22. Mai 2010

Ein Arschtritt von einem Verlag

 

Am Anfang schuf Gott EVOLVER, ein popkulturelles E-Magazin; sicherlich seit Jahren eines der erfolgreichsten im Netz. Jetzt legt Gott mit einem Verlag nach. Zugegeben: Es ist nicht Gott, sondern das Zweigestirn des internationalen Pulp-Irrsinns, Peter Hiess und Robert Draxler. Aber solche Details stören nicht wirklich. Schon mal gar nicht die Leser genialer Schundliteratur. Und – bei Spillane und Fauser – „Schund“ ist hier als Kompliment gemeint.

 

Es gibt viele Arten, Selbstmord zu begehen. Noch mehr Arten gibt es, den Verstand zu verlieren. Man kann ihn an der Garderobe abgeben, man kann sich das Gesamtwerk von Tarkovsky an einem Abend bis zur Unterseite der Kopfhaut reinziehen oder alle Romane der letztjährigen Bachmannpreisträger lesen. Die sicherste Methode aber, erst den Verstand zu verlieren, um dann Selbstmord zu begehen, haben gerade Peter Hiess und Robert Draxler gewählt. Sie haben nämlich einen Verlag gegründet. Gute Idee. Die anderen (siehe Ammann-Verlag) machen dicht. Da liegt natürlich die Idee nahe, einen Verlag zu gründen; zumal einen, der sich gegen die ganzen grassierenden Modelabels abhebt wie Quasimodo gegen Esmeralda. Und EVOLVER BOOKS steht hier nicht für die schöne Verführerin, sondern für den Typ, dem alle nur das Schlimmste unterstellen. EVOLVER BOOKS ist ein Arschtritt ins Hinterteil der Feuilletonliteratur. Gut so. Denn das haben die verfluchten Bastarde dort draußen verdient. Endlich mal ein Verlag, der ein harter und saftiger Tritt in die Eier ist. Kann man nur hoffen, dass da endlich ein paar Idioten, die man sonst Kritiker nennt, wach werden.

 

Der erste Roman des neuen Verlags ist das genresprengende Kultbuch THE NAZI ISLAND MYSTERY eines gewissen r.evolver. Kennen Sie nicht? Ab in die Ecke und schämen. Aber es ist nie zu spät, eine solche Bildungslücke aufzufüllen. Sie bestellen sich das Ding noch heute, um endlich wieder mal dieses verfluchte Glücksgefühl im Bauch zu spüren, das Sie dereinst überhaupt mit dem Lesen von Büchern anfangen ließ. Sind wir doch mal ehrlich: Es waren nicht Proust und Joyce, die Sie in Jugendjahren verführten (sollte es doch so gewesen sein, sollten Sie sich schnellstens in Therapie begeben. Warum? Typen wie Sie neigen dazu, Serienkiller zu werden). Es waren Twain, Crusoe und Dickens; bei mir war es Enid Blyton.

 

Hiess und Draxler wagen etwas. Keine Ahnung, welche Drogen die nehmen oder warum sie ihr Leben und ihren Geldbeutel so sehr hassen. Aber egal, welcher Wahnsinn in ihren Blutbahnen auch wütet – wir sollten ihnen helfen, dem schnellen Tod noch eine Zeit lang auszuweichen.

 

Warum Sie das tun sollen? Es gibt keine schönere Methode, endlich mal Verleger zu foltern. Das sollte sich einfach niemand entgehen lassen. Quälen Sie also mit …

 

Guido Rohm

 

www.evolver-books.at