8. September 2010

Comics im Geschichtsunterricht!

 

Comics? Im Geschichtsunterricht? Während man früher Comics noch heimlich unter der Schulbank lesen musste, sollen die meist bunten Bildgeschichten in Panels und Sprechblasen nun über vergangene Zeiten aufklären.

 

Der Autor von „Geschichte in Sequenzen. Über den Einsatz von Geschichtscomics im Geschichtsunterricht“ leistet wenig Pionierarbeit. Denn es gibt bereits zahlreiche Aufsätze über dieses Thema und ebenso Monografien über spezielle Geschichtscomics – wie „Der Holocaust in Sprechblasen. Erinnerung im Comic“ (Tectum Verlag 2009). Jedoch liefert Réne Mounajed mit seiner Dissertation eine überfällige, tiefgehende und empirisch fundierte Gesamtdarstellung des Themas.

 

Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Lernpotenzial von Geschichtscomics, einem bislang in der geschichtsdidaktischen Forschung kaum beachteten Gegenstand. Anhand des gesamten Bestandes der bislang in Deutschland veröffentlichten Geschichtscomics untersucht der Autor die prinzipiellen Möglichkeiten und Grenzen dieses Kunstgenres in Bezug auf die Entwicklung von historischen Kompetenzen im Geschichtsunterricht. Anhand von geschichtsdidaktischen Theorie-Aspekten (Narrativität, Geschichtskultur, Emotionales Lernen, Geschichts-Dekonstruktion, u. a.) und empirischen Befunden werden Thesen über die Kapazitäten, Themenfelder und die förderungswürdigen Kompetenzen diskutiert. Die Befunde aus Theorie und Empirie sollen schließlich ein pragmatisches Fazit ermöglichen.

 

Mounajed führt den Leser zunächst mit den Kapiteln „Comic-Kunst in Deutschland“ und „Das Subgenre der Geschichtscomics“ allgemein an das Themengebiet Geschichtscomics heran. In „Geschichtsdidaktische Analyse“ zeigt er neben dem aktuellen Forschungsstand auch auf, wie „Geschichtscomics als visuelle Geschichtserzählungen“ funktionieren. Anhand von „Geschichtscomics in Schulbüchern und Unterrichtsvorschlägen“ macht der Wissenschaftler zudem deutlich, wie eine „Kompetenz-Förderung anhand von Geschichtscomics“ erzielt werden kann. Bereits durchgeführte empirische Studien zu konkreten Geschichtscomics und eigene Studien im Rahmen dieser Arbeit sowie eine „Auflistung der in Deutschland bislang erschienenen Geschichtscomics anhand einer Geschichtscomicografie“ ergänzen die theoretischen Ausführungen.

 

Auch wenn die Abbildungen leider zu klein ausgefallen sind – oft kann man nur sehr schwer etwas klar erkennen – und über die Typologie gestritten werden kann, fällt das Gesamturteil auf jeden Fall positiv aus. Denn wer sich mit dem Thema näher beschäftigen will, kommt nicht um das Buch herum, das sich zum Nachschlagen genauso eignet wie zur Ganzlektüre.

 

Marco Behringer (05/10)

 

Réne Mounajed: Geschichte in Sequenzen. Über den Einsatz von Geschichtscomics im Geschichtsunterricht. Peter Lang, 2009, zugl. Göttingen, Univ., Diss., 2008

 

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