26. Dezember 2010

Elfen und Zwerge

 

Zum Herrschen geboren. Wer denkt nicht von sich, dass er zu viel Höherem berufen ist, als er bisher erreichen konnte? Besonders in der Politik ist heute leider dieser Irrtum, der sich nur zu bald zeigen wird, gang und gäbe.

Shin-Du, ein eingebildeter, aber auch gefährlicher Mann, will sein Recht einfordern. Er meint, dass einst, als der neue König von Teinemaa an die Macht kam, ihm die Krone, der Thron zugestanden hätte. Und er denkt, er kann sich ohne Probleme dunkler Mächte bedienen.

Wie dumm hat er wohl geschaut, als er merken musste, dass eben diese Mächte eher ihn benutzen als umgekehrt? Wir werden es nicht erfahren. Und doch hat Ann-Kathrin Karschnick eine ganz eigene Welt geschaffen, sie mit Leben gefüllt und uns eintauchen lassen in diese Zeit, als die Menschen noch oder wieder mit Zwergen und Elfen gemeinsam leben, mit ihnen den Frieden wahren oder auch herstellen.

Lange ist es her, dass es diese Einheit gab. Schon bald nach dem Einstieg in das beeindruckende, und vor allem auch sehr dicke Buch der Autorin sehen wir es regelrecht vor uns… jenes Denkmal, das Menschen, Zwerge und Elfen einst für den lange vergessenen Friedensschluss zwischen diesen so unterschiedlichen, aber zusammen stark werdenden Rassen bauten. Als ewiges Mahnmal gegen den Kampf gegeneinander, als Hinweis darauf, dass man nur geeint eine Chance hat.

Gerade jetzt zur Weihnachtszeit hat dieses Buch eine ganz andere Botschaft in sich, als es Karschnick vielleicht beabsichtigte. Frieden. Wer will den nicht? Selbst der Attentäter sehnt sich danach und ist doch aller friedliebender Menschen Feind.

Karschnick beschreibt diese Welt, die eine alte verlorene Hauptstadt besitzt, die seit dem letzten Krieg vergessen ist wie alle Legenden. Der Leser wird mitgenommen zu den alten Ruinen.

Wer ist der geheimnisvolle Fremde, der einen Waisenjungen aus den dunklen Gefängnissen des Shin-Du befreit? Welcher alten Weissagung folgt er und was hat der Junge wirklich mit alledem zu tun? Was sind die Feuerritter? Ein Mythos? Konnten sie sich mit ihren Pferden zu einer fast unschlagbaren Kampfkraft verbinden, in Flammen aufgehen, Gegner das Fürchten lehren und diese alte Welt schützen? Wenn ja… warum sind sie nicht mehr da?

Ein Schwert. Ein stolzer Name wurde ihm einst vom ersten Feuerritter gegeben. Auch nur eine Legende? Eine Stadt, die aus einer Hecke besteht, die laufend wächst, aber doch allen in ihr lebenden Wesen Raum und Versteck bietet. Giganten, die den Frieden bedrohen. Ein Elf, der, ähnlich wie in anderen in ferner Zukunft irgendwo in der Galaxis spielenden Geschichten, eher der dunklen Seite der Macht zuzuordnen ist, Kristalle, die nur bestimmte Lebewesen bei genauer Konzentration und mit Gefahr für das Leben der Nutzer zu fernen und nahen Orten bringen können. All dies beschreibt Karschnick auf spannend-unterhaltsame Weise.

Wird das Gute siegen? Kann wirklich der Glaube an längst Vergessenes so viele und doch so wenige Kämpfer auf dem Weg in die Freiheit einen, sie befähigen, sich für die Zukunft aller zu opfern? Und wieder sind da Fragen nach unserer Zeit, unserem Leben. Wer opfert sich freiwillig… seine Karriere, seine Familie, sein Leben… wenn es doch um Größeres geht?

Kann man heute überhaupt noch glauben, was man suggeriert bekommt?

Tulurin glaubt an sein Ziel. Zu lange hatte er keines. Und ihm fehlten Freunde. Plötzlich, als er sich seiner Aufgabe bewusst wird, sind fast alle um ihn herum nicht nur beeindruckt von seinem Wesen, seinen Zielen, sondern auch glücklich, ihn kennen, ihn einen Freund nennen zu dürfen.

Reicht es aber, sich nicht zu fürchten? Oder ist die Furcht gerade wichtig, um die richtigen Entscheidungen zu treffen?

Fragen über Fragen.

Ann-Kathrin Karschnick findet die rechten Antworten, lädt ein, auf unterhaltsame Reise durch ihre Welt, durch Teinemaa.

Ein Buch zum Empfehlen? Auf jeden Fall.

Ein Buch zum Entspannen? Nein, aber eines, das den Leser in seinen Bann zieht.

Ein Buch zum Nachdenken? Ja, denn es gibt Parallelen in unsere Welt. Erschreckend viele.

Ich wünsche mir, eines Tages eine Fortsetzung zu lesen.

 

Stefan Jahnke

 

Ann-Kathrin Karschnick: Die Feuerritter – Kampf um Teinemaa, Papierfresserchens MTM-Verlag/TOMA-Edition 2009, 978-3-940367-49-5

Weitere Informationen unter www.ann-kathrinkarschnick.de und www.papierfresserchen.biz

 

Cohen+Dobernigg Buchhandel

amazon