown-Sound von New York insbesondere mitgeprägt hat, angereichert mit Arrangements, die dem Ganzen einen neuen Touch geben.

Der 61-jährige Frith ist mittlerweile Professor am Mills College in Kalifornien und veröffentlicht über die Jahre kontinuierlich auf verlässlich anspruchsvollem Niveau. Statt netterweise freundlich wohlwollend beispielsweise jüngere europäische Epigonen des Downtown-Kerns zur Kenntnis zu nehmen oder sogar zu erwähnen, kann man wohl besser gleich weiter kritisch und skeptisch hörend bei Fred Frith und den Mitstreitern, die er immer wieder um sich versammelt, bleiben. Das hat sich bisher jedenfalls nicht als dekonstruktiver Eurotrash oder billiger Klunker entpuppt. Fred Frith wurde anlässlich seines Konzerts vergangenes Jahr in der Concert Hall des Mills College gefragt, ob sich seine Musik über die Jahre verändert hat. Er sagte: „The answer's always going to be yes and no, isn't it? I'm still engaged in most of the things I was engaged in 40 years ago—writing songs, composing, improvising, performing, recording. I keep going at it. I think in a way I feel more like a sculptor or a painter. I'm wrestling with the material, hearing it from different angles, worrying away at it, trying to get it to reveal itself.“ Tatsächlich lässt sich resümieren, dass Frith immer der Qualität von Kunst näher ist als substanzlosem Pop, Rock und Jazz. Ich denke, es geht auch um Seriosität und um anspruchsvolle Hörer. Es geht nicht um die Zielgruppe pubertierender oder studierender Mainstream und um Geschwätz, sondern um Diskurs, eventuell sogar den der erwachsenen Avantgarde. Und es geht um die Frage, warum vom zeitweiligen Versiegen der künstlerischen Avantgardebewegungen gesprochen wird. Cosa Brava sind neben Fred Frith: guitar, bass, voice, Carla Kihlstedt: violin, nyckelharpa, bass harmonica, voice, Zeena Parkins: accordion, keyboards, foley objects, voice, Matthias Bossi: drums, percussion, sruti box, voice, The Norman Conquest: sound Manipulation, die auch in anderen nennenswerten Formationen aktiv sind.

Das Zitat “…one step forward one step back…” ist aus dem Song "Falling Up" (for Amanda). (Womit die Tänzerin und Choregrafin Amanda Miller gemeint ist.

 

Tina Karolina Stauner

 

Cosa Brava "Ragged Atlas" (Intakt Records)

 

 

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www.fredfrith.com

 

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