Knüppel aus dem Sack!
Wie Machine Head mit „The Blackening“ für einen Satz rote Ohren sorgen ...
Wann steht man schon einmal an der Hörbar des Elektronik-Marktes seines Vertrauens – und kann sich ein dämliches, überaus glückseliges Grinsen nicht verkneifen? Die Antwort: selten – vielleicht zu selten ...
Wir befinden uns – ein kleiner Zeitsprung sei an dieser Stelle erlaubt – mitten im April ... Dem ach so warmen April ... Draußen mühen sich die Vögel, den frühen Frühling zu verkünden. Es ist warm – sauwarm! Der Klimawandel ist deutlich zu spüren ...
Und während die freundliche Stimme aus dem Lautsprecher über mir noch versucht, mir die Vorzüge radiotauglicher Massenware näherzubringen, bohren sich rund 60 Minuten – nein, 60 Tonnen Metall direkt in meine Gehörgänge. Ehrlich. Erdig. Erbarmungslos. Erbarmungslos laut!
Den Anfang macht „Clenching The Fists Of Dissent“, das mit einem akustischen Intro beginnt, bevor nach genau 1:43 die Hölle losbricht. Vor so viel Urgewalt gehe ich zunächst einfach nur in die Knie – bevor ich diesen, meinen persönlichen Glücksmoment in Anbetracht der sich neben mir aufstapelnden „Superstar“-CDs richtig begreife ... Darf ich doch hier stehen – und Musik hören! Musik!
Das wirklich großartige „Beautiful Mourning“ folgt, geprägt von einem wunderbaren, sphärischen Refrain. Sagte gerade jemand etwas über Radiotauglichkeit? Voilà, hier ist sie! Jenseits ausgeleierter Pfade ... Angesichts solcher Urgewalt verlieren alle selbsternannten „Superstars“ vollends an Bedeutung! Mit nur einem Riff ad absurdum geführt, weggewischt aus den Gehörgängen. Dieser Song hat es verdient, gehört zu werden ...
Nach dem brachialen „Aesthetics of Hate“ findet das melodische „Now I Lay Thee Down“ seinen Weg zum geneigten Hörer … Was für ein schöner Song! Man möchte fast mitsingen, so unglaublich ist dieser, ob seiner Ursprünglichkeit gelungen ... Die feine Melodieführung umschmeichelt das Ohr, bevor sich ein Meer aus brutalen Akkorden über dem Hörer ergießt – einfach groß!
„Slanderous“, „Halo“ und „Wolves“ folgen, lassen kaum Luft zum atmen ... Nein, sie sind atemberaubend! Staunen macht sich breit unter meinem Kopfhörer, bevor „A Farwell To Arms“ diesen – längst vergessen geglaubten Trip beendet. Wer hatte Anno 2007 schon mit solch einem Album, solch einem Brett gerechnet?
Zugegeben, das alles ist nicht neu – und niemand erwartet ausgerechnet von Machine Head bahnbrechende, das Genre neu belebende Innovationen. Und dennoch: „The Blackening“ weiß durchaus zu überzeugen. Ich jedenfalls hatte viel Spaß an diesem Samstagnachmittag im April. Diesem sommerlichen, diesem sommerlich verführerischem April ...
In Anbetracht des völlig verregneten Sommers ist „The Blackening“ vielleicht das Sommer-Album des Jahres 2007.
Sven Bussian
Machine Head: The Blackening, Roadrunner 2007
Machine Head – Burn My Eyes (1994)
Machine Head – Supercharger (2001)
Machine Head – Hellalive (2003)