Künstler / Autoren
Nikos Valsamakis
Nora Sdun, Annegret Nippa, Annegret, Nicole Büsing, Heiko Klaas, Daniel Koep, Susanne Burmester, Christopher Marinos
Gestaltung: Christoph Steinegger
Inhalt
Sonntagsessen
Das Wunder der Malerei ist eine flüchtige Erscheinung. Wenn es eintritt, erreicht es die Betrachter auf vielen Ebenen der Wahrnehmung. Mit der pastosen Oberfläche einer üppigen Malerei zieht das großformatige Gemälde Sonntagsessen (2003/2004) den Blick unmittelbar hinein in die Materie der Farbe. Doch urplötzlich, als wenn ein Schleier fortgezogen würde, bricht die Oberfläche der reinen Malerei auf und gibt das Wesen des Bildes frei. Dann liegt es unverstellt und gnadenlos vor uns, das ganze Drama der Gemeinschaft, die sich Familie nennt. Ihre Kraft im Bild wird so mächtig, dass noch das Gefäß auf der Anrichte zur Urne wird, in der die sterblichen Überreste der Ahnen über die Gegenwart zu wachen scheinen.
Der leeren Spruchblase des Vaters in Überlegenheitspose steht die Mutter mit stummer starrer Sprachlosigkeit gegenüber – sie ist es, die dieser zeitlosen Genreszene mit ihrer leeren Bratenplatte den Spiegel vorhält. Wie ein abstraktes Bild in der figurativen Erzählung tritt diese auch dem Betrachter entgegen und wird zur Projektionsfläche aus Form und Farbe. Exemplarisch formuliert der Künstler in diesem Bild im Bild seine Reflexion über Malerei und die Rolle des Betrachters. Neben der Mutter der vertraute Sohn, ebenfalls stumm und ohne Drang zur körperlichen Präsenz.
Er wirkt zurückgenommen, als ob er schon teilweise fortgegangen ist – mindestens auf dem Weg hinaus, an einen anderen Ort. Der andere Sohn auf dem kippenden Stuhl übt mit seiner Spaßmachergeste schon die Rolle des Vaters ein, die er einst übernehmen wird. Noch im hübschen Dekor gefangen erscheint die Tochter.
Wenn das Bild seine Geschichte das erste Mal erzählt hat, wenn es vor der Folie der jeweils eigenen Familienerfahrung ausgedeutet worden ist, dann schlägt es ebenso unvermittelt zurück in Malerei. Es gewinnt seine Ambivalenz zurück und wird zu formbarer Materie unter dem Blick des Betrachters. Wie die blanke Fläche der leeren Edelstahlplatte auch Träger einer malerischen Erörterung ist, erscheint nun das ganze Bild wieder als beunruhigendes Abenteuer der Farben und Formen. Einzig das konventionelle Gemälde einer Stadtansicht im Rahmen holt die Betrachter zurück in die Erzählung und in die vermeintliche Gewissheit des Verstehens.
Susanne Burmester
Buch

Nikos Valsamakis: Esangil
Texte von: Sdun, Nora / Nippa, Annegret / Büsing, Nicole / Klaas, Heiko / Koep, Daniel / Burmester, Susanne / Marinos, Christopher
Gestaltung: Christoph Steinegger
Paperback, ISBN: 978-3-941613-12-6
Textem Verlag 2010, 64 Seiten, 14 Euro
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