2. März 2016

All about Space

 

Ambitioniert, aber nicht ganz ins Schwarze. Es gibt hierbei einfach nicht das Schwarze. Alles sind Näherungen, klar. Die Näherung, die die EPF Lausanne in ihrem ersten Band zu einer Enzyklopädie der Räumlichkeit unternimmt, ist alles in allem steif. Wir haben es optisch mit einem Malewitsch-Schachtel-Block zu tun. Auf vier Bände ausgelegt, will ALICE, das Atelier de la conception de l'espace der Architekturfakultät, zeigen, dass nichts so wenig fassbar ist wie die ureigenste Erfahrung und Fassung von Raum – für Architekten und angehende die Konfrontation mit der Ursuppe. Wir folgen Drehbüchern, Arthur C. Clarke, dem Monolithen, Symphonie-Fragmenten, Computer-Interfaces, finden das alles ungeheuer inspirierend und anregend, landen aber am Ende doch wieder bei (toll arrangierten) Fotos von Studenten-Modellholz-Assemblagen. Das ist genau das schale Element: Aus einer sehr ansprechenden Ambition, funkensprühend in der Tat, wie es im Infotext heißt, gewinnt eine eitle Präsentation, ein Reader aus Entwurfsskizzen Kontur, die es so oder so ähnlich an jeder Fakultät geben dürfte. Schade, denn dadurch wird das Konzept der freien Entfaltungsmöglichkeit nach der visuell-textlichen Tour de Force des ersten Teils in jedem Kapitel empfindlich gestört. Eine andersherum konzeptuelle Auswertung des studentischen Modellteils erfolgt nicht. Man steht da mit einem großen Fragezeichen. Wie konnte das passieren?

Grafisch ist der Band allerdings durchgängig gewohnt ausgezeichnet aufgemacht. Die Typografie ist vom Feinsten, abwechslungsreich. Abstrakt und reduziert sind die Visuals, die Textauswahl spannend und auch die Modellfotos packend. Was die drei weiteren Bände versprechen, darf mit Skepsis gesehen werden. Der erste Band ist alles in allem eher mäßig geworden. Leider.

 

Jonis Hartmann

 

All about Space / The Invention of Space

Herausgegeben von Dieter Dietz, Matthias Michel und Daniel Zamarbide. 292 Seiten. Park Books. Zürich 2015. 978-3-03860-003-9

 

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