Künstler
Patrick Rieve, geboren 1971 in Jülich. Studium der Visuellen Kommunikation an der HfbK Hamburg. Rieve lebt und arbeitet in Köln.
Ausstellungen:
Super Sonic Structure, Galerie Brandl, Köln (2014); It is Only a State of Mind, NGBK Berlin und Kunstverein Heidelberg (2013); Third from the Sun, ZERO FOLD, Köln (2010); Skeleton Key, Galerie M29 / Richter • Brückner, Köln (2010); All at Sea, Galerie für Landschaftskunst, Hamburg (2009); The Never Ending Guest Quest and the Entire Wealth of the Universe, Kunstverein St. Pauli, Hamburg (2008); Um-Kehrungen, Kunstverein Braunschweig (2007); Doing Time, Galerie für Landschaftskunst, Hamburg (2004); Mapping a City: Hamburg-Kartierung, Kunstverein in Hamburg (2003)
Inhalt

Auszüge aus dem Gespräch mit Victoria Neuman und Patrick Rieve:
(…)
VN: Was war der ausschlaggebende Moment
oder der Grund für Skeleton Key?
PR: Hier wird ein gesamter architektonischer
Komplex untersucht. Abgesehen davon, dass es
eine persönliche Verbindung zu diesem Haus
gibt, war es bei dem Projekt Skeleton Key wichtig,
dass ich den kompletten Zugriff auf alle
Räume hatte und ich das Ganze als geschlossenen
Organismus betrachten konnte. Also die
Möglichkeit, ein ganzes Haus als kosmologische
Einheit zu untersuchen oder als psychologischen
Komplex, wenn ich den symbolischen Vergleich
vom Haus zum Körper ziehe.
(…)
PR: Ja, es geht um mein direktes Umfeld. Ein
Zimmer, eine Wohnung, um erfahrbare Orte,
dort, wo sich meine Wahrnehmung abspielt. Ich
bin tatsächlich in diesen Räumen, ich erfinde sie
nicht, ich dokumentiere.
VN: Von deiner subjektiven Perspektive ausgehend,
z. B. deinem persönlichen Zimmer
oder noch konkreter deinem direkten visuellen
Wahrnehmungsfeld, versuchst du, einen erweiterten
Blickwinkel einzunehmen. Architektonische
Barrieren scheinen dabei offensichtlich
keine Begrenzungen für die Betrachtung deiner
Situation darzustellen. Es beschränkt sich
nicht auf die „Schachtel“ einer Wohnsituation,
sondern du wendest diese Vision von Raum
wenn nötig auch auf das Sonnensystem an.
Wenn ich die Zeichnungen Space in Time
betrachte, denke ich an einen Aspekt,
in dem deine Arbeit diskutiert wurde: Das Zimmer
als Porträt der darin lebenden Person bzw.
deine Zeichnungen als Selbstporträt. Kannst du
mit dem Ansatz etwas anfangen?
PR: Klar – Bei der Arbeit an der Serie Homework
(2005–2007) stieß ich in einer Zeitung zufällig
auf einen Bericht über einen relativ bekannten
Profiler, also jemanden, der einen Tatort untersucht,
um anhand der Spuren ein Täterprofil zu
erstellen. Ich fand da viele Parallelen zu meiner
Arbeit, wobei ich nicht in dem Sinne interpretiere,
sondern die Räume für sich sprechen lasse.
Sowohl Tatortzeichnungen als auch Kartierungen
von Ausgrabungen, haben diese Nähe zu
meinen Zeichnungen. Beim eigenen Zimmer ist
diese Tätigkeit natürlich selbstreflexiv ... und es
geht um Abstand, den ich erzeuge ... Auch sind
das nicht unbedingt immer meine eigenen Räume,
die ich dokumentiere. Es kann z. B. die sehr
kleine Wohnung eines Freundes sein, die mich
genau deshalb interessiert.
(…)
VN: Dennoch bleibt dem Betrachter nur die Spurensuche.
Die Details, in Kombination mit der
klaren, comicartigen Darstellung sind narrativ.
PR: Im Gegensatz zu der Bildgeschichte eines
Comics, mit festgelegter Erzählstruktur, die
wie auch das Schreiben etwas Lineares und
Fortschreitendes ist, geht es hier eher um eine
Gleichzeitigkeit. Ich meine das ganz allgemein,
denn natürlich gibt es in der Literatur wie auch
im Comic Ansätze und Versuche, eine lineare
Erzählstruktur aufzuheben ... In der Ausstellung
setzt sich das Gesamtbild eher nach und nach
zusammen ... Wobei Wahrnehmung an sich und
das Abschreiten einer arrangierten Ausstellung
natürlich auch ein fortschreitender Prozess ist,
indem man eher subtil geleitet wird. Aber es gibt
eine bedingte Offenheit, in der man aussuchen
kann, was man sich zuerst ansehen möchte ...
Womit wir wieder beim alten Thema sind. Wir
manipulieren ja ständig Räume, nicht nur als
Künstler ...
Buch

Patrick Rieve: Deep Time
Broschur, 37 farbige Abbildungen + 17 s/w
108 Seiten, 235 x 170 mm
Interview: Victoria Neuman im Gespräch mit Patrick Rieve
Texte: Patrick Rieve
Textem Verlag, Hamburg, 2014
ISBN 978-3-86485-069-1
23 Euro
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