14. Dezember 2008

Heilbarkeit des ästhetischen Gegenstandes

 

Fotografien von Heiko Neumeister

 

Das ist kein Impressionismus. Um Himmelswillen, das ist auch nicht normal komisch im Sinne von lustig oder noch schlimmer geistreich, sondern es ist wirklich komisch im Sinne von: Krass wie scheiße sieht das denn aus und ich kann wirklich nichts dagegen machen.

Das kann man dann aber fotografieren. Die gezeigten Szenen sind nämlich überhaupt nicht nachgedacht, sondern einfach da und angesichts der großen Anzahl offenbar erschreckend häufig, man pflegt sie nur nicht zu bemerken, alles andere wäre grausam für einen ordentlich Beschäftigten, würde einen forttreiben in die Wüste, wo es möglichst wenig Zivilisation gibt, denn natürlich sind das alles diese zivilisatorischen Daseinsformen, die so schrecklich selbstgenügsam, also idiotisch in der Gegend herumstehen. Man kann aufkreischen oder mit den Schultern zucken, kommt auf den Typ an.

Etwas an diesen Bildern, was einen als Wirklichkeit möglicherweise weiter schaudern lässt, erzeugt eine fast verzweifelnde Sympathie, weil dem Betrachter so wenig wie Heiko Neumeister die Alternativen zu gerade diesen Motiven einleuchten mögen: Scholastikerprobleme zu Fragen von Figur und Raum, ehrgeizige Farbverläufe mit tiefsinnigen Horizonten, erzieherische Maßnahmen zur ideologischen Besserung der Menschheit oder diszipliniert keifende Propaganda für eine herausragende Ästhetik. Immer weniger gewichtig verfliegen die Gedanken an ein tüchtiges Künstlerleben beim Betrachten dieser Bilder. Denn Albernheit reicht tiefer. Viel tiefer als jede Selbstverpflichtung zur Gemessenheit, Klugheit, ideologiekritischen Respektlosigkeit. Albernheit ist ein Affront gegen alles Geformte, da sie sich in keiner von diesen Ordnungen fassen lässt. Alle Würde bricht zusammen.

 

Nora Sdun

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www.heikoneumeister.de

 

Heiko Neumeister: Vertrauen in den Sinn der Zusammenhänge, mit Essays von Claus Mewes und Christos Ganos, Textem Verlag 2010

 

 

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