26. November 2008

Déjà-vu-Fragmente

 

"Scharfefelder": Ausschließlich zwei akustische Gitarren: left channel Elliott Sharp, right channel Scott Fields. Und freie Improvisation. Das Faszinierende der Aufnahmen: Sie führen in ihrem unruhig Experimentellen zu so konzentriert klarem spirituellen Raum, wie man es eigentlich von reiner Folkmusik gewohnt ist, die schon Musikgeschichte ist. Es entsteht ein Gefühl von Essenzialität. Das sich auf das ganze mögliche Spektrum von Free Jazz, Improvisation, Blues und Folk bezieht, mit dem souverän gespielt wird, um zu Destilliertem zu gelangen. Zu einer Art Purismus von Traditionellem und Avantgardistischem.

Man könnte zwar von der Fingerfertigkeit der beiden Gitarristen mit analysierenden Worten sprechen. Unvermutete Breaks, sperrige Akkorde, verquere Melodieläufe, nervöse Tonfolgen, extremen Wechsel von Sanftheit und Härte benennen. Doch mit Eloquenz könnte man vor allem der Grundstimmung, die sich beim Hören einstellt, nicht leicht nahekommen. Vielmehr passen dazu innere, landschaftsartige Bilder, sich synästhesieartig einstellend. Jamais-vu- und Déjà-vu-Fragmente ineinander geblendet.

"... Improvised duos are like a good conversation. Double guitars are a special case: reflections, counterpoints, figure and ground ...", kommentiert Elliott Sharp in den Liner Notes. Scott Fields hingegen fügt hinzu: "...Although this material is flexible, it can be misunderstood ..." Eher umgekehrt wirkt das bei den Songtiteln: Sharp benennt mit großem Assoziationsspielraum: "Branedrane" etwa lässt an D-Branen denken, die man sich als dynamische Objekte in einer höherdimensionalen Raumzeit vorstellt. Die unendlich ausgedehnt sein, aber auch ein endliches und sogar verschwindendes Volumen haben können. Das reißt auch gedanklich Raum auf. Wie auch einer der weiteren Sharp-Titel: "Freefall". Fields Songnames hingegen klingen einfach verspielt und greifbar: "Between Octopus And Squid", "Fresh Red Flea" oder "Big, Brutal, Cold Raindropes".

Die beiden Akteure sind sonst auch in diversen Band-Projekten zu finden: Sharp, der Multi-Instrumentalist, der als Komponist auch für Ensembles arbeitet, in Downtown New York City. Und Fields, der Chicagoer, in Köln lebend, in diverse musikalische Gruppierungen involviert.

 

Tina Karolina Stauner

 

Elliott Sharp/Scott Fields: Scharfefelder (Clean Feed)

 

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