20. Juli 2005

Comic und Gott

 

Sie stehen ein wenig neben sich. Sie wissen es. Andere merken es. Sie stellen sich ungeschickt an. Nicht tölpelhaft – aber es reicht, dass Frauen die Flucht ergreifen. Kinder sehen zu. Ein bisschen peinlich das alles. Und warum geht das so? Immer schon so gewesen? Irgendwann ein negatives Coming-out gehabt? Oder Sie haben einfach Ihre Bestimmung noch nicht gefunden? Von der Sie nichts wissen. Über die andere, sehr spezielle andere, Sie aufklären könnten. Zum Beispiel mit der Frage – Sie haben gerade ein Zugunglück als einziger überlebt – unverletzt – ob Sie schon mal krank waren, ob Sie sich da irgendwie erinnern können. Und dieser jemand, der die Frage stellt, wäre am anderen Ende des von ihm erwarteten Spektrums angesiedelt, körperlicherseits. Progressiver Krüppel nimmt Kontakt auf mit werdendem Gott.

 

In diesem Moment öffnet sich die ganze Kinowelt. Der merkwürdig gehemmte Familienvater als Retter, als Erlöser, die Kompaktheit als solide Projektionsfläche eines delirierenden Comiclesers und Galeriebesitzers. Aber im Kino ist diese Fläche natürlich absolut real, der Vater ist der Übervater, Kinderträume werden wahr, bevor sie durch ein Blutbad enttäuscht werden könnten. Diesem Mann kann nur ein Element etwas anhaben, das, wovon er sein Trauma weghat, das Wasser, in das er im Traum erneut fällt und das doch mehr als ein Traum ist. Der romantische Nachtwächter hat aufgepasst und die beiden Kinder gerettet. Alles bestätigt sich, dieser Mann, abgesehen von seiner Achillesferse, ist unschlagbar. Er riecht die Gefahr, sieht sie, das ist nicht nur die Erfahrung des Security-Mannes, in this case there’s always more. Elektrizität in Wartehallen. Lautstärkeschocks in Flughäfen. Dieser Mann hat die Gabe, aber was hilft es, wenn sein Entdecker derjenige ist, den er nur vernichten kann, indem er sich selbst dabei aufgibt. Das Spiel funktioniert nur so lange, bis die Fangarme des Guten und Böse ganz ausgerollt sind. Der Moment des Handschlags ist der Moment der Trennung. Das Böse ist auch nur der Lockvogel des Guten, nichts ist umsonst. Und alles nur, weil ‚Glas’ zuviel Comics gelesen hat? Oder sind Comics einfach die kurzgestrickte Fassung der Wahrheit?

 

Ein Comic als Film. Sehr langsam, kaum echte Spannung, die sich aufbaut bis zur Climax, die stellt sich eher sehr abrupt ein, aber bis dahin intensive Bilder, Bruce-Willis-Studien, der diesen ganzen Film auf seinen Schultern zu tragen hat. Was er kann. Wir legen gern nach.

 

Dieter Wenk (12.00)

 

Shyamalan, Unzerbrechlich (Unbreakable), USA 2000, Bruce Willis, Samuel L. Jackson u.a.