29. März 2021

GEFÄHRTEN DES TODES


 
Yellowleg (Brian Keith) wurde einst auf dem Schlachtfeld beinahe skalpiert. Seit diesem Tag trägt er eine Narbe unter seinem Hut. Als er nach fünf Jahren seinen Peiniger Turk (Chill Willis) entdeckt, schließt er sich ihm und seinem Kumpan Billy (Steve Cochran) an. Bevor er sich rächen kann, erschießt er bei dem Versuch einen Bankraub zu vereiteln, den Sohn von Kit Tilden. Kit, die als Tänzerin arbeitet, wird vom Großteil der Stadt geschnitten. Sie will ihren Sohn daher in dem Ort beerdigen, wo der Vater des Jungen bereits bestattet wurde. Eine Geisterstadt im Indianergebiet. Sie macht sich auf die Reise, begleitet von Yellowleg und seinen Begleitern Turk und Billy.
 
„Gefährten des Todes“ ist ein Roadmovie, eine Antiheldenreise, eine Läuterungstour, ein Passionsweg.
Sam Peckinpah war Zeit seines Lebens ein Getriebener, ein Outlaw, einer, der ähnlich der Hauptfiguren seiner Filme, einer Zeit zu entstammen schien, die von der Moderne überrollt und zermalmt wurde, eine Tatsache, die Peckinpah filmisch auffing, indem er in seinen Filmen Trauergesänge auf einen „Wilden Westen“ anstimmte, der ihm als gelobtes Land erschien. Kein gelobtes Land ohne Fehl und Tadel, wohl aber mit Männern, die ihren eigenen eisernen Gesetzen folgten. Ähnlich seinen Helden scheiterte Peckinpah. Er scheiterte an sich und seinem Durst nach Alkohol, an seiner Umwelt, an profitgierigen Produzenten, die seine Werke entstelltem, die sie so sehr massakrierten, dass vor allem Wunden blieben. Filmische Wunden, wie „Sierra Charriba“, Peckinpahs Moby Dick, der eine rastlose Suche und Reise zeigen könnte, wenn diese Reise nicht derart zerschnitten worden wäre, dass man nur noch das Meisterwerk erahnen kann, das unter dem Leichentuch schlummert. Eine Leiche unter einem Tuch, aber was für eine, dass man nicht satt wird, sie anzustarren und zu bewundern, was Peckinpah da erlegt hat.
 
„Gefährten des Todes“ ist Peckinpahs erste Arbeit fürs Kino, nach einem vorgegebenen Drehbuch, das aber schon eine teuflische Begeisterung für das Absurde aufblitzen lässt. Da ist ein Falschspieler, der auf eine Tonne balanciert, um den Hals einen Strick, während die Kamera an ihm achtlos vorüberschweift, als wäre ein solcher Anblick der gewöhnlichste der Welt. An einer anderen Stelle wird aus einem Saloon in Nullkommanichts eine Kirche. Aktbilder werden rasch verhängt, wie Leichen werden sie abgedeckt, um die moralischen Gefühle der Gemeindemitglieder nicht zu verletzen. Eben jener Gläubigen, die sich Sekunden danach über Kit Tilden (Maureen O’Hara) ereifern, über ihre Arbeit als Tänzerin, und darüber, dass sie angeblich einen unehelichen Sohn hat. Eben jener Sohn, den Yellowleg töten wird.
 
„Du tust mir weh“, sagt Kit zu Yellowleg.
Es geht um Schmerz. Yellowleg, der als Opfer in die Stadt kam, um Rache zu nehmen, verlässt sie als Täter, der immer noch Rache nehmen will.
Es sind die großen Themen, die hier verhandelt werden, die Suche nach Erlösung, nach einem Gott, der längst nicht mehr unter den Menschen weilt, nach einer Bestimmung, nach Freiheit und Liebe.
Kinder kommen bereits vor, so wie sie auch in den späteren Filmen Peckinpahs immer wieder kommentierend oder beobachtend auftauchen, Kinder, die längst nicht mehr unschuldig wirken. Hier in der Figur des Sohnes, der, als er noch Leben ist, von einem Dach aus beobachtet, wie Yellowleg, Turk und Billy in die Stadt reiten, von einer erhöhten Position aus, als wäre er schon in jenem Himmel, in den er bald auffahren soll, als würde er sein eigenes Schicksal bereits proben.
Immer wieder Peckinpahs Genie und die großartige Kameraarbeit von William H. Clothier.
Apachen, die betrunken, einen Postkutschenüberfall nachspielen, die über sich selbst herfallen, die längst zu Statisten im eigenen Dasein geworden sind.
 
Guido Rohm


„Gefährten des Todes“ ist ein erster trauriger Abgesang auf den Wilden Westen, auf eine absterbende Welt, die von lebenden Toten bereist wird.
 
Infos zur Neuerscheinung:
 
Seitenverhältnis: 16:9 - 2.35:1
Alterseinstufung: Freigegeben ab 12 Jahren
Produktabmessungen: 14 x 19.2 x 1.6 cm; 170 Gramm
Regisseur: Peckinpah, Sam
Medienformat: Breitbild
Laufzeit: 1 Stunde und 30 Minuten
Erscheinungstermin: 26. März 2021
Darsteller: O'Hara, Maureen, Keith, Brian, Cochran, Steve, Martin, Strother, Wills, Chill
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)
Studio: B-Spree Classics / UCM.ONE (Soulfood)
ASIN: B08P3QTLV3
Anzahl Disks: 1