18. September 2007

Kalt wie die Welt

 

 

Nach dem Riesenerfolg von „Tannöd“ ist nun der zweite Roman von Andrea Maria Schenkel erschienen und schon längst auf den Bestsellerlisten. Auch hier geht es wieder um einen historischen Kriminalfall, die Geschichte basiert auf der Verurteilung des Johann Eichorn, der 1939 in München wegen vielfacher Vergewaltigung und Mord in München nach einem Schnellverfahren hingerichtet wurde.

Der typische Stoff für einen Thriller also, dennoch hebt sich der Roman durch seine schlichte, klare Sprache vom allgegenwärtigen Krimiallerlei ab, die verschiedenen Erzählperspektiven schaffen Spannung, und besonders die Geschichte der Kathi, die aus einem kleinen bayerischen Dorf nach München kommt, um dort ihr Glück zu suchen, sorgt für die nötige Nähe. Kathi ist jung und naiv und glaubt tatsächlich daran, dass ihre Träume und Wünsche in der großen Stadt wahr werden können. Schnell muss sie einsehen, dass es weder leicht ist, ein Dach über den Kopf zu bekommen noch eine gute Anstellung zu finden. Es endet, wie es enden muss, statt die erhoffte große Liebe zu treffen, muss sie sich als Gelegenheitsprostituierte verdingen, um einen Teller Suppe und ein Bett für die Nacht zu bekommen. Und dann ist unter ihren neuen Männerbekanntschaften auch noch ihr späterer Mörder.

Da die Geschichte nicht chronologisch erzählt wird, weiß man lange nicht genau, ob der festgenommene Josef Kalteis auch tatsächlich der schuldige Mörder und Vergewaltiger der Frauen ist. Das macht einen Teil der Spannung aus, die intensive Sprache tut ein Übriges. Ein in knapper Sprache geschriebenes Büchlein für einen verregneten Nachmittag, und das ist gar nicht böse gemeint, sondern eine durchaus ernst gemeinte Leseempfehlung.

 

Katrin Zabel

 

Andrea Maria Schenkel: Kalteis. Roman, 152 Seiten, Nautilus 2007

 

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