16. Dezember 2007

Fensterlose Monaden

 

Etwa 35 Personen tauchen in rund 80 knappen Berichten aus aller Welt auf. Nur einmal in einem Bericht oder mehrmals im überübernächsten Bericht, weil sie weitergereist sind. Personen wie Pia oder Miki, Frank oder Peter. Sie begegnen sich auch zufällig, aber das ist nicht entscheidend, denn Sibylle Berg entwirft ein Konvolut von Prosaschnappschüssen, dessen auffälligstes Merkmal die Darstellung von Personen als fensterlose Monade ist. Sie geistern durch die Welt, umfangen von einer kitschigen Idee der Glücksuche und, wer hätte das gedacht, finden natürlich nichts dergleichen.

Das Privileg, sich mir solcherlei Schwachsinn zu befassen, haben in der Masse nur Westhemisphärenbewohner, sie sind irgendwie mittelalt, mit mittelmäßig bürgerlichem Bildungshorizont, mittelmäßig mit Geld ausgestattet, haben neben der Befriedigung ihrer mittleren Lebensstandards keine weiteren Bedürfnisse und sind entsprechend angeödet. Sybille Berg hat erneut ein Buch zusammengestellt, welches sich den Personen widmet, von denen angenommen wird, dass sie genau den mittleren Durchschnitt abbilden, welche überhaupt Bücher lesen, auch die von Frau Berg.

 

Gustav Mechlenburg

 

Sibylle Berg: Die Fahrt. Kiepenheuer & Witsch Verlag 2007, 19,90 €

 

Cohen+Dobernigg Buchhandel

 

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