27. März 2006

Nach dem Krieg

 

Paula Fox wurde 1923 in New York geboren. In „Der kälteste Winter“ beschreibt sie ihre erste Reise nach Europa kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie ist 23 Jahre alt und reist im Auftrag einer kleinen Nachrichtenagentur durch London, Paris, Warschau und Madrid, sie besucht aber nicht nur die vom Krieg zerstörten Städte, sondern auch das versehrte Land.

 

In diesem Buch liest man nicht die Agenturberichte, die Paula Fox für ihren Auftraggeber abfassen musste, sondern Beobachtungen und Selbstbeobachtungen einer jungen Amerikanerin, die aufgrund ihrer Profession verwirrend schnell von Ort zu Ort gelangt. Der Stil ist leicht und ohne jede Rührseligkeit, es ist der Stil eines jungen Mädchens. Paula Fox ist aber kein junges Mädchen mehr. Umso erstaunlicher sind also die Episoden, in denen ein weises Maß an Lebenserfahrung leicht zu tantenhaftem Überblick hätte verleiten können. Nicht so in „Der kälteste Winter“.

 

Phänomene gehören verstanden und nicht erklärt. Die 23-Jährige bewegt sich intuitiv durch die ersten Jahre Nachkriegseuropas und schildert so weit glaubwürdiger die Verletzungen und Bizarrerien der zerstörten Städte und Seelen, als es ein Agenturbericht voller Fakten je tun könnte.

 

Ein Übriges tun die Abbildungen, sie stammen nicht aus dem Fotoalbum Paula Fox, sind ab er imaginativ sicher in den Text platziert.

 

Nora Sdun

 

Paula Fox, Der kälteste Winter, C.H. Beck 2006, aus dem Englischen übersetzt von Ingo Herzke, 154 Seiten

 

Cohen+Dobernigg Buchhandel

 

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