4. April 2004

Doppelpack

 

Mit Engeln ist schlecht Kirschen essen. Sie kommen immer von oben, sind also immer fallende, manchmal auch gefallene Engel. Selbst wenn sie nicht des Teufels sind, kann man sich durchaus einen bleibenden Hüftschaden holen, wenn man sich mit ihnen anlegt. Es ist also nicht ganz so verwunderlich, wenn man schon mal vorwegnehmend zurückschlägt, wenn man mit solch einem schwierigen Wesen zu tun hat.

 

Aber vielleicht hatte Frank (Kirk Douglas) auch einfach keine Lust auf anhysterisierte Frauen und wollte der wohl doch nicht so arg leidenden Diane bloß zeigen, dass sie sich in Sachen Verstellung keine Mühe machen muss. Merkwürdig, dass der Zuschauer irgendwie weiß, dass es da jetzt eine Ohrfeige setzt, obwohl das heute ja überhaupt nicht mehr möglich wäre. Am Ende entschuldigt sich auch noch Diane, nachdem sie ihrerseits Frank eine Ohrfeige gegeben hat. Auch so kann Liebe anfangen. Liebe allerdings, von der sofort klar ist, dass sie aus der Kalkulation nicht mehr herauskommt. Für die andere Art gibt es ja auch schon Franks Freundin, die Krankenschwester, die natürlich blond ist und ziemlich bodenständig daherkommt und sehr gut zu Frank passt. Diane ist für die Verführung da, für die prinzipielle Verführbarkeit des Mannes.

 

Frank weiß das alles, probiert ein bisschen mit, lotet aus, wie weit er mit Diane gehen kann und sagt ihr auch klipp und klar, was sie von ihm zu halten hat. Sie ist keine Frau für ihn, selbst und besonders nach ihrer Heirat, der sie den Freispruch zu verdanken haben. Wenn Spiel und Ernst zusammenkommen wie hier mit Frank und Diane, kann nur der Einsatz darüber entscheiden, wer am Ende die besseren Karten hat. Das Zusammenkommen ist ein Aufeinadertreffen im kämpferischen Sinn, und Diane als Leidende, als eine, die ihre Stiefmutter hasst und ihren Vater abgöttisch liebt, ihn aber mit der anderen teilen muss, teilt ganz anders aus als Frank, der immer ein bisschen im Hintergrund der Entscheidung bleibt und die Dinge, die da kommen, immer mal wieder kommentiert, meist zu ungunsten Dianes. Am Anfang des Films steht ein versuchter Mord, in der Mitte ein verunglückter Einzel- und unterlaufender Doppelmord, am Ende ein erzwungener Doppelmord.

 

Erstaunlich genug, dass sich der kluge Frank auf diese Geschichte überhaupt einlässt. Aber er ist eben auch ein Abenteurer, nicht nur in Sachen Frauen, sondern auch auf der Rennbahn. Er ist halt ziemlich arm, Diane ist reich, mit ihr könnte er schnell wieder das machen, was er am besten kann. Ein bisschen Ernst ist also auch bei ihm dabei. Er wird sogar Chauffeur bei den Tremaynes. Man nutzt sich gegenseitig, also erst mal noch gar nicht: aus. Bis es dann zu gewissen Härten kommt, die die Parallelgeschichten sprengen. Frank kann und will wieder zurück ins Stübchen, sein Konkurrent ist keiner, das weiß er von Anfang an wie seine Freundin auch, nur Diane ist jetzt ganz allein mit ihren zwanzig Jahren, sie weiß noch nicht, dass sie Männern so wunderbar mitspielen könnte. Ein Grund, warum sie keine femme fatale ist. Diane ist depressiv, sie ist nicht wirklich überlegen, sogar in keiner Situation Frank ebenbürtig, ihr ganzes Tun ist ein verzweifeltes Gegenhandeln gegenüber ihrer Stiefmutter, mit einem bisschen Manie, wenn sie mit ihrem Vater zusammen ist. Aber dann bringt sie den auch gleich mit um, und dann bleibt klarerweise nur noch Selbstmord, aber Frank als Autofan muss leider mit.

Aber was hatte es mit den Untertiteln auf sich? Das Original machte Frank/Kirk jedenfalls noch mal cooler.

 

Dieter Wenk

 

<typohead type=2>Otto Preminger, Engelsgesicht (Angel Face), USA 1953</typohead>