Die „Weltuntergangs-Suite“
Mit einer rasanten Erzählweise, satirischen Tönen, schwindelerregenden Verweisen aus der Popkultur und kultverdächtigen Bildern präsentieren Way und Bá ihren burlesken und inzwischen prämierten Superheldenkosmos.
Die „Umbrella Academy“ ist eine „Familie“ aus sieben Superhelden der etwas anderen Art, allesamt im Kindsalter von einem reichen Gönner adoptiert und zu einem schlagkräftigen und noch nie gesehenen Superhelden-Team ausgebildet. Jahre später sind die Mitglieder der Umbrella Academy, von Spaceboy alias 00.01 bis zu der Violinistin Vanya aka 00.07, zerstritten und in alle Winde verstreut – bis sie der Tod ihres Ziehvaters und eine globale Bedrohung wieder vereint.
Spätestens nach der Veredelung durch den Eisner-Award als „Beste Abgeschlossene Comicreihe 2008“ sind auch die Hollywood-Produzenten auf „The Umbrella Academy“ aufmerksam geworden. Die vielfach von Kritikern gelobte Superhelden-Mär ist längst auch als Verfilmung geplant. Und das wohl zu Recht. Denn der Comicdebütant und Rockstar („My Chemical Romance“) Gerard Way überrascht mit einer turbulenten Zitier-Wut aus der Populärkultur, das einem leicht Sehen und Hören vergeht.
Dabei spielt der durchschaubare Plot keine große Rolle. Wie die Story allerdings erzählt wird, ist der ausschlaggebende Punkt. Es ist die Mischung aus Pulp-, Superhelden- und Science-Fiction-Elementen mit surrealistischen und satirischen Tönen, die begeistert. Die „Weltuntergangs-Suite“ – so der Titel des ersten Sammelbands, der bei Cross Cult erschienen ist, erinnert in vielfacher Hinsicht an die Arbeiten von rang- und klangvolle Namen wie Alan Moore („The League of Extraordinary Gentleman“), Tim Burton („Beetlejuice“) oder Frank Miller („The Dark Knight Returns“).
Neben der Atmosphäre ist es der psychologisierende Blick auf die Superhelden und die ausgeklügelte Erzähltechnik, die einen Vergleich mit den etablierten Größen zulassen. Zwar bleiben die Querverweise nur an der Oberfläche, und irgendwie stellt sich die Frage, wo die Grenze zum Plagiat beginnt, aber Way schafft es, mit musikgeschichtlichen Einwürfen noch etwas Eigenes hinzuzufügen.
Der unerwartete Erfolg der „The Umbrella Academy“-Serie ist nicht zuletzt auch dem Artwork von Gabriel Bá zu verdanken. Auch der Zeichner scheint sich an einem Vorbild zu orientieren – die Ähnlichkeit seiner Bilder mit denen von Mike Mignola („Hellboy“) ist verblüffend. Der leicht expressive und eckige Strich seiner Zeichnungen wird mit einer flächigen Kolorierung am Computer vervollständigt.
Der zweite Band ist erscheint in Kürze.
Marco Behringer (03/2010)
Gerard Way und Gabriel Bá: The Umbrella Academy 1: Weltuntergangs-Suite. A5, Hardcover, farbig, 160 Seiten. Euro 19,80 - ISBN: 978-3-941248-16-8
Gerard Way und Gabriel Bá: The Umbrella Academy 02: Dallas. A5, Hardcover, farbig, 12,80