5. August 2008

Dirk Meinzer: Wer lange in die Sonne schaut…

 

Mit einer gigantischen Solopräsentation in Karlsruhe bringt FGS den in Hamburg lebenden Künstler Dirk Meinzer in seine Heimatstadt Karlsruhe zurück.

Nach monatelangen Aufenthalten in Tansania ist Dirk Meinzers Kunst geprägt von einer Auseinandersetzung mit Wilder Fremde und der verheißungsvoll-zerstörerischen Ausstrahlung der Ur-Sirenen, den sogenannten Dudongs oder Manati, mythologischen und fleischlichen Künstler-Inspirationen. Seine Werke bestehen aus Installationen, Performances, sonderbaren Objekten und den ganz exotischen “Lächler”-Collagen aus im Insomnia-Furor erschlagenen Fluginsekten, Heißkleber, Edding und Kinder-Glitzer-Fingerfarbe.

 

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5. August 2008

 

 

Der Einfluss Afrikas ist farblich, materialspezifisch und mythologisch vielseitig manifestiert in den Arbeiten Dirk Meinzers. Das “Wilde Denken” (Claude Levi-Strauss) der fremden Kultur hat sich niedergeschlagen auf die charakteristische Attitüde der Umarmung in Dirk Meinzers Werk: Die Annäherung, die Examination und die Assimilation stehen für den Umgang des Künstlers mit seiner Umgebung, in Tansania, der Normandie oder in Hamburg. Die Transgression von Unterschieden und Abwehraffekten kommt in zahlreichen Objekten und Installationen Dirk Meinzers zur Geltung. Erstaunen und humorvolle Selbstreflexion in der eigenen Unzulänglichkeit, die gleichzeitigen hohen Anforderungen an die Gesellschaft, die Verzweiflung an den Unbilden des Schicksals finden Markierungen im Werk des exzessiv arbeitenden Künstlers. Attraktion und Repulsion werden als Grundpfeiler der affektbasierten europäischen Wahrnehmung betrachtet und künstlerisch inszeniert. Georges Bataille und Julia Kristeva umrahmen theoretisch die materielle Erfahrung im Werk Dirk Meinzers, dessen Arbeiten zu Daniel Spoerri und Dieter Roth zurückführen und rhizomatisch Verwandtschaft finden in der Gegenwart bei Gelitin. Als die originale vitale Dimension der Existenz zeigt sich sein Vorgehen exemplarisch in den wilden Skulpturen, Wäldern und Landschaften aus Spaghettinudeln, Pommes-Fritz, Kartoffeln und anderen Lebensmitteln, die, mit Buchbinderleim, Heißkleber, Farbe und unzähligen anderen Materialien überschüttet, natürlich verwesen, verfallen, stinkend verschwinden, schimmelnd Pilze und Insekten einladen, in ihnen zu wohnen und mitzuarbeiten an der weiteren Gestaltung des Objekts. Langwierige und detaillierte Arbeitsprozesse stehen absichtlich einer spezifischen Vergänglichkeit des organischen Materials gegenüber. Das Spannungsfeld zwischen dem Aufblühen eines Schimmelmosaiks, der Zumutung eines Joghurt-Wrestlings und der Herstellung einer Schaumstoffknabberskulptur lassen neue, erstaunliche und herausfordernde Werke erwarten.

 

 

 

Dirk Meinzer (*1972, Karlsruhe], Studium an der Hochschule der Bildenden Künste Hamburg, Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes (2001), Begabtenstipendium der HdBK Hamburg (2004), Arbeitsstipendium der Stadt Hamburg (2006). Zahlreiche Ausstellungen in Deutschland und international. Dirk Meinzer wird verteten von Space Other, Boston (USA) und Galerie Olaf Stüber, Berlin.

 

 

Ferenbalm-Gurbrü

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