18. November 2008

Männer unter sich

 

Der neue Roman von Magnus Mills wirkt ein bisschen wie absurdes Theater. Lange Zeit versteht man nicht so wirklich, um was es eigentlich genau geht. Zwei Teams unterschiedlicher Nationalität, nur aus Männern bestehend, sind auf dem Weg zu einem Ort, der möglichst weit von der bekannten Zivilisation entfernt liegen soll und auch als Äußerster Erreichbarer Punkt bezeichnet wird. Beide haben mit nur wenigen Tagen Abstand mit ihren Schiffen an einem Strand angelegt, zuerst die Gruppe um Tostig, den Namen der Teilnehmer nach zu urteilen eher skandinavischen Ursprungs, dann die Gruppe um Johns, einem Briten. Zuerst fühlt man sich vage an den Wettlauf zum Südpol von Scott und Amundsen erinnert, aber das hält nicht lange vor. Schon bald wird die Absurdität des Ganzen erkennbar. Beide Teams folgen einer genau durchgeplanten Routine, die in ihrer Starrheit zwar amüsant wirkt, gleichzeitig aber etwas Bedrohliches an sich hat, da der Sinn des ganzen Unterfangens lange im Dunkeln bleibt. Erstaunlich ist auch, dass sämtliche Teilnehmer der Exkursionen niemals den Sinn selbst noch so wahnwitziger Anweisungen infrage stellen. Das tut nur der Leser, der sich zunehmend fragt, was das alles soll. Das ist natürlich gewollt, allerdings braucht man schon ein bisschen Durchhaltevermögen, um bis zu dem Punkt zu kommen, an dem die Handlung verständlicher wird. Das heißt, eigentlich wird sie noch absurder, denn plötzlich können die Maultiere, die zum Tragen der Lasten mitgeführt werden und die am Äußersten Erreichbaren Punkt zurückgelassen werden sollen, sprechen. Es geht also um das „Maultierproblem“, das gelöst werden soll und das doch andere Dimensionen hat als zunächst angenommen, doch damit nicht genug. Mills geht es um Politisches wie Rassismus oder ethnische Säuberungen, man könnte sagen, um die Probleme des 20. Jahrhunderts. Damit hat er sich ganz schön viel vorgenommen, vielleicht ein bisschen zu viel. Trotzdem hat der Roman seinen Reiz. Vor allem die Beschreibungen der Dynamiken, die sich entwickeln, wenn Männer längere Zeit unter sich sind, sind äußerst unterhaltsam. Selbst wenn nur um die richtige Aussprache von „Scones“ gestritten wird. Sinn für Skurriles sollte man aber auf alle Fälle haben, sonst hält man die Reise nicht durch.

 

Katrin Zabel

 

Magnus Mills: Die Entdecker des Jahrhunderts. Roman. Suhrkamp 2008. 195 Seiten. Aus dem Englischen von Katharina Böhmer

 

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