Wortfeldanalyse des französischen ‚représentation’

 

Versuch einer Darstellung im Rahmen der kognitiven Linguistik

 

Von Martin Behr

 

 

Einleitung

 

 

In dieser Arbeit soll es um die Untersuchung des Wortfeldes von Représentation gehen. Zunächst muss eine generelle Annäherung an den Begriff der lexikalischen Bedeutung versucht werden, der dieser Untersuchung zu Grunde gelegt werden soll. Damit soll die Basis für einen kognitiv-semantischen Fokus erarbeitet werden.

Unter Einbeziehung verschiedener semantischer Theorien, insbesondere von Lakoff (1987) und Aitchison (1987), ist es die Zielsetzung, eine geeignete Darstellung des Konzeptes Représentation zu finden. Anhand der Auseinandersetzung mit verschiedenen TheoretikerInnen, die zu diesem Thema gearbeitet haben, sollen dabei Begriffe wie Konzept, Kategorie, Feld u. a. geklärt werden.

Für die nachfolgende Analyse ist ein ausgewählter Korpus darauf zu untersuchen, in welchen Relationen die Lexeme mit dem Konzept von Représentation stehen. Dabei soll es weniger um den exakten Nachweis gültiger Verbindungen gehen, sondern um die konzeptuellen Schnittstellen, die innerhalb des erarbeiteten theoretischen Rahmens auffindbar sind.

Abschließend wird der Versuch unternommen, das Ergebnis kritisch zu werten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Sprache und Kognition oder: Die Welt als Konstrukt

 

 

Bei der Annäherung an die Frage, worauf Menschen mit Wörtern und Sätzen referieren, ist in der Sprachwissenschaft zumindest darüber Einigkeit erzielt worden, dass in sprachlichen Ausdrücken die Welterfahrbarkeit des Menschen in der Funktionalität des Gehirns verankert ist. Das heißt, dass „Umweltreize auf eine spezifische Weise verarbeitet und zu ganzheitlichen Wahrnehmungserlebnissen zusammengesetzt werden“ (Schwarz, M.: 1996, S. 88.). Damit haben diese so genannten Perzepte den Status von realen, objektiven Entitäten. Dies führt zu ihrer (normalerweise) unhinterfragt gegebenen Verwendung als einem unerschütterlichen Bestandteil menschlichen Erlebens, das als allgemeingültig in Kommunikationssituationen vorausgesetzt wird. Anders gesagt, ist die Blume, die sich in meinem Gesichtsfeld befindet, dieselbe Blume, die mein(e) KommunikationspartnerIn als diese wahrnimmt. Das, was Menschen als außersprachliche Wirklichkeit erfahren, findet also eine Zuordnung in sprachlichen Zeichen. Diese Basisrelation wird auch durch das auf de Saussure zurückgehende semiotische Dreieck repräsentiert,

 

Inhalt/ Bedeutung

geknüpft an bezieht sich auf

 

Ausdruck ------------------------------------Referent(en) steht für

 

In diesem Modell wird die Unterscheidung zwischen Bedeutung und Referenz aufgezeigt, die durch eine beliebige Sprachgemeinschaft konventionell geregelt ist. Dabei muss vor allem der Symbolfunktion sprachlicher Zeichen Beachtung geschenkt werden. So können etwa unterschiedliche Lexeme auf den gleichen Referenten Bezug nehmen, also gleiche Bedeutung haben. Das Modell de Saussures erfasst jedoch nur die Inhalts- und Ausdrucksseite sprachlicher Zeichen, nicht jedoch die kommunikativen Grundfunktionen natürlicher Sprachen. Bühler (1934) entwickelte im so genannten Organonmodell eine Darstellung, die die Interaktion gegebener SprecherInnen berücksichtigt. Dabei verdeutlicht dieses Modell ein spezifisches SenderIn–EmpfängerIn-Verhältnis, das durch die Eigenschaften sprachlicher Zeichen vermittelt wird, als:

a) Ausdruck der Empfindungen, Symptome

b) Signal, Appell

c) Darstellung eines Sachverhalts, wie in: Das Dreieck ist blau. (Schwarz, M.: 1996, S. 23)

Erweiternd ließe sich noch auf die soziale Rahmung von Gesprächssituation hinweisen, die wirksam in Sprachverwendungsstrategien wird oder unbewusst bestimmte kommunikative Verhaltensweisen erzeugt. Es ist wichtig zu unterscheiden, dass Referenz hier als Relation zu verstehen ist, die in einer bestimmte Situation zwischen sprachlichen Ausdrücken und Gegenständen besteht oder etabliert wird. Das im mentalen Lexikon repräsentierte Wissen ist deshalb auch an eine prozedurale Kompetenz der Sprachverarbeitung gebunden, in der Sprachproduktion- und rezeption die grundlegenden Eigenschaften sind: SprecherInnen referieren mithilfe von Wörtern und HörerInnen etablieren Referenz im Verstehensprozess. Darüber hinaus verfügen wir über eine kommunikative Kompetenz, in der sich die oben erwähnte soziale Einbettung aller kommunikativen Akte niederschlägt. In der Soziolinguistik wird dies unter der Fragestellung thematisiert: Wer sagt wem was, wie, wo, wann und warum? (vgl. Grice 1975).

Die Einbeziehung eines außersprachlichen Kontextes, der direkten Einfluss auf das Geäußerte hat, wird hier insofern wichtig, als dass dadurch verdeutlicht wird, dass Sprachverwendung nicht nur ein sprachimmanenter Prozess ist, sondern sich unter dem Einfluss anderer, bspw. bestimmter kontextueller Bedingungen vollzieht. Gibt es daher Rückwirkungen auf unsere kognitiven Strukturen oder handelt es sich um ein rein pragmatisches Phänomen? Ein Hinweis auf den Einfluss von Sprachverwendungsbedingungen auf semantische Klassifizierungen ist zunächst grundlegend durch die Körpergebundenheit von Bedeutungsstrukturen (wie bspw. in Raumkonzepten) nachweisbar .

Die Frage, die sich anschließt, ist, auf welche Weise semantisches Wissen organisiert ist. Neuere Ansätze in der Linguistik sprechen von konzeptuellen Einheiten, die die essenziellen Bausteine menschlichen Wissens bilden (Schwarze: 1996, 24). Diese Einheiten repräsentieren Informationen über ganze Klassen. Dabei wird die Fähigkeit zur Kategorisierung als eine elementare Eigenschaft der menschlichen Kognition beschrieben. Kategoriale Konzepte ermöglichen die Einordnung von Reizen aus der Umwelt sowie die Identifizierung und Klassifizierung von einzelnen Objekten oder Klassenmitgliedern (Schwarze: 1996, 24f).

Neben den oben beschriebenen Perzepten verfügen wir auch über ein geistiges Modell dieser real erfahrbaren Welt: Es sind Vorstellungen, die über die Dinge der realen Welt im LZG abgespeichert sind. Die Kognitionspsychologie bezeichnet sie als „mentale Bilder, als Repräsentationseinheiten in unserem Gedächtnis, die kognitive Abbildungen von realen Objekten darstellen“ (Schwarze: 1996, 88). Bei der Aktivierung von mentalen Bildern handele es sich um eine reproduktive Repräsentationsart, d. h., dass Objekte, auf die referiert wird, sich nicht zwangsläufig im Blickfeld der AkteurIn befinden müssen, sondern sozusagen ‚vor dem geistigen Auge’ entwickelt werden. Es ist jedoch auch möglich, imaginative, also gar nicht existente Objekte zu erzeugen. Diese Bilder werden produktiv erstellte Repräsentationen genannt. Solche geistigen Referenten können, als wichtigster Unterschied zu den perzeptuellen Referenten, repräsentational verändert werden, letztere nicht.

Damit erhalten wir bereits einen Hinweis darauf, in welcher Weise Abstrakta wie beispielsweise Metaphern erzeugt und verstanden werden könnten.

 

 

 

 

1.2. Semantische Struktur: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile

 

Folgen wir der Annahme, dass unser mentales Lexikon fundamental auf konzeptuelle Weise organisiert ist, so stellt sich die Frage nach seiner näheren Beschaffenheit.

Für das Referieren auf die außersprachliche Welt müssen diese Konzepte also bestimmte klassifizierende oder kategoriale Merkmale aufweisen. Wir haben bereits den basalen Einfluss des „Body in the Mind“-Phänemonens auf Kategorienbildungen in der Sprachverarbeitung angedeutet. Lakoff (1987) postuliert eine doppelte Grundlage von Konzepten, zum einen als Basis-Kategorien und zum anderen als Bild-Schemata („Basic-Level and image-schematic concepts“), die beide direkt bedeutungsbeinhaltend seien (Lakoff 1987: 279). Er wendet sich gegen die Annahme von Primitiva als kleinste semantische Einheiten (1987: 279). Beide von Lakoff angeführten Grundtypen seien deshalb direkt bedeutungsbeinhaltend, weil sie eine Struktur an präkonzeptuellem Erfahrungswissen bereitstellten, das sich direkt aus nichtsprachlichen kognitiven Verarbeitungsvorgängen (vor allem der Sinneswahrnehmungen) speist. So fußen etwa die Konzepte der vertikalen und horizontalen Objektbeschreibung direkt auf den Erfahrungsschemata der Körperachse(n) des menschlichen Organismus. In diesem Sinn reformuliert Lakoff das ‚traditionelle’ Konzept der Primitiva, zwar unter Einbeziehung der semantischen Kompositionalität, aber in Hinblick darauf, dass

„All that semantic compositionality requires is a starting point – something for the compositional principles to work on. That starting point has to be something that is directly understood; in this case, basic level and image-schematic concepts will do. Conceptual primitives [...] are not required for compositionality.” (Lakoff 1987: 280)

 

Die Frage, weshalb das menschliche Gehirn die Bildung von Abstrakta erlaubt, beantwortet Lakoff mit der kognitiven Fähigkeit zur Konzeptualisierung, die grundlegend darin besteht, symbolische Strukturen auf die präkonzeptuellen Strukturen unserer alltäglichen Erfahrung zu beziehen. Diese symbolischen Strukturen bezeichnet er als die o. g. Basis-Kategorien und Bild-Schemata. Dafür seien zwei weitere Fähigkeiten entscheidend,

a) die Bildung metaphorischer Projektionen, auf der Grundlage der durch physische Erfahrungen gebildeten Strukturen (Basic-Level- und Image-Schemata-Concepts) – also von einer physischen in eine abstrakte Domäne – , die wiederum durch andere strukturelle Korrelationen restringiert werden;

b) die Fähigkeit komplexe und generelle Kategorien zu bilden, wofür die Bild-Schemata als strukturierende Anleitungen (structuring devices) genutzt werden. Dies erlaube die Konstruktion von komplexen Ereignisstrukturen und hierarchischen Ordnungen (Taxonomien). (Lakoff 1987: 280f)

 

In seinem kognitiven Modell beschreibt Lakoff, den Ausführungen Fauconniers (1985) folgend, mentale Räume (mental spaces) als Medien für Konzeptualisierungen. Alles, was wir konzeptualisieren sei demnach in mentalen Räumen repräsentiert – oder anders gesagt, sind mentale Räume konzeptuelle Einheiten, die sich bspw. auf fiktionale oder hypothetische Situationen oder abstrakte Domänen wie etwa thematische Felder (Mathematik, Wirtschaft, Politik etc.) beziehen, sie beinhalten mentale Entitäten und sind durch kognitive Modelle strukturiert (Lakoff 1987: 281f). Mentale Räume, so Lakoff, seien durch Konnektoren („connectors“) miteinander verbunden.

Um nun näher zu ergründen, wie mentale Räume strukturiert sind, gilt es, sich die Bild-Schemata zu vergegenwärtigen, die auf Grund ihres direkten physischen Zugangs auch direkt bedeutungstragend und damit konzeptuell basal seien. Solche Schemata sind beispielsweise: CONTAINER, SOURCE-PATH-GOAL, LINK, PART-WHOLE, CENTER-PERIPHERY, UP-DOWN, FRONT-BACK. Mithilfe dieses Inventars ergeben sich, um einmal den kognitiven Transfer von physischem Raum in “konzeptuellen Raum” zu verdeutlichen, bestimmte Eigenschaften, die die spezifischen mentalen Räume strukturieren. So werden allgemeine Kategorien als CONTAINER- Schemata verstanden, hierarchische Strukturen als PART-WHOLE- und UP-DOWN-Schemata, relationale Strukturen als LINK-Schemata, radiale Strukturen als CENTER-PERIPHERY-Schemata, Vordergrund-Hintergrund-Strukturen als FRONT-BACK-Schemata und lineare Skalen als UP-DOWN- und LINEAR-ORDER-Schemata erfasst. In dieser Betrachtungsweise haben Bild-Schemata zwei grundlegende Eigenschaften: Sie sind Konzepte, die eine direkt bedeutungsbeinhaltende Struktur (sie sind „selbsterklärend“) inkorporieren und sie werden metaphorisch genutzt um andere komplexe Konzepte zu strukturieren (1987: 283).

 

 

 

2. Lexikalische Bedeutung: Prototypen und semantische Felder

 

 

Aus den theoretischen Darlegungen Lakoffs wird für eine kohärente Darstellung der Bedeutungsebenen von Représentation zunächst etwas Grundlegendes zum Bedeutungsbegriff deutlich: Bedeutung ist nicht selbstreferenziell, sondern immer relational.

Oder, wie Deborah Tannen (1993) es ausdrückt,

„The only way we can make sens of the world is to see the connections between things, and between present things and things we have experienced before or heard about it. These vital connections are learned as we grow up and live in a given culture. As soon as we measure a new perception against what we know of the world from prior experience, we are dealing with expectations.” (1993: 14f)

 

Zwei weitere Aspekte verdichten sich in diesem Zitat: Erfahrungswissen ist immer kulturspezifisch erworben und auf seiner Grundlage bildet sich eine Erwartungshaltung gegenüber ‚neuen’ Informationen dergestalt, dass diese neuen Input-Daten auf der Basis der ‚alten’, bereits bekannten interpretiert werden.

In seinen Ausführungen hebt Lakoff auf den prozesshaften Charakter von Bedeutungsbildung ab, indem, ausgehend von Basiskategorien, die sich auf die kognitive Verarbeitung der Körpererfahrungen gründen, Konzepte zu komplexeren mentalen Einheiten modelliert werden.

Weiterhin impliziert dieser Semantikbegriff die Hypothese, dass Bedeutungen keine ganzheitlichen, nicht weiter zu analysierenden Einheiten sind, sondern sich aus elementaren Inhaltselementen zusammensetzen (Schwarz 1996: 37). Diese Komponenten, die semantischen Merkmale, haben eine distinktive Funktion mithilfe derer (Teil-)bedeutungen voneinander abgrenzbar werden. Damit besitzen Bedeutungen eine innere Struktur, die als Merkmalsbündel repräsentiert werden können. Die Kombination bestimmter Merkmale würde demnach die Bedeutung eines Wortes konstituieren. Semantische Merkmale haben die Eigenschaften, dass sie invariant sind.

Folgen wir diesem Theorem und übertragen es auf die bei Lakoff (1987) angeführte Kategorienbildung, so werden erste Schwierigkeiten deutlich. Nach dem oben dargestellten Ansatz werden Kategorien vollständig durch eine begrenzte Menge von notwendigen oder hinreichenden Merkmalen definiert. Bei der Anwendung dieser „Check-List-Methode“ (binär: zugehörig: ja, zugehörig: nein), bei der alle Mitglieder eindeutig alle Merkmale erfüllen sollen, also eindeutig unter die entsprechende Kategorie fallen, wird sehr schnell klar, dass eben nicht alle Konzepte als definitorische Merkmalsbündel zu beschreiben sind (Schwarz 1996: 46). Besonders abstrakte Konzepte, wie in unserem Fall das Nomen Représentation, lassen sich offensichtlich nicht als eine klar umgrenzte, eindeutig zu beschreibende Einheit darstellen. Analytisch muss hier – bezogen auf die Lakoffschen „mental spaces“ – wohl eine „Randbereichsunschärfe“ (Schwarz 1996: 48) angenommen werden. Unser Problem lautet also: Auf welche Weise lässt sich Représentation adäquat beschreiben?

Für Konzepte, die sich auf konkrete außersprachliche Entitäten beziehen, bietet die s. g. Prototypentheorien eine Lösung an, indem die Mitglieder einer Kategorie sich – grafisch gedacht – konzentrisch um den klassischen, oder auch „besten“, Vertreter einer Kategorie positionieren. Damit ergibt sich für alle Klassenmitglieder jeweils eine größere oder kleinere Schnittmenge an mit dem Prototyp geteilten Merkmalen, gemessen an ihrer Distanz zum Kreiszentrum. In der Forschung wird angenommen, dass Frequenzialität und (kulturelle) Relevanz für die Herausbildung von Prototypen eine determinierende Rolle spielen (Schwarz 1996: 49). Problematisch wird die Annahme von Prototypen wiederum in Bezug auf Abstrakta wie Représentation, da es hierfür offensichtlich keine perzeptuell motivierten mentalen Bilder gibt. Einen ersten Schritt der Annäherung an eine semantische Darstellung böte hier die von Lakoff vorgeschlagene Modellierung einer Basiskategorie, in der die meiste Information von allen Kategoriemitgliedern von Représentation geteilt wird. Die Idee wäre also, einen für die mit Représentation verbundenen Items gemeinsamen Referenzrahmen zu finden, präziser gesagt, zu beschreiben, in welchen Bereichen es semantische Interferenzen gibt. Lakoff (1987) verweist bereits darauf, dass Wörter und damit Konzepte im mentalen Lexikon nicht isoliert gespeichert sind, sondern in vielfältigen Relationen zu anderen Wörtern/ Konzepten und „mental spaces“ stehen.

 

 

 

 

3. Frame-Script-Struktur

 

Um sprachlich überhaupt auf abstrakte Konzepte referieren zu können, bedarf es allerdings doch einer bestimmten Rahmung; andernfalls wäre ein Konzept sprachlich nicht greifbar. Als gesichert gilt, dass unser konzeptuelles ‚Wissen’ nicht nur lexikalisches Wissen, sondern auch enzyklopädisches oder ‚Weltwissen’ umfasst, das nicht unbedingt an versprachlichte Konzepte gebunden sein muss (vgl. Schwarz 1996: 62ff). Insofern können semantische Felder auch lexikalische Lücken aufweisen. Zur Identifizierung der einem Konzept zugehörigen Lexeme schlagen Ungerer/ Schmid (1996) in Anlehnung an Minsky (1975) eine Frame-Script-Struktur für komplexe Kategorien vor. Dabei wird ein Frame als ‚a data-structure for representing a stereotyped situation’ (Minsky 1975: 212; zitiert nach Ungerer/ Schmid 1996) gekennzeichnet. Jedes Konzept besitzte demnach spezifische Rahmungen, die wiederum in s. g. Subframes gegliedert sind, es sich also um ein komplexes Rahmensystem handele. Bei der Konstituierung solcher Rahmen spielen kognitive Kategorien eine entscheidenede Rolle,

„[...] categories act both as achor and as trigger for frames, because it is in the format of categories and their interrelations that frames are designed and it is by the same categorie that they are activated. A further function of categories is to provide so-called ‘default assignements’ (i.e. values for slots in the frame that apply under ‘normal’ conditions) by supplying context-dependent prototypes.”

(Ungerer/ Schmid 1996: 213)

Kognitive Kategorien stellen also das Inventar zur Rahmung bereit und lösen gleichzeitig die Aktivierung des für die Rahmung notwendigen Vokabulars aus. Diese Funktionsweise, so Ungerer/ Schmid, sei stark an unser Erfahrungswissen gebunden. Dabei werden die rahmengebenden Kategorien nicht wahllos zusammengestellt, sondern folgen einer sequenziellen Perspektive, die raum-zeitlich determiniert ist. Diese Skript-Struktur lässt sich für jedes komplexe Konzept in verschiedene Szenen aufspalten, die in einer zeitlichen Abfolge angeordnet sind . Frames sind in dieser Darstellung „structured patterns of knowledge related to recurring situations, which are reflected linguistically in the lexical relations between verbs and the syntax of clauses” (1996: 217). Skripte dienen der strukturellen Erfassung längerer Ereignissequenzen.

Darstellungen, die große Gemeinsamkeiten mit dem Frame-Skript-Ansatz bezüglich der Organisation des mentalen Lexikons aufweisen finden sich u. a. bei Aitchison (1987) und Talmy (2000). Aitchison (1987) postuliert eine Word-web-Theorie in der die Lexeme nach semantischen Feldern/ Netzen organisiert sind. Dabei gibt es starke und schwache Verbindungen (links). Als besonders stark gelten s. g. co-ordinates und collocational links. Schwache Verbindungen bestünden eher in Hyperonymie-Hyponomie-Beziehungen. Auch sei die Bildung temporärer Links, die im Bedarfsfall erzeugt werden könnten, in Form assoziativer Verbindungen möglich (1987: 85). Aitchison vermutet, dass die Etablierung der collocational links, also die schrittweise Netzwerkbildung (die ‚Einspeisung von Wörtern in das Netzwerk und die Link-Bildung zwischen Koordinaten), teilweise mit dem Erwerb der Syntax im Kindesalter zusammenfällt (1987: 96).

 

 

 

 

 

 

Korpus

 

 

Im Folgenden soll nun eine Liste der Wörter aufgeführt werden, die der Petit Robert zur Beschreibung von Représentation benutzt. Dabei sind die im Robert fett gedruckten Begriffe, nach ihrem chronologischen Erscheinen erfasst und ihre Definitionen, die unter diesen Stichwörtern zu finden sind, teilweise leicht verkürzt wiedergegeben.

Es soll versucht werden, nachzuvollziehen, in welcher Weise diese Lexeme miteinander in Beziehung stehen. Dabei ist die Annahme zu berücksichtigen, dass es jeweils eine Schnittmenge semantischer Bedeutungen zwischen Représentation und den jeweiligen zur Erklärung herangezogenen Begriffen geben muss. Zunächst müsste also geklärt werden, in welchen Bedeutungsbereichen oder Dimensionen es Verbindungen gibt, und wie diese sich mithilfe von Kategorienbildungen beschreiben lassen (auch in Hinblick auf Hypothese von der medialen Prägung des Lexikons).

Wir stellen zunächst fest, dass es sich bei Représentation nicht um ein Perzept handelt, das auf eine außersprachliche Entität referiert, sondern um ein abstraktes Konzept. Dieses Konzept muss durch die Beschreibung seiner Eigenschaften erschlossen werden. Ließen sich nun diese Eigenschaften gruppieren, ordnen oder in irgendeiner Form in ihren jeweiligen Merkmalen darstellen, ergäbe sich eine Schnittmenge in der die einzelnen Terme miteinander assoziiert sind. Das Ziel eines solchen Versuchs besteht also darin, zu ergründen, auf welche Weise ein solches Wortfeld repräsentiert sein könnte.

Um die Analyse in dem hier gegebenen Rahmen durchführbar zu machen, soll eine (willkürliche) Auswahl der Items getroffen werden. Ebenso soll auf die historische/ etymologische Untersuchung verzichtet werden. Natürlich verweisen einige Einträge indirekt auf ihre Entstehungsgeschichte. Im Vordergrund soll aber die aktuelle Bedeutung stehen.

 

 

1) Représentation : Action de mettre devant les yeux ou devant l’esprit de qqn.

 

I. Présentation 1. Action de résenter qqn. à un emploi .

Droit de présentation : droit qui possèdent certains officiers ministériels de présenter leur successeur à l’agrément des pouvoirs publics.

2. présenter une personne à une autre (de l’introduire dans une famille, un cercle …)

3. rel. jud.: Consécration à Dieu d’un premier-né au temple de Jérusalem

4. Apperence d’une personne en société (bonne/ mauvaise prés.).

5. présenter une pièce d’identité, un billet …(à un agent, au contrôleur)

Présentation d’un rapport devant une commission ; Demande de paiement d’un effet de commerce

6. exhibition : Présentation de qqc. au public

7. Manière dont une chose est présentée, aspect qu’on donne à ce qu’on fait. (conditionnement, packaging)

8. Manière de présenter une thèse, ses idées …

9. méd. : Maniére dont le fœtus se présente au niveau du détroit superièur du bassin.

10. biol. : Processus par rapport aux informations sur l’immunisation

2. Production 1. Document, pièce qu’on présente : Production des pièce à un procès. Production des tèmoins

2. Ouvrage, produit par qqn : Les productions d’un écrivain. _ écrit.

3. Production d’idées nouvelles. _ apparition, enfantement, génese.

4. Prod. de gaz toxique. _ dégagement

5. input, intrant : Facteurs de production : travail, biens d’équipement, ressources naturelle …

6. offre : Le fait de créer ou de transformer des transformer des bien ou d’assurer des Services

7. potentiel : Moyen de production. Terre, instruments, machine

8. Prix

9. Produit : PIB _rendement, surproduction

10. fabrication ; industrie

11. producteur _ film

3. Exhibition

 

 

1. Présentation d’un pièce, titre.

2. Action de montrer au public _ Présentation

3. Exposition : Exposition de tableaux

4. déploiement, étalage _ Exposition avec une idée d’ostentation, d’impudeur

5. Exhibitionnisme

4. Notation 1. action, manière de noter, de représenter par des symboles _ littérale, algébrique, chimique, lettre, note, chiffres, signe

2. Sténographie

3. Transcription _ phonétique

4. Action de noter, de représenter par le dessin, la peinture

 

5. Description 1. Action de décrire, énumeration des caractère de qqch.

2. orale, écrite, exacte, fidèle, prècise …

3. protrait, signalement

4. Exposé : déscr. d’un événement

5. Litt. : passage qui évoque la réalité concrète

6. Droit : état des biens saisis ou inventories

7. Linguist. : représentation structurelle des constituants de la phrase, des morphèmes et des phonèmes.

6. Evocation 1. Action d’évoquer, d’appeler

2. dr. : Droit d’évocation accordé aux juridiction d’appel saisies d’un recours contre un jugement de statuer sur le fond du litige.

3. (1680) Incantation, sortilège : évoquer les esprits, les démons par la magie, l’occultisme _ apparition

4. Rappel : évocation des souvenirs communs

5. représentation : évocation d’une image, d’un mot (connotation)

7. Emblème 1. Figure symbolique, généralement accompagnée d’une divise

2. insigne, symbole : Figure/attribut destinés à représenter une autorité, un metier, un parti …

3. Symbole : être ou objet concrèt, consacré par la tradition comme représentatif d’une chose abstraite

4. attribut : Mercure a pour emblème le caducée.

8. Symbole 1. Rel. cath. : Formule dans laquelle l’Eglise résume sa foi. _ credo

2. ce qui représente autre chose en vertu d’une correspondance analogique

3. attribut, emblème : objet ou fait naturel qui évoque, par sa forme ou sa nature, une association d’idées spontanées (dans un groupe social donné) avec qqch. d’abstrait ou d’absent.

4. insigne, représentation : La colombe, symbole de la paix.

5. Herméneutique : interprétation des symboles

6. allégorie, image, figure, métaphore : Elément ou énoncé descriptif ou narratif qui est susceptible d’une double interprétation, sur le plan réaliste et sur le plan des idées.

7. algorithme, alphabet, notation, signe : ce qui, en vertu d’une convention arbitraire, correspond à une chose ou à une une opération qu’il désigne.

8. logo : Symbole d’une marque, d’un produit.

9. Personnification

9. diagramme, graphique, plan, schéma -Diagramme : Tracé geómétrique sommaire des parties d’un ensemble et de leur disposition les unes par rapport aux autres

-Graphique : qui représente, par des lignes, des figure sur une surface

-Plan : représentation (d’une construction …) ; projet élaboré, destiné à atteindre un but

-Schéma : figure donnant un représentation simplifiée et fonctionnelle, déscription ou représentation mentale réduite aux traits essentiels

10. observation 1. obéissance, observance : Action d’observer ce que préscrit une loi, une règle

2. Examen : considerer avec une attention suivie la nature, l’homme, la société afin de les mieux connaître

3. annotation, commentaire, note, réflexion

4. avertissement, remontrance, réprimade, reproche : remarque par laquelle on reproche à qqn. son attitude, ses actes.

11. remontrance 1. critique motivée et raisonnée adressée directement à qn. pour lui reprocher son attitude

2. hist. : discours par lequel le Parlement présentait au roi les inconvenients d’un édit

12. comédie 1. pièce de théâtre

2. lieu où se joue une pièce de théâtre (1677) _ théâtre

3. mentir, tromper : jouer la comédie _ feinte, hypocrisie

4. vaudeville : comédie de boulevard (montrer les mœurs, caractères … d’une société)

13. spectacle 1. aspect, tableau : ensemble des choses ou des faits qui s’offre au regard

2. Représentation théâtrale, cinémat.

3. s’afficher en publique, se faire remarquer de facon déplacée

II. Le fait de remplacer qqn., d’agir à sa place (dans l’exercice d’un droit) 1. délégation, mandat, élection, suffrage

2. scrutin, répresentant

 

 

 

 

 

 

 

 

Analyse

 

 

Einen Aspekt, den es unbedingt zu erwähnen gilt und der besonders durch den oben stehenden Korpus verdeutlicht wird, ist der des Kontextes. Wörter werden nur selten isoliert als Referenzmittel gebraucht und stehen meistens in komplexeren sprachlichen Strukturen, wie in den vergangenen Abschnitten versucht wurde zu verdeutlichen. Die Verknüpfung von Wörtern richtet sich nach syntaktischen und semantischen Regeln, die Teile unserer sprachlichen Kompetenz sind. Eine wichtige Kategorie für die Kombinationsmöglichkeiten ist die s. g. Verbvalenz (vgl. Schwarz 1996: 70). In ihr geben Subkategorisierungsmerkmale den grammatischen Status und Selektionsmerkmale den semantisch-konzeptuellen Status der möglichen Mitspieler (Argumente, Ergänzungen, Aktanten etc.) eines Wortes an. In der Betrachtung von Représentation wollen wir uns auf die konzeptuell-semantische Ebene beschränken.

Zunächst werden zwei grundlegende Bedeutungen von Représentation deutlich,

a) als Handlung jmd. oder etwas (der oder das im Moment nicht da ist) ‚vor Augen zu führen’, in irgendeiner Form darzustellen. Das Präfix re in Représentation verweist im Unterschied zu Présentation auf einen reproduktiven Vorgang (mithilfe eines Mediums) in Bezug auf das Darzustellende. Es ließe sich eventuell auch von einem ‚Übersetzungsprozess’ sprechen.

b) jmd. (oder eine Gruppe, [belebt]) oder etwas (Institution, [unbelebt]) zu vertreten (eventuell mit rechtlicher Autorisierung). Hier steht die symbolische Wirkung des R-Aktes im Mittelpunkt.

 

Damit haben wir zunächst einmal die Unterscheidung darin, wo der Akt des Repräsentierens lokalisiert ist. In a) handelt es sich um einen mentalen/ kognitiven Verarbeitungsprozess, da das Dargestellte in Referenz auf etwas interpretiert werden muss. Dieser Vorgang des Interpretierens muss durch eine aktive mentale Leistung der AdressatIn vollzogen werden.

a) ist intentional, da sich die Handlung direkt auf ein Gegenüber bezieht und die Aufforderung einer Interpretation impliziert. Dagegen beruft sich b) auf ein durch Konventionen geschaffenes, bereits existentes Set an Interpretationsmöglichkeiten , setzt also ein geteiltes Verständnis eines Sachverhalts voraus, das keine eigene Interpretationsleistung mehr einfordert. Anders könnte man auch sagen, dass es sich dabei um ein Quasi-Perzept handele.

Andere Ansätze argumentieren weiterführend mit der Valenz von Représentation als einer fünfstelligen Relation: Etwas (a) repräsentiert etwas anderes (b) mithilfe von (c) für Adressaten (d) im Kontext (e). Damit ergibt sich [REPRESENTATION] (a, b, c, d, e) (vgl. Settekorn 2002(?): Bilder und Repräsentation der Natur).

Unter Berücksichtigung der Frame-Script- und der Word-web-Theorie soll im Folgenden versucht werden, den o. g. Korpus an Lexemen auf ihre Verbindungen zum Konzept Représentation hin zu untersuchen. Dabei sollen die nachfolgenden Kategorien helfen:

Modus: Art und Weise im Sinne von im Konzept implizierten Eigenschaften

Domäne: Bereich der Lebenswelt

Bedingungen und Mittel: Voraussetzungen, die das Konzept ermöglichen

Kognitives Basismodell: Grundschemata auf denen das komplexe Konzept aufbaut

 

2)

 

 

Représentation Modus Domäne Bedingungen und Mittel Kognitives Basismodell ICM

1) Production erzeugend, transformativ

Aktion Arbeit Arbeitsgerät, Maschinen, Arbeitskraft (belebt) Zustandsänderung:

Source, Path, Goal

2) Exhibition ausstellend, intentional (zeigen wollend) Kunst, Wirtschaft (Verkauf), Person Ausstellungsstück(e),

Ausstellungsraum, Publikum Ereignis

Source, Path, Goal

3) Description darstellend; erklären, zeigen wollend, Aktion Interpersonell,

sozial Medien jegl Art Part-Whole; Link

 

4) Evocation appellierend, aufrufend, intentional, mitteilend, übermittelnd, Aktion Interpersonell, sozial SenderIn - EmpfängerIn Container (Nachricht), Link, Szenario

5) Symbole steht für etwas, ersetzend, bedeutungstragend alle unbelebt, Medien jegl. Art Container (Nachricht, Mitteilung), Part-Whole, Link

6) Remontrance intentional, mitteilend, Aktion Interpersonell, psycho-sozial SenderIn-EmpfängerIn, Szenario, Container, Link

7) Spectacle darstellend,

Aktion Theater, sozial AkteurInnen, Publikum Ereignis

Source, Path, Goal

 

 

Die Idee auf der das dargestellte Schema fußt, bezieht sich auf die von Lakoff (1987) erarbeitete Struktur Kognitiver Modelle, nach der Basiskategorien und Bild-Konzepte die Struktur bereitstellen um komplexe kognitive Modelle zu entwickeln. Die zu Grunde liegenden Bild-Schemata sind: CONTAINER, SOURCE-PATH-GOAL, LINK, PART-WHOLE, CENTER-PERIPHERY, UP-DOWN, FRONT-BACK. Diese Schemata strukturieren unsere Raumwahrnehmung und liegen ebenso allen abstrakten Konzepten zu Grunde (vgl. 1987: 283). Jede Kategorie ist strukturell durch ein CONTAINER-Schema repräsentiert. Ereignisse und Szenarien (Bsp. 2), 3), 4), 5) und 7)) werden durch das LINK-Schema präzisiert, das kausale oder personelle Relationen anzeigt. Ereignisse besitzen immer eine (lineare) Raum-Zeit-Struktur, d.h. es gibt einen Ausgangspunkt, einen Weg auf dem das Ereignis in seinen unterschiedlichen Stadien abläuft und einen Zielpunkt, der erreicht ist, wenn das Ereignis sein Ende gefunden hat. Das Szenario ist als ein Ganzes aufzufassen und diese drei Elemente sind seine Teile (PART-WHOLE-Schema).

Zunächst ist einmal festzustellen, dass die unser Konzept Représentation beschreibenden Lexeme scheinbar wenig miteinander gemein haben, abgesehen von der ihnen im obigen Schema unterstellten inhärenten Struktur. Es lassen sich grobe Merkmale wie Aktion, Zustand/ Ereignis, Eigenschaften u. a. beschreiben. Dabei ist das oben entworfene Schema in keiner Weise erschöpfend. Es ist weiterhin festzustellen, dass es sich bei den einzelnen Items selbst um komplexe, abstrakte Konzepte handelt.

Im Hinblick auf die Rahmung von Konzepten ließen sich in Anlehnung an Ungerer/ Schmid verschiedene Skripte entwickeln, die in Bezug auf den jeweiligen Kontext das angemessene Inventar wie unter 1) bereitstellen würden.

 

 

 

Zusammenfassung

 

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die im Petit Robert aufgeführten Konzepte in struktureller Hinsicht einander schematisch ähnlich sind, in ihren thematischen Bereichen (topic areas) aber stark divergieren. Dass sie dennoch mit dem Konzept Représentation verbunden sind, lässt sich innerhalb der Frame-Skript-Theorie dadurch erklären, dass durch bestimmte kontextualisierte Standardannahmen (Defaults) Vernetzungen zwischen den einzelnen Konzepten gebildet sind und sich diese deshalb in Teilbereichen aufeinander beziehen können. Auffallend ist, dass unter Tabelle 2) im Bereich des Modus die größte Nähe zwischen den Kategorien erreicht wird. Allerdings müsste dieser Sachverhalt in eine weiterführenden Fragestellung grundlegender erörtert werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bibliografie

 

 

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