9. Dezember 2007

Wildes schönes Tier

 

Ein Erzählungsband gemischter Qualität. Zwei hervorragende Texte sind dabei, rechtfertigen also das Buch vollauf. Die Erzählung von einem Lektor, der während der Fron, unverlangt eingesandte Manuskripte durchzuarbeiten, auf einen Text stößt, der ihn glücklich macht, von dem er überzeugt ist, dass dieser ein schönes Buch werden könnte, der sich in der Korrespondenz mit dem Autor mit immer weiteren Informationen zu der Vorlage konfrontiert sieht, der wie wild im Manuskript zu arbeiten beginnt, allerdings nie Schritte zu einer künftigen Drucklegung macht, sondern schließlich ertrinkt in den nicht abreißenden Zuschriften des Autors, der ihm den gesamten Roman nun noch einmal „wirklich“, also ohne Roman berichtet. Und ein Text einer Familie, die maulend einen für Akademiker hoch peinlichen Cluburlaub und unversehens den glücklichsten seit Jahren bucht, samt erstem Kuss und Seitensprung und was da andere Betätigungen im Urlaub mehr sind.

Fridolin Schley kann sehr schön aus einer lakonischen Berichterstatterrolle heraus eine zur friedlichen Neutralität seiner Sprache in wachsendem Konflikt stehende Paranoia entfachen, eine Situation, in der man alle Unternehmungen der Kommunikation scheitern sieht, aber nicht benennen kann, woran sie scheitern - nur konstatieren kann man es.

 

Gustav Mechlenburg

 

Fridolin Schley: Wildes schönes Tier, Berlin Verlag, Berlin 2007, 145 Seiten, 18,00 €

 

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