Autorin

Donata Rigg, geboren in Konstanz. Nach Abschluss der Studien der Theaterwissenschaften, Neueren deutschen Literatur und Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin und am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig erscheint 2010 der Roman WEISSE SONNTAGE beim mairisch Verlag. Darauffolgend langjährige Praxis in künstlerischen und literarischen Kooperationen, u. a. bei die bedingungslose akademie und brother VRLG.


Nach Stationen in Berlin, Leipzig und Hamburg seit einiger Zeit wieder in Berlin, wo sie als Autorin und Lektorin arbeitet. DIE FACETTE ist ihr zweiter Roman.

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Inhalt

Was passiert mit uns, wenn wir uns in zerbrechlichen Lebensräumen und Kontexten bewegen, die suggerieren, Identität zu stiften?


»HAST DU EIN GESPENST gesehen, fragte P., bevor er aufsprang und mir Wasser holte.«

Alex Schumann, Ich-Erzählerin des Romans und Vertreterin des akademischen Prekariats, einst Bohème genannt, läuft Gefahr, ihre Wohnung zu verlieren: Sie wird von ihren Vermietern bezichtigt, in den Keller des subventionierten Hauses, in dem sie wohnt, eingebrochen zu sein. Zudem war sie im Sommer bereits unerlaubterweise für mehrere Wochen verreist – zusammen mit einer großen Liebe, die seitdem keine große Liebe mehr ist.


»ICH ERWACHE SPÄT, DAS Bett leer. Ich werfe den Morgenmantel über und gehe hinaus. Der Transporter ist weg. Ich sehe im Zelt nach, im Bad, wo die einzelne Zahnbürste wie beschämt den Kopf abwendet. Ich laufe zum Strand und erschrecke die Badegäste, die sich hinter ihren Windschutzen die guten Plätze für den Tag am Meer sichern. Ich nehme ein Fahrrad, fahre den Waldweg ab, fahre zurück, landeinwärts bis zur Koppel und suche zwischen den hohen Gräsern einer Wiese. Ich fahre zum Gasthof und frage am Tresen, wo wir vor einer Woche die Schlüssel geholt haben.
Keine Sorge, min Deern, sagt der Mann, während er die Kaffeemaschine durchlaufen lässt, es ist alles bezahlt.«


Auch von der einstigen Option auf Selbstverwirklichung ist nicht mehr viel übrig, wie Alex regelmäßig von Dario Nikovic, ihrem besten Freund, einem Maler auf Hartz IV, gemeldet bekommt. Zwischen Anklage nach außen und Selbstkritik pendelnd, sträubt sie sich anzuerkennen, dass ihr Traum von einem authentisch-wirksamen Leben gescheitert ist.


»SCHLUSS MIT ANALYSE, SCHLUSS mit Kügelchen, sagte der Therapeut, der sowohl Analytiker und Psychiater als auch Homöopath war, heute. Ich sah aus dem Fenster und fragte mich, wahrscheinlich um etwas Episches in die Situation einzuschleusen, ob die Alster dieses Jahr noch zufrieren würde.«


DIE FACETTE – ein Roman aus dem Innenleben einer Szene, der es nicht gelingt, über ihre Grenzen hinweg auszustrahlen, sondern die sich stattdessen auflöst.

Buch

Donata Rigg

Die Facette

248 Seiten, 11 x 18 cm
ISBN 978-3-86485-241-1
16 Euro
Textem Verlag 2020

 

Leseprobe

 

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