30. Januar 2010

CORRIDOR ART

 

Streiflicht. Jeannette Fabis, Kristine Marx

Eröffnung: Samstag 6. Februar 2010, 19 Uhr

 

6. Februar bis 27. März 2010

 

CORRIDOR ART

Jane Stemmler

Linienstraße 17

10178 Berlin

 

 

Tiefschwarz sind die Bilder der Hamburger Künstlerin Jeannette Fabis. Städtische Szenen wie Landschaften sind in ihrer Fotopapier-Serie „Nachtbilder“ bis auf wenige helle Flächen in undurchdringliche Dunkelheit getaucht. Mit dem Verzicht auf Zwischentöne durch zeichnerische Reduktion und fototechnische Verfremdung produziert Fabis Szenen, in denen Minimalismus und Unheimlichkeit miteinander verschmelzen. In den Stadtbildern lassen nur einige hellerleuchtete Fenster die Struktur der Architekturen erahnen, in den Naturstücken scheinen Äste und Sträucher wie durch Blitzlicht überbelichtet im Vordergrund auf. Wirkliche Klarheit über die dargestellten Situationen entsteht nicht. Woher kommt dieses kalte Licht, das keine Übersicht produziert? Die Siegesgeschichte vom Ende der Nacht durch die Elektrifizierung wie auch die Dialektik von Tag und Nacht, das vitale Wechselspiel von Träumen und Erwachen findet in Fabis’ Nachtbildern nicht statt. Das Dunkel behält seinen Schrecken.

 

textem-verlag.de/Fabis.html

 

 

Unheimlichkeit wurzelt auch in den Zeichnungen der New Yorker Künstlerin Kristine Marx, die ihre „Approximation Drawings“ – „Näherungszeichnungen“, nach fotografischen Vorlagen – eigenen Schnappschüssen, Ansichtskarten oder im Internet gefundenen Aufnahmen – anfertigt. In stereoskopartiger Anordnung präsentiert Marx immer zwei sehr ähnliche, jedoch nicht identische Zeichnungen. Durch diese einfache Abweichung in der gängigen Präsentationsweise eröffnet die Künstlerin eine weitere Möglichkeit der Betrachtung ihrer menschenleeren, wie durch Weichzeichner gezogenen Landschaften, Stadtansichten und Interieurs: der Verdacht auf unmerkliche Verschiebungen zwischen den beiden Bildern fordert einen vergleichenden Blick. Ist es Unbehagen oder Nostalgie, was diese diffus beleuchteten Szenen unbestimmter Tages- oder Nachtzeiten ausstrahlen? Dieser Schwebezustand kennzeichnet das wahre Extrem.

(Text: Kito Nedo)