6. Januar 2016

Dust Free Friends

 

Wer kein Geld hat, aber zufällig eine Säge zur Hand und ein Haufen Sperrholz in der Nähe hat, dem sei „Dust Free Friends“ ans Herz gelegt – ein klassisches Manual wie aus den 70ern, man denke an Enzo Mari oder die großmaßstäblichen Aktionismen eines Yona Friedman. Die Bastelanleitungen von 6a architects zur Herstellung simplizistischer Standmöbel atmen aber vor allem eins: Machbarkeit. Die 16 home-Projekte erfordern lediglich ein gewisses Geschick beim Aussägen und Fügen der Teile. Das Design der Möbel ist grob, beinah brutalistisch, falls Möbel diesen Ausdruck verdienen, aber das macht nichts. Es geht um Einfachheit, um Nutzen und Attitüde. Dazu gehört auch der Ton des Buchs, ein aufrichtiger: „So geht das, und wenn es dir allzu grob wird, benutze einfach Tapete, der William Morris hat da sehr schöne hinterlassen, um das Sperrholz zu bekleben und bums.“ Völlig richtig. Dazu passt das Buchdesign wiederum hervorragend, als A5-kleines Heftchen mit Ringbindung wirkt es wie ein Reader im 5. Semester Architekturstudium. Zwei minimalistische Haptikausnahmen jedoch ertüchtigen das bibliophile Erleben enorm. Zum einen der Goldfarbpinselanstrich auf dem Umschlag, ein Fingerschmeichler, wie auch die besagte Tapetentextstelle, an der ein A5-Stück schönste Morris-Tapete den flüchtigen Blätterer überrascht. Nach einer kurzen Einführung geht es sofort los. Links der Bauplan, no-nonsense Strichzeichnungen und rechts ein Foto des fertigen Objekts. Das ist das Konzept. Alles in allem eine wohlgelungene Exkursion in die 70er-Jahre-homemade-Gefilde, die ohne jegliche Anbiederung an irgendetwas auskommt, was sie wiederum zu einer „i like it“- oder „i like it not“-Geschmacksentscheidung macht.

Jonis Hartmann

 

Dust Free Friends, 6a architects, 80 Seiten, Park Books, Zürich 2015

ISBN 978-3038600077

 

Cohen+Dobernigg Buchhandel

 

amazon