27. November 2016

Mahendra Raj – The Structure

  

Mahendra Raj ist einer der einflussreichsten Ingenieure weltweit, über dessen Mitwirkung an zahllosen Bauten dennoch die meisten westlichen Architekten und Architekturinteressierten noch relativ wenig wissen. In ihrem Buch "The Structure – The Works of Mahendra Raj", erschienen bei Park Books,  stellt das Autorenteam aus Vandini MehtaRohit Raj Mehndiratta und Ariel Huber in einer längst überfälligen (englischsprachigen) Werkschau die bedeutendsten Projekte des 1924 geborenen Pioniers des Bauens in Stahlbeton vor. Ohne Mahendra Rajs Engagement hätte es viele von Le Corbusiers oder BV Doshis Bauten auf dem indischen Subkontinent nicht gegeben. Auch in den USA hat Raj mehrere interessante Konzepte realisieren können. In der vorliegenden Monografie kommen nicht nur Rajs Zeitgenossen zu Wort, sondern neben Essays über ihn vor allem auch er selbst in Texten und, u. a. von Hans Ulrich Obrist interviewt, im Gespräch mit BV Doshi. Trotz der immens großen und komplexen Aufträge an Rajs Büro bleibt er stets bescheiden und dem Dienst an der Sache verpflichtet.

Der Band zeigt einen Großteil der verblüffenden Lösungen Mahendra Rajs in vorzüglichen Abbildungen und detaillierten Plänen. Hochinteressant z. B. der Hindustan Lever Pavillon aus dem Jahr 1961, in Zusammenarbeit mit Charles Correa realisiert, mit dem er viele weitere Projekte angehen sollte, – eine Vision, die um Jahrzehnte ihrer Entstehungszeit voraus scheint. Auditorien, Stadien, Theater, Fabriken und Bürogebäude, allesamt zur Hauptsache in mutigen Stahlbetonkonstruktionen realisiert, säumen Rajs Wirken von Mumbai, über Ahmedabad bis Delhi und zahllosen anderen Städten in Indien. Zeitgenössische sowie historische Fotos und Originalpläne stellen die Gebäude vor, die zwischen Brutalismus, Megastrukturen und skulpturalen Bauformen changieren. Ikonisch sicherlich das Hängedach mit den Brückenträgern der Hindon River Mills-Fabrik von 1973 in Ghaziabad. Daneben existiert eine Vielzahl an Gebäuden, hauptsächlich aus den 80ern, die ganz selbstverständlich bionische Bildungsprinzipien übernehmen und wie eine indische Fortsetzung der japanischen Wohnbauten aus der metabolistischen Bewegung anmuten. Eine Chronologie des gesamten Schaffens von Mahendra Raj beschließt den interessanten und notwendigen Band. Unbedingt zu empfehlen, Ingenieuren wie Architekten sowie jedem an Architektur Interessiertem.

Jonis Hartmann

 

The Structure: Works of Mahendra Raj. 428 Seiten. Park Books. Zürich 2016. ISBN 978-3038600251

 

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