4. Februar 2005

Auf den Hund gekommen

 

Viele Leute mögen Hunde, was ja an sich nicht weiter schlimm ist. Nur muss man gleich Bücher über sie schreiben? Helmut Krausser ernennt sogar eine ganze Meute sprechender Hunde zu den Hauptpersonen seines Romans, allen voran ein Exemplar namens Kaffeekanne, das als Ich-Erzähler agiert. Der Autor scheint sich jedoch nicht wirklich sicher gewesen sein, für wen dieses Werk gedacht ist. Als Kinderbuch durchaus denkbar, aber das soll es wohl nicht sein. Für wen aber dann? Der Hund an sich als Metapher? Gar als Weltretter?

Kaffeekanne wird als Welpe in den umzäunten Bereich des Freilichtmuseums von Pompeii geworfen und trifft dort auf jede Menge anderer Hunde. Zuerst wird er von der Gruppe des weisen alten Plins aufgenommen und unterrichtet. Bald fühlen er und sein Freund Saxo sich jedoch von zu viel Gemeinschaftsgefühl und Gerechtigkeit erdrückt und schließen sich lieber den so genannten „Outlaws“ an, deren Anführer der brutale Ferox ist. Doch auch dessen darwinistisch geprägtes Weltbild, in dem nur der Stärkste überlebt und keine Gnade herrscht, wird ihnen bald zu viel. Somit sind die beiden letztendlich (fast) auf sich selbst gestellt, nur eine sprechende Schlange (von deren Biss Kaffeekanne beinahe getötet worden wäre) und die verliebte Hundedame Grippi stehen ihnen zur Seite.

Da das anscheinend noch nicht skurril genug ist, erscheint Kaffeekanne im Traum der tote Teil seines Ichs (das ist der, den das Schlangengift erwischt hat). Er ist die Verbindung zum Reich der Geisterhunde, die noch etwas mit Kaffeekanne vorhaben. Schließlich hat ein Orakel vorausgesagt, dass er Pompeii retten kann. Dazu muss er in die Unterwelt, wo er diverse merkwürdige Fabelwesen trifft und allerlei Gefahren zu überstehen hat. Aber natürlich, Ende gut, alles gut, und dazwischen gibt’s noch was fürs Herz, auch daran hat Krausser gedacht und ein paar Liebesgeschichten eingestreut. Aber muss das alles wirklich sein?

 

Katrin Zabel

 

Helmut Krausser: Die wilden Hunde von Pompeii. Roman. 270 Seiten. Rowohlt Verlag 2005

 

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